Studenten im Gründungsfieber

Jedes Jahr stecken sich über eine halbe Million Menschen in deutschen Kliniken mit gefährlichen Krankenhauskeimen an. Das kann auch bei einem kleinen Routine-Eingriff passieren. Patienten können im Extremfall sogar an so einer Infektion sterben. Zwei Studenten aus Stralsund haben nun eine Idee ausgetüftelt, wie Schwestern und Ärzte besser und hartnäckig an das Thema Hände-Desinfektion erinnert werden.

„Wer sich selbstständig machen will, darf keine Angst davor haben, Fehler zu machen,“ sagt Dirk Amtsberg. „Man muss sich ausprobieren und Ideen notfalls auch wieder verwerfen. Nur so bleibt man flexibel im Denken und Handeln.“ von links: Dirk Amtsberg und Maik Gronau Foto: Grit Gehlen

Die Idee, ein System zu entwickeln, das die Krankenhaushygiene verbessert, entstand, als Maik Gronau im Krankenhaus lag. „Im Gespräch mit dem Hygienearzt bin ich auf das Thema aufmerksam geworden“, erinnert sich der 23-Jährige Wirtschaftsinformatikstudent. Das war im Sommer 2013. Kurz darauf  begann er mit Dirk Amtsberg, der mit ihm Wirtschaftsinformatik studiert, zu tüfteln, wie das Klinikpersonal mithilfe technischer Unterstützung an das Händedesinfizieren erinnert werden könnte.

Schon wenige Wochen später stand die Idee, die nun nach und nach technisch umgesetzt werden und so funktionieren soll:  „An jedem Desinfektionsspender einer Krankenhausstation wird ein Empfänger installiert. Jeder Arzt und jede Schwester trägt einen kleinen Sender am Kittel. Immer wenn der Desinfektionsspender betätigt wird, gibt der Sender der jeweiligen Person ein nichthörbares technisches Signal ab. Unmittelbar kann dann im Grunde ausgewertet werden, wie häufig  das Personal auf der jeweiligen Station die Hände desinfiziert hat“, erklärt Maik Gronau.

Ihm und Dirk Amtsberg ist wichtig, dass das System so verschlüsselt ist, dass das Personal nicht identifiziert werden kann. „Wenn die Erfüllungsrate auf einer Station nicht so gut ist, gehen wir davon aus, dass die Kollegen sich gegenseitig erziehen und erinnern. Wir wollen nicht, dass Ärzte oder Schwestern arbeitsrechtliche Konsequenzen fürchten müssen, wenn sie sich weniger die Hände desinfizieren als andere Kollegen“, sagt Dirk Amtsberg. Der 30-Jährige ist der Entwickler im Team, Maik Gronau ist für die Anwendung verantwortlich.
Die Idee der beiden überzeugte schon die Jury des landesweiten Hochschulwettbewerbes Inspired, bei dem sie Ende 2013 zu den Gewinnern gehörten. Beide wollen nun keine Zeit mehr verlieren und mit der Idee die eigene Firma gründen.

„Vor mir liegen noch mindestens 200 Stunden Programmierarbeit“, schätzt Dirk Amtsberg. „Ich  habe oft das Gefühl, dass ich nicht vorwärtskomme“, gibt er unumwunden zu.  „Aber spätestens im Sommer 2015 gibt es was zu zeigen. Dann steht der Prototyp!“, verkündet er im gleichen Atemzug optimistisch.
Maik Gronau nickt dazu. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, kümmert sich um Infos zu Fördermitteln, versucht Kontakte zu Kliniken aufzubauen und hat ein Kreditgespräch bei der Sparkasse Vorpommern erfolgreich gemeistert. „Wir schätzen unseren Finanzierungsbedarf auf 60.000 Euro. Das Geld brauchen wir beispielsweise für die Herstellung der Hardware. Wir haben von Löten, Sensorik und Funk keine Ahnung.“

Jemand der das leisten kann wird noch dringend gesucht. „Denn wenn der Prototyp überzeugt und eine Klinik gleich tausend Sender und Empfänger bestellt, müssen wir schnell liefern können“, sagt Maik Gronau. Der 23-Jährige hat recherchiert, dass es in Deutschland rund 4000 Krankenhäuser gibt. Jetzt sind Kontakte das A und O, um die Hygienebeauftragen dieser Kliniken auf die Idee der beiden aufmerksam zu machen. „Vielleicht gelingt das ja mithilfe eines Mentors aus dem Mentoring-Programm Mecklenburg-Vorpommern“, hofft Maik Gronau. Gestandene Unternehmer aus dem Land bieten Gründern über dieses Programm ehrenamtlich Starthilfe und führen ihre Mentees in die Unternehmerwelt ein. Kostbare Kontakte, auch weit über die Landesgrenzen hinaus, entstehen dadurch.

„Unser System ist in einigen Jahren vielleicht auch für die Gastronomie, Altenheime oder noch ganz andere Branchen interessant“, antwortet Dirk Amtsberg auf die Frage, wo er sich und seinen Partner in zehn Jahren sieht.
Beide sind fest entschlossen, die Idee auf den Markt zu bringen. „Wir haben so viel positives Feedback und Hilfe von der Jury und den Machern des Ideenwettbewerbes, von unseren Professoren und vom Gründerbüro unserer Fachhochschule erhalten, dass wir fest an unseren Erfolg glauben“, sagt Maik Gronau. „Danke, dass es all sowas gibt!“
Grit Gehlen

Kontakt:

Maik Gronau
Tel: 0172/6049035
E-Mail: maik.gronau@fh-stralsund.de
Internetseite: gwa-hygiene.de/

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