Etage 9 – Arbeitsplatz über den Dächern der Stadt

Der schönste Arbeitsplatz in Neubrandenburg gehört Anett Sponholz. Die 40-Jährige hat im Mai im HKB-Turm ihren Friseursalon Etage 9 eröffnet. Sie genießt mit ihrer Kundschaft nun einen Rundumblick über die Stadt bis hin zum Tollensesee. Neben der Friseurmeisterin gibt es auch schon vier feste Mitarbeiter und einen immer volleren Terminkalender. Was das Erfolgsgeheimnis der Jungunternehmerin ist, erzählt sie in diesem Interview. Etage9 Frisör1

Frau Sponholz, seit vier Monaten sind Sie selbstständig. Wie fühlt sich das an?

Ich bin stolz, den Schritt gewagt zu haben und meiner Familie sehr dankbar, dass sie mir immer den Rücken gestärkt und mich stark unterstützt hat.
Wir haben den Salon am 2. Mai eröffnet. Ich weiß noch, dass ich Tage zuvor schon ganz kribbelig, aufgeregt und voller Vorfreude war. Am Eröffnungstag, den ich in den regionalen Zeitungen beworben hatte, kamen dann viele Gratulanten, erste Kunden und Neugierige.
So richtig zum Luft holen kam ich erst abends, als alle weg waren. Da haben wir in Familie mit einem Glas Sekt angestoßen. Da habe ich das erste Mal so richtig realisiert, dass ich jetzt selbstständig bin und ein eigenes Friseuratelier habe. Gefühlsmäßig war das völlig überwältigend.

Es gibt in Neubrandenburg nicht wenige Friseursalons, also viele Mitbewerber. Warum haben Sie den Schritt dennoch gewagt?

Ich bin gelernte Friseurin, habe den Meisterabschluss, einen Ausbilderschein und gebe in der Handwerkskammer Unterricht in den Meisterkursen. Nebenbei habe ich mich auch zur Farb- und Typberaterin weitergebildet.
Als Angestellte hatte ich damit schon sehr viel erreicht. Und irgendwann, das muss so Mitte 2014 gewesen sein, kam der Punkt, da habe ich mich gefragt: Was will ich eigentlich noch erreichen? Was wäre, wenn ich mich selbstständig mache? Wie würde mein Salon aussehen? Wer wäre in meinem Team?
Ich habe damals recht zügig über einen Bekannten Kontakt zum Beratungsdienst Paulisch hier in Neubrandenburg aufgenommen. Ich wollte einfach hören, was ein Gründungsexperte zu meiner Idee sagt. Ich wollte, dass er meine Idee hinterfragt. Nach dem Gespräch hatte ich eine Menge Hausaufgaben im Gepäck. Ich sollte formulieren, was mein Alleinstellungsmerkmal ist, was ich anbieten möchte und welche Ziele ich habe, ob und mit vielen Mitarbeitern ich starten möchte, wer meine Zielgruppe ist, erste Kosten ermitteln und mir überlegen, wo der passende Standort wäre.

Die Neubrandenburger Innenstadt ist es geworden. Eher zufällig oder gezielt?

In Neubrandenburg bin ich groß geworden, hier habe ich meine Ausbildung gemacht und meinen beruflichen Werdegang gestaltet. Hier kenne ich die Menschen und habe viele Stammkunden.
In die Innenstadt wollte ich, weil ich eine exklusive Lage bevorzuge. Mein Mann und ich sind hier damals häufig spazieren gegangen und haben uns nach passenden Räumlichkeiten umgeschaut. Tja, und dann stand der HKB-Turm sozusagen irgendwann vor uns. HKB Turm Zu dem Zeitpunkt wurde hier noch fleißig saniert. Der Turm war leer gezogen und es wurde auf Vermietungsangebote aufmerksam gemacht. Die Entscheidung haben wir quasi auf der Straße getroffen und sie war richtig. Ich habe den schönsten Arbeitsplatz der Welt sagen viele Kunden begeistert. Der Blick auf die Marienkirche und den Tollensesee ist wirklich einmalig.

Wie zufrieden sind Sie denn mit dem bisherigen Werdegang? 

Sehr! Es läuft besser als im Businessplan vermutet. Wir empfehlen, dass sich unsere Kunden einen Termin besorgen, da wir sehr gut ausgebucht sind und ein kurzfristiger Termin nicht immer möglich ist. Wir versuchen zeitnah einen passenden Termin am nächsten oder übernächsten Tag zu finden.

Facebook Etage 9 Stichwort Businessplan. Haben Sie den allein geschrieben?

Nein. Da haben mir die Experten vom Beratungsdienst Paulisch geholfen. Dort habe ich auch einen einwöchigen Existenzgründerkurs absolviert.

Wie teuer ist so eine Rundum-Gründungsbetreuung?

