Grüne Neun – hier ist alles selbst gemacht

Seit drei Monaten gibt es in Warens Innenstadt die Grüne Neun. Sabine und Stefan Dahlmann bieten hier von Montag bis Freitag drei Suppen, Quiche, Tarte und hausgemachten Kuchen zum kleinen Preis an- alles hausgemacht und natürlich mit frischen Zutaten. Begehrt sind bei den Kunden vor allem exotische Suppen wie die italienische Tomatensuppe mit Olivensahne, die Karotte-Kokos-Ingwersuppe oder die pakistanische Ananas-Currysuppe. Nicht selten drängen sich die Wartenden bis zur Tür.  

Es läuft viel besser als erwartet in der Suppenbar Grüne Neun in Waren. Foto: Grit Gehlen

Es läuft viel besser als erwartet in der Suppenbar Grüne Neun in Waren.
Foto: Grit Gehlen

Es ist 14 Uhr. Der Mittagsansturm so gut wie vorbei. Entspannt sitzen Sabine und Stefan Dahlmann vor der Tür ihrer klitzekleinen Suppenbar. Drinnen gibt es zwei Tische, an denen bis zu elf Gäste Platz finden. Draußen, stehen mit Genehmigung des Ordnungsamtes vier weitere Tische mit Stühlen. In Spitzenzeiten ist oft alles besetzt.
Das Ehepaar ist zufrieden. Bisher wurde der im Businessplan veranschlagte Minimalumsatz jeden Tag deutlich überschritten. „An manchen Tagen sogar um das dreieinhalbfache“, sagt Stefan Dahlmann, der sich um die Buchführung kümmert. Ein Jubeln ist seiner Stimme dabei nicht zu entnehmen. „Naja, wir haben so viel zu tun, dass eine weitere Arbeitskraft durchaus eingestellt werden könnte. Aber das muss gut überlegt und berechnet sein. Der Mehrumsatz trägt nicht unbedingt die Personalkosten.“
Stefan Dahlmann weiß, wovon er spricht. Er kennt sich mit Umsatzzahlen, Gewinn- und Verlustrechnung bestens aus. In Niedersachsen betrieb der 57-Jährige lange Zeit einen Gastronomiebetrieb. In Waren eröffnete er vor fünf Jahren einen mittlerweile stadtbekannten Buchladen. Seine Frau wollte darin nicht mitarbeiten. „Ich habe schon immer von einem kleinen Bistro oder einem Café geträumt“, sagt die gelernte Bäckerin, die eine meterlange Kochbuchsammlung zu Hause hat und gerne am Herd steht.

Foto: Grit Gehlen

Um auch im Winter Gäste in die Seitenstraße zu locken, in der das Bistro liegt, sollen Tische und Stühle weiterhin draußen aufgebaut werden. Foto: Grit Gehlen

Vor einem Jahr ging das Ehepaar dann in Waren auf kulinarische Entdeckungsreise. Nach dem Motto: Was gibt es hier und was fehlt noch? Konkurrenzanalyse nennt sich sowas.
Ergebnis: In der beliebten Altstadt Warens gibt es unzählige Restaurants und einige Döner- und Bratwurststände. „Speiselokale sind preisintensiv und Döner und Co mag nicht jeder. Schnell stand also fest, ein modernes einladendes Bistro mit frischen und leichten Angeboten fehlt.“, sagt Stefan Dahlmann. Fazit: Preiswert und schnell sind Suppen gemacht.
Welches Konzept – von der Suppe, über die Einrichtung, die Lage bis hin zur Werbung – am besten bei Kunden ankommt, erkundete das Ehepaar daraufhin in ganz Deutschland. „Wir waren beispielsweise in Greifswald, in Wolgast, in Düsseldorf, in Rostock, in Stralsund und Berlin in Suppenbars“, zählt Sabine Dahlmann auf. Ihre Beobachtung: Es darf nicht zu spartanisch und selbstgebaut aussehen und auch nicht zu sehr nach plüschiger Wohnzimmeratmosphäre. Modern und einladend, mit hochwertigen Arbeitsplatten und Edelstahl, das kam bei den Suppenbar-Kunden irgendwie am besten an. Und: Bestellt wurden meist Suppen, die anders und exotisch klangen und den Kunden offenbar schmeckten. Und so ist es nun auch in der Grünen Neun.
Stefan Dahlmann hat hier viel selbst gemacht, um Kosten zu sparen. „Handwerklich sollte ein Gründer unbedingt begabt sein. Auch mal ein Regal anschrauben oder die Lampe anbauen können“, sagt die 49-jährige Sabine Dahlmann. Rund 15.000 Euro kostete die Renovierung und Einrichtung der Suppenbar. „Wir haben eine hochwertige Kücheneinrichtung gekauft. Einen guten Umluftbackofen, eine Profi-Küchenmaschine, eine Spülmaschine, einen Tiefkühler und einen Kaffeeautomaten. Die Toilette musste auch umgebaut und von der Personaltoilette getrennt werden.“ Kredit brauchten die Dahlmanns dafür nicht aufzunehmen und auch sonst hat das Ehepaar keine Fördermittel beantragt, sondern alles aus eigener Kraft gestemmt.

