Schluss mit schlechten Präsentationen

„Über 90 Prozent aller gehaltenen Präsentationen sind Mist und frustrieren das Publikum.“ sagt Präsentationsprofi Raymund Heuzeroth. „Sie sind überwiegend verbale und optische Druckbetankungen.“ Wie Sie mit Ihrer Präsentation im Kopf des Publikums landen und haften bleiben, darüber klärt er in diesem Artikel auf.

Erinnern Sie sich an Präsentationen, die nachhaltig auf Sie gewirkt haben? Und wenn ja, dann deshalb, weil sie entweder grottenschlecht waren oder, und das kommt leider selten vor, wenn jemand leidenschaftlich seine Botschaften eingängig und spannend vermitteln konnte.
Die Realität sieht aber oft so aus: Immer gleiche Powerpoint-Orgien, überladene Folien und ein Präsentator, an den man sich gar nicht mehr erinnern kann oder mag.
Warum ist das so? Weil es ein tragisches Missverständnis gibt. Unsere Egozentrik führt oft dazu, möglichst viele Infos in kürzester Zeit in komprimierter Form abzuliefern. Das ist verbale und optische Druckbetankung, die die Bedürfnisse und Rezeptionsfähigkeit des Publikums vollkommen ausblendet. Nicht selten entsteht der Eindruck, der Präsentator versteckt sich hinter seinen Folien, die ihm Halt und Anleitung geben sollen. Das Motto lautet: Viel hilft viel und lenkt von mir ab.
Und dann das Gegenteil. Schauen Sie sich bei Youtube einen der Auftritte von Steve Jobs an. Legendär sind seine Auftritte, bei denen er Apples neue Produkte vorstellte. Hier passt alles zusammen: Ein Präsentator, der Leidenschaft verkörpert und sie in seiner Gestik und Mimik zeigt und ausstrahlt, der klare Botschaften vermittelt und dessen Projektionen schlicht, einfach und deshalb extrem wirkungsvoll seine Botschaften verstärken.
Man hat den Eindruck, der Mann wurde schon so geboren und schüttelt die Präsentation aus dem Handgelenk. Doch weit gefehlt: Jobs war ein Perfektionist und seine Auftritte wurden im Laufe der Jahre immer besser, weil er immer besser wurde. Seine Auftritte waren akribisch geplant, jedes Detail ausgearbeitet und ein ganzes Team hat ihn dabei unterstützt.
Die Prinzipien, die seine Präsentationen und seine Unternehmensphilosophie auszeichneten, sollte sich jeder Gründer und Unternehmer zu Eigen machen. Das heißt auch: Nicht kopieren (funktioniert nicht), sondern auf diesen Grundlagen seinen eigenen Präsentationsstil entwickeln. Jobs war ein Innovator und Innovationen bedeuten auch immer, kreativ zu sein: Anders machen, Neues ausprobieren, Regeln brechen. Das gilt auch für Präsentationen. Seien Sie spannend und machen Sie es spannend. Überraschen Sie Ihr Publikum und bleiben somit in Erinnerung.
Es sind vor allem vier Eigenschaften die eine überzeugende Präsentation ausmachen:

1. Klarheit

Summen Sie manchmal auch einen Refrain oder einen Rhythmus vor sich hin? Sie erinnern sich vielleicht nicht an den gesamten Song in seinen Details, aber ein Stück davon ist bei Ihnen haften geblieben. Und genau so sollte es bei guten Präsentationen sein. Ihre Kernbotschaft(en) soll(en) bei den Zuhörern nachhaltig wirken. Das erreichen Sie, indem Sie diese in unterschiedlicher Form wiederholen und alle anderen Informationen der Kernbotschaft unterordnen. Bei den meisten Präsentationen kann man die Kernbotschaften vor lauter „Störgeräuschen“ kaum wahrnehmen. Zu viel, zu bunt und zu kompliziert. Klarheit bedeutet: Nehmen Sie Ihre Zuhörer mit auf eine Reise, die für alle nachvollziehbar (logische Struktur / Ablauf) und erlebbar ist. Als „Reiseleiter“ führen Sie Ihre Gäste zu den Highlights und lenken immer wieder die Aufmerksamkeit darauf. Machen und halten Sie den Blick für das Wesentliche frei. Vermeiden Sie Störgeräusche, die ablenken. Überladene Folien, zu viele Daten und Redundanzen verwässern Ihre Botschaften, überfordern Ihr Publikum und lassen Ihre Präsentation schon in Vergessenheit geraten bevor Sie diese beendet haben.

