Tuscherei Schwerin: Nach vier Wochen das erste Mal ausgebucht

Beim Gründungswettbewerb der IHK zu Schwerin errang Martina Menzel im Sommer 2015 den 1. Platz. Ihre Geschäftsidee: Ein Mal-Cafe in dem Kunden Ihre Keramik selbst gestalten können. Im November eröffnete die 34-Jährige ihre Tuscherei in der Schweriner Puschkinstraße. Wie gut die Geschäftsidee ankommt und wie das Weihnachtsgeschäft lief, das und mehr erzählt Martina Menzel in diesem Interview. 

Vor ihrer Eröffnung hat sich Martina Menzel in einem Mal-Café in Berlin viele Tipps und Ratschläge geholt. Foto: von munich sedcard Hamburg

Vor ihrer Eröffnung hat sich Martina Menzel in einem Mal-Café in Berlin viele Tipps und Ratschläge geholt.
Foto: munich sedcard Hamburg

Frau Menzel, herzlichen Glückwunsch zum mutigen Schritt in die Selbstständigkeit. Sie sind jetzt gut zwei Monate Unternehmerin. Wie fühlt sich das an?
Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich meinen Laden aufschließe und bin gespannt, was der Tag wohl bringen wird. Es gibt natürlich immer viel zu tun, aber es fühlt sich alles richtig und irgendwie gar nicht wie ein Job an.

Am 13. November haben Sie Ihre Tuscherei eröffnet. Wie war der Start ins Unternehmerinnenleben?
Die Wochen vor der Eröffnung waren mindestens genauso aufregend, wie der Start selbst. Nachdem der Laden gefunden war, musste dieser komplett grundsaniert werden. Wände, Heizung, Elektrik, WC … einfach alles musste erneuert werden und der Vermieter hat sich bereit erklärt, alles zeitnah umzusetzen. Ich war fast jeden Tag auf der Baustelle und zudem mussten die Waren besorgt, der Ofen getestet und erste Teststücke bemalt werden. Ich habe mir oft gewünscht, dass der Tag 24 Stdunden mehr hat. Aber meine Familie hat fleißig mit angepackt und mich unterstützt, wo es nur ging. Wie durch ein Wunder war dann tatsächlich alles fertig zur Eröffnung.

Foto: Thomas Menzel

Foto: Thomas Menzel

In den ersten Tagen waren hauptsächlich interessierte Besucher im Laden, die sich über das Angebot informiert haben. Das Konzept ist neu und gibt es so weder in Schwerin noch in der Umgebung. Ich habe damit gerechnet, dass ich anfangs erst einmal mit “Aufklärungsarbeit“ beschäftigt bin. Aber es waren überraschend viele Touristen da, die spontan gemalt haben und von Woche zu Woche wurden es stetig mehr Besucher. Nach vier Wochen waren wir dann erste Mal ausgebucht. Das hat meine Erwartungen übertroffen.

Was genau bieten Sie in Ihrer Tuscherei an? 

Die Tuscherei ist kreativer Ort zum Abschalten. Die Kunden können in angenehmer Atmosphäre und bei einem Kaffee oder Tee ihrer Kreativität freien Lauf lassen, um Keramik nach Belieben selbst zu bemalen. Neben dem Spaß an der Sache entsteht ein einzigartiges Produkt, mit dem man sich und anderen eine große Freude macht.