Exotische Suppen werden von den Kunden am liebsten ausprobiert, haben die Dahlmanns beobachtet. Foto: Grit Gehlen

Exotische Suppen werden von den Kunden am liebsten ausprobiert, haben die Dahlmanns beobachtet. Foto: Grit Gehlen

„Im Grunde zahlen wir monatlich nur unsere Miete und alle Nebenkosten, die aber nicht zu unterschätzen sind. Die IHK will ihren Beitrag, bei der Stadt zahlen wir Pacht für die Außenfläche, auf der unsere Tische und Stühle stehen, Versicherungen und Beiträge, Steuern ans Finanzamt und viele andere kleine und große Summen werden regelmäßig fällig. Ich kenne mich glücklicherweise damit aus, aber angehende Gründer sollten sich dazu unbedingt beraten lassen“, empfiehlt Stefan Dahlmann. Sonst lauert so manch böse Überraschung.
Vom ersten Tag an schreibt Stefan Dahlmann, der seine Frau als Mitarbeiterin angestellt hat, schwarze Zahlen. Am 2. Juni eröffnete das Ehepaar ihre Grüne Neun in der Kleinen Grünen Straße Hausnummer 9 in Waren. Von Anfang an gab es viel Lob von den Gästen, die teilweise die Neueröffnung auf Facebook mitverfolgt hatten. Schon während der Umbauphase postete Stefan Dahlmann dort immer wieder Fotos. „Als der Kaffeeautomat ausgepackt und aufgestellt wurde sorgte das auf unserer Fanseite für viel Wirbel“, erinnert sich Sabine Dahlmann schmunzelnd. Anfangs waren es vor allem Freunde, die Fans der Facebook-Seite wurden. Von den Freunden kamen die Freunde hinzu und schließlich immer mehr echte Fans.
Täglich postet Stefan Dahlmann etwas: „Meist die Speisekarte, aber auch mal was übers Wetter oder ich erkläre einen Begriff, beispielsweise woher das Wort Gugelhupf stammt.“ Die Grüne Neun Facebook-Seite ist auch für Interessierte sichtbar, die nicht bei dem sozialen Netzwerk angemeldet sind. Deswegen ist erstmal keine Website geplant. Das spart Geld, das die Dahlmanns auch lieber in den nächsten anstehenden Umbau investieren wollen. Die Plätze um die beiden großen Tische sollen in der Suppenbar anders angeordnet werden. Gäste setzen sich nur ungern dazu, wenn am Tisch schon Leute sitzen, hat Sabine Dahlmann beobachtet.

Foto: Grit Gehlen

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Gerne abbiegen und lecker essen: Schon in der gut besuchten Einkaufsstraße stehen mit Genehmigung des Ordnungsamtes Hinweisschilder, die Kunden anlocken. Foto: Grit Gehlen

Gerne abbiegen und lecker essen: Schon in der gut besuchten Einkaufsstraße stehen mit Genehmigung des Ordnungsamtes Hinweisschilder, die Kunden anlocken.
Foto: Grit Gehlen

Um auch im Winter Gäste in die Seitenstraße zu locken, in der das Bistro liegt, sollen Tische und Stühle weiterhin draußen aufgebaut werden. Schon in der gut besuchten Einkaufsstraße weisen Abbiege-Schilder auf die Grüne Neun hin. Das kostet zwar eine Gebühr, aber ist wichtig, wenn man in der Seitenstraße nicht übersehen werden möchte.
Stefan und Sabine Dahlmann sind frohen Mutes, wenn sie nach Wünschen für die Zukunft gefragt werden. „Wir haben schon viel Stammkundschaft. Meist sind das Gäste, die in der Umgebung arbeiten. Gern würde ich allerdings mehr regionale Zutaten in meinen Suppen verarbeiten“, gesteht Sabine Dahlmann. Aber das sei schwierig, deswegen hat sie sich für einen regionalen Gemüsegroßhändler entschieden.

Sabine Dahlmann muss zurück in die Küche. Aufräumen. Die stundenweise angestellte Kollegin hat Feierabend und gleich schließt die Grüne Neun, die montags bis freitags von 11.00 bis 15.00 Uhr geöffnet ist. Länger aufmachen lohnt sich nicht. Auch am Wochenende kommen zu wenige Gäste, haben die Dahlmanns ausgetestet.
Für Stefan Dahlmann beginnt nun die zweite Schicht in seinem Buchladen, der gleich um die Ecke liegt. Er freut sich auf die Arbeit im Laden. „Man sollte sich nie mit etwas selbstständig machen, woran man keinen Spaß hat. Dann scheitert man!“

Grit Gehlen

Kontakt:
Grüne Neun
Kleine Grüne Str. 9
17192 Waren
Telefon: 03991 63 28 700
E-Mail: grueneneun@email.de
Grüne Neun bei Facebook

16.10.2015

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