VestiFi: Wenn’s im Unternehmen nicht richtig funkt

WLANs schießen in immer mehr Unternehmen wie Pilze aus dem Boden. Kein Wunder: Man erspart sich lästiges Kabelziehen und das WLAN-Netz ist jederzeit ausbaufähig. Doch der drahtlose Internetzugang ist auch stark störanfällig. Langsame oder abbrechende Internetverbindungen kosten dann Nerven, Zeit und Geld.

Drei Rostocker haben nun eine Neuheit auf den Markt gebracht: Die VestiFi-Box samt Software entlarvt schnell und sicher die Störenfriede, die das WLAN lähmen.

Das Gründer-Team mit seiner Neuentwicklung, der VestiFi-Box

Das Gründer-Team mit seiner Neuentwicklung, der VestiFi-Box (Foto: ITMZ Universität Rostock)

Ein weißer Kasten, so groß wie ein Schuhkarton, steht auf dem Tisch.
Robert Ziemann steckt hinten an die Box sechs bleistiftlange Antennen: „So wird das Gerät zum Kunden geschickt. Der muss dann nur noch den mitgelieferten Netzstecker in die Steckdose stecken und unsere VestiFi-Box fängt an zu arbeiten. Sie zeichnet alle Signale auf, die durch die Luft schwirren und wir werten diese Daten später mit unserer eigenen Analyse-Software aus.“
Robert Ziemann ist als gelernter Elektroinstallateur und studierter Elektrotechniker der Praktiker im Team.

Till Wollenberg ist der Tüftler. „Das Gerät funktioniert wie eine Blackbox im Flugzeug“, sagt er. Er feilt an der Erfindung schon seit fünf Jahren. Der 32-jährige Informatiker hat sich im Rahmen seiner Doktorarbeit auf das Thema WLAN spezialisiert. Dabei fand er u. a. heraus, dass viele Firmen immer wieder WLAN-Probleme haben und es nur wenige Lösungsmöglichkeiten gibt. „Normalerweise buchen diese Unternehmen dann einen Experten, der vor Ort versucht, die Störung zu finden und zu beseitigen. Das dauert oft lange. Denn in vielen Firmen treten die Störungen nur sporadisch und dann auch noch an verschiedensten Stellen auf.“

Störungen können zum Beispiel durch Mikrowellen, Überwachungskameras oder drahtlose Kopfhörer entstehen. Diese Signale können sich gegenseitig beeinflussen, überlagern, stören.
Aber auch, wenn zugleich von verschiedenen Arbeitsplätzen große Datenmengen abgerufen werden, wird das WLAN langsam oder fällt ganz aus.

„Im schlimmsten Fall ist der Betrieb dann für Stunden lahmgelegt. Das kann richtig ins Geld gehen“, weiß Christoph Müller.
Der 33-jährige studierte Wirtschaftswissenschaftler ist im Team für Zahlen, Anträge, Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. „Unsere Zielgruppe sind ganz klar Unternehmen, die WLAN nutzen. Das sind Industriebetriebe, aber auch Kliniken, Logistikunternehmen oder Büros, wie beispielsweise eine große Steuerkanzlei.“
Christoph Müller schmunzelt als er sagt, dass die Dienstleistung natürlich auch von Privatpersonen beauftragt  werden kann. „Aber unser Angebot ist personalintensiv, die Kosten beginnen daher im vierstelligen Bereich.“

Was diese eine Box an Daten aufnehmen und verarbeiten kann, dafür wurden vor einem Jahr noch drei Boxen gebraucht. „Wir entwickeln die VestiFi-Box ständig weiter“, erklärt Robert Ziemann (rechts im Bild) Martin Priesel vom Forschungsverbund MV. Neu ist beispielsweise, dass sie jetzt auch für den Außeneinsatz geeignet und stoß- und wasserfest ist.

Was diese eine Box an Daten aufnehmen und verarbeiten kann, dafür wurden vor einem Jahr noch drei Boxen gebraucht. „Wir entwickeln die VestiFi-Box ständig weiter“, erklärt Robert Ziemann (rechts im Bild) Martin Priesel vom Forschungsverbund MV. Neu ist beispielsweise, dass sie jetzt auch für den Außeneinsatz geeignet und stoß- und wasserfest ist. (Foto: Grit Gehlen)

Dafür bekommt der Kunde einen individuellen Bericht samt Empfehlungen. Till Wollenberg kann die Daten lesen und auswerten, weiß, was welche Kurve bedeutet und wie die Fehlerquelle zu beseitigen ist. Noch ist es so, dass er die Daten erst auswerten kann wenn der Kunde die Box zurückgeschickt hat. Doch das Team will künftig auch eine Online-Lösung anbieten.

