Eis: „Wir machen das jetzt selbst, und besser als alle anderen.“

Hausgemachtes Softeis – ohne künstliche Zusatzstoffe – verkaufen seit dem Sommer 2015 Ulrike Jähme und Martin Klemkow. Ihre Softeisschmiede steht in Schwerins Altstadt. Weil sich Eis im Winter schlechter verkauft, bieten die beiden Gründer und ihre Angestellten derzeit einen warmen Mittagstisch an, der auch schon seine Stammkunden gewonnen hat. Ab dem Frühjahr gibt’s dann wieder Eis.
Wie zufrieden Ulrike Jähme und Martin Klemkow mit ihrer Geschäftsidee sind, welche Hürden schon hinter ihnen liegen und was sie sich für die unternehmerische Zukunft wünschen, steht in diesem Interview.

ILKA EIS zu finden in der 2. Enge Straße 2 in Schwerin Foto: Martin Klemkow

ILKA EIS zu finden in der 2. Enge Straße 2 in Schwerin Foto: Martin Klemkow

Herr Klemkow, das erste halbe Jahr als Unternehmer liegt hinter Ihnen beiden. Wie war der Start?

Die Geschichte mit dem Eis war schon aufregend. Als große Liebhaber guten Essens und insbesondere gutem Eis haben wir beschlossen – wir machen das jetzt selbst, und besser als alle anderen.
Viel Zeit ist seit der ersten Idee Anfang 2015 in das Recherchieren, Testen, Lernen und Verbessern sowohl der alten Technik (DDR „ILKA“ Eismaschinen, mittlerweile mit moderner Kühltechnik umgerüstet) als auch der Rezepturen geflossen.
Wir hatten den Anspruch, erst zu eröffnen, wenn das Eis wirklich dem entspricht, was wir uns beide vorstellen. Fertigmischungen aus dem Großhandel kamen für uns nicht in Frage.
Ulrike hat das Eis entwickelt, ich habe mich um die Technik und die Ladenausstattung gekümmert. Natürlich war das alles aufregend. Der Eröffnungstermin verschob sich immer weiter, da wir lange Zeit nicht mit dem Ergebnis zufrieden waren. Und so wurde aus Anfang Mai dann Mitte Juli. Aber jetzt sind wir wirklich zufrieden mit unserem Eis und unsere Gäste ganz offensichtlich auch.

Wie fühlt es sich an Unternehmer zu sein?

Für Ulrike war das alles neu, aber für mich ein bereits bekanntes Gefühl, da ich schon seit 15 Jahren mit der Internetagentur MANDARIN MEDIEN selbstständig bin. Trotzdem war alles hier auch für mich aufregend, zumal diese Gründung eine völlig andere Richtung ist. Keiner von uns beiden wusste, ob wir das alles hinbekommen, ob man uns und unser Eis gut finden würde, ob die Technik funktioniert…
Und es war natürlich spannend, das Feedback sofort und direkt bei den Kunden zu sehen und zu erleben. Schmeckt es oder nicht?
Das Unternehmerdasein gefällt Ulrike und mir gut. Auch, weil wir ein großartiges Team haben, das unsere Vorstellungen und Pläne mitträgt, sich mit Ideen einbringt und uns immer unterstützt. Das macht natürlich vieles leichter.

Foto: Martin Klemkow

Die 30 Jahre alten Softeismaschinen wurden mit toller Unterstützung von den Dresdner Kühlanlagenbauern in Schwerin um- und aufgebaut. Foto: Martin Klemkow

Wie ist die Idee entstanden, sich mit einer kleinen Eisdiele selbstständig zu machen?

Nun ja. Wie sollen wir es sagen…: Wir lieben Eis. Gutes Eis.
Ulrike ist gelernte Physiotherapeutin und hat im Herbst angefangen, Medizin zu studieren. Wir haben uns gedacht, bis sie damit fertig ist probieren wir das hier aus und finanzieren zugleich Ulrikes Studium.  Mich hat es zudem sehr gereizt, auch mal etwas Neues auszuprobieren.

Sie werben damit, dass Sie Ihr Eis selbst machen. Wie einfach ist es, ein Eis-Rezept zu entwickeln?

Wie immer stellt man sich das einfach vor, doch dann wird man schnell eines Besseren belehrt.
Unser Anspruch war ein Eis ohne künstliche Zusatzstoffe wie Emulgatoren, Geschmacksmittel, Farbstoffe. Gestartet sind wir mit einem Grundeisrezept aus einem Ben & Jerrys Eiskochbuch.
Wir haben aber schnell festgestellt, was zu Hause auf einer kleinen Streicheismaschine gut geht, funktioniert nicht wirklich in den großen 30 Jahre alten Softeismaschinen, die wir liebevoll und mit toller Unterstützung von den Dresdner Kühlanlagenbauern in Schwerin um- und aufgebaut haben. Das Eis war entweder zu hart, zu weich oder hatte keine schöne Konsistenz. Wenn diese Probleme gelöst waren, schmeckte das neue Mischungsverhältnis nicht mehr.
Aber wir wollten partout keine Softeis-Fertig-Mischung verwenden, also mussten wir noch einiges über Lebensmittel und deren Verhalten in Verbindung miteinander und unter Hitze und Kälte lernen. Das hat uns zwei Monate in unserem Zeitplan zurückgeworfen, aber das Ergebnis war es wert. Unser Eis enthält nur natürliche Zutaten, muss dadurch aber jeden Tag frisch zubereitet werden.

Foto: Martin Klemkow

Der Mittagstisch soll auch im Sommer erhalten bleiben, weil er bei der Kundschaft sehr gut ankommt. Foto: Martin Klemkow

Aktuell gibt es kein Softeis? 