Die Kosten für ein individuelles Einzelcoaching im Rahmen des Aktivierungs-und Vermittlungsgutschein wurde vom Arbeitsamt übernommen.

Gab es trotz der umfangreichen Betreuung Hürden beim Gründen?

Da muss ich nachdenken…
Mhm, die Bauphase war etwas anstrengend. Ich musste oft mit den Bauleuten verhandeln, hatte viele Fragen und anfangs manchmal die Sorge, als angehende Jungunternehmerin etwas vernachlässigt zu werden. Aber da muss man einfach Biss haben und darf sich nicht entmutigen lassen, wenn was nicht so läuft wie gedacht.
Im Endeffekt bin ich sehr zufrieden. Alles ist planmäßig und nach meinen Wünschen umgesetzt worden.

Lief etwas besser als gedacht?

Ich war sehr gespannt, wie den Kunden meine Ateliereinrichtung gefällt. Das hier sind keine Möbel von der Stange, sondern extra für uns angefertigt. Aber die Bedenken hätte ich in keinem Fall haben müssen. Die Kunden finden die Einrichtung toll, genießen die ausgiebige Kopfmassage mit Blick in den Himmel und finden es noch toller, dass draußen an den Fenstern keine Laufkundschaft vorbeigeht und sie mit nassem Haar sieht. Das mögen viele Kunden einfach nicht.

Etage 9 Frisör4 Ihre Möbel wurden extra angefertigt, Sie haben gleich vier Mitarbeiter eingestellt und zahlen in dieser exklusiven Lage wahrscheinlich nicht wenig Miete. Wie haben Sie all das finanziert?

Der Start in die Selbstständigkeit war nicht billig. Ein gut ausgestatteter Friseursalon kostet deutlich mehr als 20.000 Euro. Das war mir aber klar.
Beim Beantragen des KfW Gründerdarlehens hat mich der Beratungsdienst Paulisch unterstützt, dann habe ich Eigenmittel in mein Atelier investiert und ich bekomme von der Arbeitsagentur den monatlichen Gründungszuschuss in Höhe des Arbeitslosengeldes plus 300 Euro für meine soziale Absicherung wie Krankenkasse und Rente.

Wo und wie sehen Sie sich und Ihr Atelier in fünf, sechs Jahren?

Mein größter Wunsch ist, dass mein Team und ich weiter so gut zusammen arbeiten. Nur dann ist gesundes Wachstum möglich. Ich habe wirklich tolle Mitarbeiter. Wir verstehen uns blind, weil wir uns teilweise schon lange kennen. Ich schätze meine Mitarbeiter sehr und versuche jeden Tag eine gute Atmosphäre zu schaffen. Jeder soll sich mit Ideen und Anregungen einbringen. Das ist mir sehr wichtig.
Um meinem Team zu zeigen wie zufrieden ich bin, habe ich allen nach den ersten vier Monaten ein kleines Dankeschön überreicht. Natürlich gibt es auch für jeden ein Geburtstagsgeschenk. Im Dezember lade ich meine Mitarbeiter zum Lisa Feller-Konzert im HKB ein. Wertschätzung ist mir wichtig, um mein Team zu motivieren.

Sie haben eine sehr ansprechende Website. Haben Sie die selbst erstellt?

Vielen Dank. Die Fotos für unsere Website hat der passionierte Fotograf Steffen Peter geschossen. Jeder soll machen, was er am Besten kann. Ich bin Profi in meinem Fach als Friseur und so möchte ich auch im Internet als Profi auftreten. Schlechte Fotos und generell ein schlechter Internetauftritt können ganz schnell das Image schädigen. Deshalb habe ich auch vom Profi Christian Engel meine Website erstellen lassen. Und ins Netz muss man – das war mir klar! Weil man gefunden werden muss, denn nicht jeder Kunde schlägt im Telefonbuch nach.

Sind Sie auch in sozialen Medien aktiv?

Seit kurzem ist Etage 9 auf Facebook zu finden. Viele unserer Kunden sind dort privat unterwegs und haben uns auf Facebook schon gesucht.
Facebook möchte ich ins besondere nutzen, um auf unsere Zusatzleistungen wie Farb- und Typberatung aufmerksam zu machen, um einen plötzlich frei gewordenen Termin zu posten und ich hoffe natürlich, dass unsere Kunden uns dort auch bewerten und weiter empfehlen.

Etage 9 Frisör2 Welchen Rat geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?

Kurz gesagt: Dranbleiben mit Biss.
Wichtig ist, sein Ziel immer vor Augen zu haben. Wenn man weiß was man will, lässt man sich nicht so leicht vom Weg abbringen.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Kontakt:
Etage9-Friseuratelier
Marktplatz 1
17033 Neubrandenburg
Tel: 0395 – 707 99 668
E-Mail: info@etage9.de
Internetseite
Facebookseite

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