Die Auswahl an Rohkeramiken ist riesig. Foto: Thomas Menzel

Die Auswahl an Rohkeramiken ist riesig.
Foto: Thomas Menzel

Wir haben über 200 verschiedene Rohkeramiken zur Auswahl. Dabei handelt es sich überwiegend um Gebrauchskeramiken wie Teller, Tassen und Schalen, die im täglichen Leben benutzt werden können. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und wirklich kinderleicht. Wir unterstützen natürlich mit jeder Menge Ideen zur Gestaltung. Es gibt diverse Hilfsmittel wie z.B. Siebdruckschablonen, Stempel, Stanzformen und Techniken wie z.B. Blubberblasen-Technik oder die Kratz-Technik, so dass jeder in der Lage ist etwas Schönes nach seinem Geschmack zu schaffen. Ist die Keramik fertig bemalt, kommt die Tuscherei zum Zug. Die Stücke werden fachmännisch glasiert und gebrannt, so dass sie im Anschluss alltagstauglich sind und sogar in den Geschirrspüler gestellt werden können. Nach wenigen Tagen kann die Keramik abgeholt werden und glückliche, stolze Gesichter strahlen mich an. Der Vorher-Nachher Effekt ist wirklich beeindruckend. Auch bin immer noch ganz gespannt, wenn wir nach dem Brennen in den Ofen schauen.

Wie werden Kunden auf die Tuscherei aufmerksam?
Der Gründungswettbewerb hat da natürlich sehr geholfen und die regionalen Medien haben schon im Sommer vom Gewinn und meiner Idee berichtet. Zudem habe ich einen Medienpreis vom Medienhaus Nord gewonnen, den ich in der Eröffnungsphase komplett eingesetzt habe um Anzeigen in den regionalen Zeitungen und online zu schalten. Es waren auch schon mehrere Berichte in den Zeitungen und es lief ein Beitrag im NDR beim Nordmagazin. Die Kunden sprechen mich deswegen sehr häufig an.
Ich mache, wo es nur geht, auf meine Website aufmerksam und nutze Facebook, um die neuesten Unikate zu zeigen oder auf bestimmte Events hinzuweisen. Flyer verteile ich in erster Linie im Laden an interessierte Kunden, um die wichtigsten Infos, wie Kontaktdaten und Öffnungszeiten, auf eine Blick zu liefern. Die Gestaltung des Schaufensters ist wichtig, um Interesse zu wecken und die Kunden neugierig zu machen. In Schwerin geht auch sehr viel über Mund-zu Mund Propaganda. Die Kunden berichten zu Hause vom Mal-Spaß in der Tuscherei und dann kommen Freunde oder Verwandte.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich mit der Tuscherei selbstständig zu machen? 

Insbesondere jüngere Kunden werden über Facebook auf die Tuscherei aufmerksam. Aber auch die vielen Artikel in den Zeitungen und ein Fernsehbericht lockten etliche Kunden in die Schweriner Tuscherei. Foto: Voß

Insbesondere jüngere Kunden werden über Facebook auf die Tuscherei aufmerksam. Aber auch die vielen Artikel in den Zeitungen und ein Fernsehbericht lockten etliche Kunden in die Schweriner Tuscherei.
Foto: Voß

Die Idee ist so nach und nach gewachsen. Mein Mann und ich haben auf unserer Hochzeitsreise in Nordamerika ein Pottery-Art-Cafe gesehen und fanden die Idee super. Danach ist mir aufgefallen, dass die Idee in Deutschland schon recht verbreitet ist und wir sogar ein wunderschönes Porzellan-Mal-Cafe bei uns in Hamburg um die Ecke haben. In der Elternzeit habe ich das öfter mit Freundinnen besucht und Fußabdrücke von meinem Sohn gemacht. Das war ein Riesenspaß.
Die Idee, mich auch mit so einem mal-Café selbstständig zu machen entstand, weil ich Mutter geworden bin. Die letzten fünf Jahre vor der Geburt meines Sohnes Oskar war ich bei einem Terminalbetreiber in Hamburg tätig. Ich habe Logistikkonzepte für den Bau von Offshore Wind Parks vermarktet und Kunden in ganz Europa betreut. Dass das zukünftig schwer unter einen Hut zu bringen sein wird, in Teilzeit und mit Oskar, war mir schon klar. Also habe ich die Idee mit dem Mal-Café konkreter verfolgt, einen Workshop besucht und recherchiert. In Hamburg gibt es schon ein paar Mal-Cafés, aber in Schwerin noch nicht. Und dass es hier super hinpassen würde, stand außer Frage. Und so kam dann die Idee ins Rollen.

Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Eröffnung der Tuscherei? 

Foto: Thomas Menzel

Foto: Thomas Menzel

Ich habe einen Workshop bei einem der erfahrensten Mal-Studio Betreiber in Berlin besucht und da sehr viele Informationen zum Ablauf und zur Betriebsführung bekommen. Außerdem habe ich ein Existenzgründungsseminar besucht. Mit Frau Fahden von der IHK zu Schwerin bin ich meinen Businessplan durchgegangen und habe mich über Fördermöglichkeiten informiert. Das war zwar sehr aufwändig, aber als mein Businessplan fertig war, hatte ich einen Plan und ein Ziel. Der Plan hilft mir bis heute, wenn ich mal die Orientierung verliere.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie auch Fördermittel beantragt?

Für die Gründung musste ich keinen Kredit aufnehmen. Ich hatte Erspartes. Meine Familie hat mich beim Ladenbau sehr unterstützt, so dass wir viel in Eigenleistung schaffen konnten. Über die IHK habe ich einen Bildungsscheck beantragt und der Gründungszuschuss vom Arbeitsamt wurde auch bewilligt.

Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?

Wenn alles läuft wie geplant, sind ab dem Frühsommer alle Kosten gedeckt.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen? 

Foto: Thomas Menzel

Foto: Thomas Menzel

Ich bin gerade dabei Mitarbeiter einzustellen, die mich abends und an den Wochenenden unterstützen. Es fällt mir noch etwas schwer loszulassen und Verantwortung zu übergeben, aber ich glaube, das ist ganz normal. Ich möchte halt, dass alles rund läuft und die Kunden zufrieden sind.
In den nächsten Wochen will ich mich mehr auf Vertrieb und Marketing konzentrieren. Ich habe da ein paar Ideen für die Sommersaison und an der Umsetzung muss ich nun arbeiten.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Eine Geldmaschine wäre toll … 😉
Ein zweiter Ofen wäre super. Zum einen als Absicherung, falls der andere Ofen mal ausfällt, aber auch um Spitzen abzudecken und große Mengen schnell fertig zu stellen. Diese Investition ist frühestens im 4. Quartal geplant.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?
Ja, hauptsächlich Facebook. Ich frage die Kunden oft, wie sie auf mich aufmerksam geworden sind und gerade die jüngeren Generationen erreiche ich über Facebook offenbar sehr gut. Es ist auch ein gutes Medium, um die neusten Unikate zu zeigen und auf Sonderveranstaltungen, wie z.B. unser After-Work-Tuschen, hinzuweisen.

Foto: Thomas Menzel

Foto: Thomas Menzel


Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… die Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen, aber auch die Verantwortung dafür zu tragen.

Würde ich noch mal neu starten,… dann würde ich mehr Regalböden in den Tresen bauen lassen, keine weißen Tischplatten mehr nehmen  … aber im Wesentlichen würde ich wieder alles genauso machen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich, …sich einen Plan zu machen, sich zu informieren und zu recherchieren und wenn man dann immer noch an die Idee glaubt, einfach loslegen und dran zu bleiben. Man kann alles schaffen, wenn man nur will (ein Sprichwort von meiner Mama, was mich schon mein ganzes Leben begleitet).

Die Fragen stellte Grit Gehlen 

Foto: Thomas Menzel

Foto: Thomas Menzel

Kontakt:
Tuscherei
Martina Menzel
Puschkinstr. 47
19055 Schwerin

Telefonnummer: 0385 59239909
E-Mail: kontakt@tuscherei.de
Website: http://www.tuscherei.de/
Facebook und Co: https://www.facebook.com/Tuscherei/?fref=photo

15.01.2016

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