Eis gibt es erst wieder, wenn der Wetterbericht voraussagt, dass der Frühling kommt. Den Mittagstisch, den wir jetzt im Winter eingeführt haben, versuchen wir zu erhalten. Aber vermutlich in stark abgespeckter Form. Unser kleiner Laden ist da sehr beschränkt und die Auflagen für die Eisherstellung sind zu Recht sehr stringent.

Wie werden Kunden auf Sie und Ihr Angebot aufmerksam?

Unsere beste Werbung ist natürlich unser großartiges Produkt. Was abgedroschen klingt, beschert uns eine tolle Stammkundschaft.
Unsere Werbung besteht aus einem einfachen Mix: Aus Mund-zu-Mund Propaganda, Flyern, Facebook und vielen netten Gesprächen am Tresen, wo wir hören, was den Kunden wichtig ist, was sie mögen und was nicht.

Wie erfolgreich sind Sie schon?

Tatsächlich erfolgreicher als erwartet. Wir bekommen sehr viel tolles Feedback, haben viele Stammkunden und genau diese Erfahrung hat uns ermutigt, unseren Anspruch auch auf ein Mittagstisch-Geschäft auszuweiten. Das ist gerade mal ein paar Tage aktiv, aber auch hier bekommen wir schon wieder großartige Resonanz und ja, auch der Umsatz steigt.
Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?
Wir haben viel investiert, können aber sagen, dass das Eisgeschäft schon gut funktioniert. Beim Mittagstisch kann man nach ein paar Tagen noch nicht viel sagen, aber es zeichnet sich schon ab, dass auch dieses Angebot laufen wird. Momentan stecken wir alles Geld gleich wieder in den Laden. Fragen Sie uns am Ende der Saison doch noch mal.

Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Eröffnung von Ilka Eis?

Durch meine Selbständigkeit bin ich mit vielen Dingen, wie beispielsweise Buchhaltung, Marketing, Einkauf schon vertraut. Ulrike konnte sich dadurch in Ruhe um die Entwicklung der Rezepte kümmern.
Vielleicht haben wir deswegen auch einen Vorteil gegenüber Neu-Gründern und mussten keine speziellen Seminare besuchen.

Foto: Martin Klemkow

Foto: Martin Klemkow

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Der größte Teil der Investitionen ging natürlich für die Technik und Ladenausstattung drauf. Wir haben insbesondere in die Eismaschinen viel gesteckt, aber auch die Küche hat einiges abgefordert. Man kann frisches Eis nicht einfach in einer Haushaltsküche herstellen, man benötigt verschiedene Kühl- und Gefrierschränke, Gastronomie-Küchen-Niveau ist da angesagt. 20.- bis 30.000 Euro sind dafür schnell ausgegeben. Dazu kommen dann Miete, Personal, und nicht zu vergessende Nebenkosten. Wir hatten das Glück, dass wir das aus eigenen Mitteln abdecken konnten. Das hat uns natürlich Luft gegeben, die Dinge so zu tun, wie wir wollten.

Was für Hürden und Herausforderungen liegen schon hinter Ihnen?

Wir haben in sehr kurzer Zeit sehr viel lernen müssen, Rückschläge eingesteckt und festgestellt, dass es fast nie so einfach ist wie gedacht. Aber wenn man erst einmal herausgefunden hat, wie man die Probleme lösen kann, dann beginnt der Spaß. Man lernt mit Regenwetter umzugehen, Ausfälle der Technik zu überleben, weiterzumachen, obwohl der 55. Versuch das Eis cremig aus der Maschine zu bekommen wieder fehlgeschlagen ist.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Im Moment? Uns fehlt schönes Eis-Wetter.
Ansonsten überlegen wir natürlich immer, was wir noch verändern und verbessern können.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Für uns war und ist Facebook wichtig. Viele Freunde haben uns dort „gelikt“ und somit unterstützt. Das hat nämlich schnell für einen hohen Bekanntheitsgrad gesorgt. Das positive Feedback dort zu unserem Eis hat dann den Rest erledigt.
Eine Facebook-Seite können wir uneingeschränkt empfehlen!

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren? 

Foto: Martin Klemkow

Das Softeis aus ILKA Eis in Schwerin enthält nur natürliche Zutaten, muss dadurch aber auch jeden Tag frisch zubereitet werden. Foto: Martin Klemkow

Stadtbekannt sind wir schon, vielleicht gehen wir noch über die Stadtgrenzen hinaus. Ideen haben wir immer. Wir stehen nie still. Und wer mehr wissen will, kann sich einfach überraschen lassen, und uns auf Facebook folgen. Dort posten wir immer, was wir gerade tun. Und so viel sei schon verraten: Wir haben da noch so einen kleinen Plan…

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …Dinge so zu tun, wie ich sie für richtig halte.

Würde ich noch mal neu starten, …dann würde ich viel schneller viel mehr lernen, lesen und mich mit vielen Dingen beschäftigen, die Augenscheinlich nichts mit meinem Geschäft zu tun haben. Der Blick über den Tellerrand kann gar nicht weit genug reichen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… keine Angst zu haben, realistisch zu sein aber ebenso überzeugt von seinen Ideen zu bleiben, Hindernisse nicht als Herausforderung zu betrachten und mit vielen Leuten über seine Ideen zu reden. Dadurch bekommt man viele interessante Ansätze, weitere Ideen und hilfreiche Kritik, kann Fehler früh vermeiden und gute Ideen herauskristallisieren.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Kontakt:
ILKA EIS
2. Enge Straße 2
19055 Schwerin

Tel.: 0170 9631960
E-Mail: info@ilka-eis.de
Website: http://www.ilka-eis.de/
Facebook und Co: https://www.facebook.com/ilkaeis/?fref=ts

5.2.2016

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