Ob Online oder Post – alle Daten, die die VestiFi-Box aufzeichnet, werden sicher verschlüsselt. „Zudem zeichnet die Box keine Daten des Unternehmens auf, sondern nur die für die Fehlerdiagnose notwendigen Informationen“, versichert Till Wollenberg. „Mit diesen Daten kann ein Fremder nichts anfangen“, sagt Till Wollenberg. „Um sie auszuwerten braucht man unsere Analysesoftware.

Ein erster großer Kunde aus Hamburg hat gerade für einen dritten Auftrag Kontakt aufgenommen. Hier  in Rostock sind sie mit einem weiteren Kunden im Gespräch.
Glücklicherweise besteht zurzeit noch kein Auftragsdruck. Das VestiFi-Team, das sein Büro in der Uni Rostock hat, bekommt seit dem 1. Januar ein EXIST-Gründerstipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, welches durch den Europäischen Sozialfonds kofinanziert wird. Ein Jahr lang erhalten die drei jeden Monat pro Kopf 2.500 Euro zum Leben, dazu 30.000 Euro für Sachkosten und Zuschüsse für Beratung und Coaching.

Bei der  Erarbeitung des Geschäftskonzepts für die Beantragung des Stipendiums hat Martin Priesel vom Forschungsverbund MV geholfen. Das über ESF-Mittel finanzierte SPiNOFF-Projekt des Wirtschaftsministeriums MV unterstützt Absolventen und Wissenschaftler aus Mecklenburg-Vorpommern bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee. „Für den 30-seitigen Förderantrag, der einem ausgereiften Businessplan sehr nahe kommt, haben wir in einer intensiven Zusammenarbeit sechs oder sieben Monate gebraucht. So ein Antrag hat es in sich“, weiß er. Allein die Recherchen zum Markt und potenziellen Wettbewerbern, die Aufbereitung des Zahlenwerks oder auch die Definition des Kundennutzens, der sich über die Behebung von finanziellen Schäden durch WLAN-Ausfälle definiert, habe viel Zeit beansprucht. Diese Zahlen seien aber beispielsweise sehr wichtig gewesen, um im Förderantrag darzustellen, dass VestiFi marktfähig ist und Aufträge generieren wird.

„Das Angebot der drei ist noch konkurrenzlos, auch dank Tills fachlicher Expertise“, sagt Martin Priesel, der eher die Gefahr sieht, dass hochqualifiziertes technisches Personal für die Analyse der WLAN-Daten der Engpass ist, wenn die Nachfrage nach den Dienstleistungen von VestiFi überschlägt.
Mithilfe der SPiNOFF-Coachingleistungen können in der Vorgründungsphase weitere Fachexperten und erfahrene Unternehmer zu speziellen Fragestellungen hinzugezogen werden.
Und auch die Macher vom Projekt TechnoStartup, das ebenfalls vom Land gefördert wird, stehen ab Unternehmensgründung in den Startlöchern, um VestiFi beim Markteintritt zu unterstützen.
„Klassische Werbung kommt für uns eher nicht in Frage. Ich denke, wir müssen bundesweit an die Entscheider in den Unternehmen ran, uns auf Messen und in Fachzeitschriften bekannt machen“, sagt Christoph Müller.
Auch Vertrags-, Rechts-, Layout- und Patentberatung stehen auf der ToDo-Liste.

Und ganz oben steht die Vision:
Wenn es Probleme mit dem WLAN gibt, denkt der Kunde automatisch an VestiFi.

VestiFi Presse 1-2

Von links: Christoph Müller, Till Wollenberg, Robert Ziemann (Foto: ITMZ Universität Rostock)

Kontakt:
VestiFi | Wireless Networks Consulting
c/o Universität Rostock
Albert-Einstein-Straße 21
18059 Rostock
Tel.: 0381 498-4574
E-Mail: christoph.mueller@vestifi.de
Website: www.vestifi.de

Grit Gehlen

10.3.2016

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