2. Leidenschaft

Brennen Sie für Ihr Thema! Nur wenn Sie überzeugt sind von dem, was Sie präsentieren werden Sie auch andere überzeugen können. Der bekannte Leitsatz des heiligen Augustinus trifft nach wie vor zu: Nur wer selbst brennt, kann andere entzünden! Die ersten Sekunden Ihres Auftrittes sind entscheidend dafür, welchen Eindruck Sie auf Ihr Publikum machen.
Und noch etwas: 55 Prozent des Eindruckes werden durch Ihr nonverbales Verhalten bestimmt. Wenn Sie mit ernster Miene und defensiv die Bühne betreten, sagt das dem Publikum: Spaß ist heute woanders. Diesen Eindruck werden Sie kaum noch revidieren können. Ganz anders wenn Sie mit einem Lächeln auf die Bühne gehen und sich vor das Publikum stellen.
Einen solchen Auftritt werden Sie nur dann hinkriegen wenn Sie gegen Ihre Ängste angehen. Lampenfieber ist etwas Gutes, wenn der Adrenalinspiegel Sie nicht blockiert. Denken Sie nicht negativ. Denken Sie an Ihre Erfolge, an gute Auftritte und gute Feedbacks. Und denken Sie daran: Ihre Körpersprache beeinflusst Ihre Psyche. Gehen Sie nicht zusammengekauert, Schultern nach vorne gebeugt und mit einem Rundrücken auf die Bühne; Sie sind kein Opfer sondern ein Wohltäter. Das Publikum ist nicht Ihr Feind, sondern Ihr Partner mit dem Bedürfnis, Ihre Geschichte erzählt zu bekommen. Achten Sie auf Ihre Köperhaltung, bringen Sie Spannung in Ihren Körper, Brust raus, Bauch rein und lächeln Sie. Sie werden sich wundern wie sich diese Haltung positiv auf Ihre Psyche auswirkt.
Leben Sie Ihr Thema auf der Bühne! Ihre Bewegungen, Mimik und Gestik sollten dem Publikum vermitteln, dass Sie selbst begeistert sind von dem, was Sie erzählen. Halten Sie dabei immer den Blickkontakt zum Publikum.
Achten Sie darauf, dass Ihr Redefluss nicht zu schnell ist und monoton wirkt. Machen Sie Pausen, um Spannung zu erzeugen. Betonen Sie Kernaussagen. Verlangsamen und beschleunigen Sie Ihr Redetempo. Wie Goethe schon feststellte: Wenn Sie über etwas reden, dann reden Sie auch über sich selbst. Sie sollten im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen und Ihre Leidenschaft für das, was Sie sagen, sollten Sie auch körperlich ausdrücken. Nutzen Sie Mimik und Gestik zur Verstärkung Ihrer Aussagen. Wechseln Sie Ihren Standort, um die Dynamik Ihres Auftritts zu erhöhen. Doch denken Sie immer daran: Weniger ist oft mehr. Überfordern Sie das Publikum nicht durch Schnelligkeit! Ihr Sprechen, Ihr Gehen, Ihre Gestik sollten ausbalanciert sein. Verstecken Sie sich niemals. Sie stehen im Mittelpunkt und sollten diese Position der Stärke in Ihrer Bühnenpräsenz jederzeit einnehmen. Vermeiden Sie wenn möglich ein Rednerpult. Stellen Sie sich vor das Publikum und halten Sie fortwährend den Blickkontakt. Sprechen Sie niemals zu den Folien, sondern immer zu Ihrem Publikum!

3. Geschichten

Sie erreichen die größte Aufmerksamkeit bei Ihrem Publikum wenn Sie Geschichten erzählen. Gute Geschichten bieten Identifikationsräume, formen Bilder in den Köpfen, bewegen Menschen und entfachen Emotionen. Gute Geschichten bieten Spannung und Kontraste. Die klassische Konstellation von „Gut und Böse“ ist beispielsweise ein zeitloses Muster um Menschen zu bewegen. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Präsentation mit Ihrem Thema und Ihren Kernbotschaften nicht nur logisch nachvollziehbar und gut strukturiert zu gestalten, sondern diese in eine spannende Geschichte einzukleiden bzw. mit Geschichten erlebbar zu machen, dann wird diese Präsentation nachhaltig wirken.

Ein Beispiel dazu: Sehen Sie sich die Präsentation „Was ist Crowdfunding?“ im GründerTV an.
Der Ablauf ist logisch und nachvollziehbar: Was ist Crowdfunding, dazu einige Beispiele, welche Formen gibt es und wie man vorgeht, wenn man ein Projekt finanzieren lassen möchte. Aber: Nur logisch und nachvollziehbar ist langweilig, wenn es keine Dramaturgie gibt. Es fehlen Kontraste und Geschichten die Emotionen auslösen. Der Präsentator betont selbst, dass Crowdfunding etwas mit Emotionen zu tun hat. Das emotionale Ansprechen seines Publikums ist ihm dagegen nicht gelungen. Wie könnte man es besser machen?
Zunächst muss Klarheit geschaffen werden. Was sind die Kernbotschaften meiner Präsentation? Beschränke ich diese überwiegend nur auf die Sachebene (Crowdfunding ist…) und eröffne meine Präsentation in dieser Form dann werde ich meinem Publikum kaum ein Erlebnis bieten können, das sie emotional ansprechen wird.
Anders wenn die Kernbotschaft lautet: „Endlich können durch Crowdfunding tolle Ideen Wirklichkeit werden!“. Damit bringen Sie Spannung in die Präsentation, denn das Publikum wird sich fragen: Welche tollen Ideen? Warum erst jetzt, was war früher? Wie können diese Ideen verwirklicht werden? Könnte ich damit auch meine Ideen Wirklichkeit werden lassen?
Sie bieten Ihrem Publikum eine spannende Geschichte und beginnen Ihre Präsentation wirkungsvoll mit einem Kontrast: Die üblichen Bewertungskriterien von Banken o. ä. verhindern die Finanzierung großartiger Ideen. Das etablierte Finanzsystem verhindert somit Innovationen und wird nun durch Crowdfunding herausgefordert.
Das ist „Gut“ gegen „Böse“, David gegen Goliath.
Es gibt einen legendären Werbespot von Apple 1984: [https://vimeo.com/6733914], in dem IBM als Big Brother – als beherrschender Konzern – durch Apple herausgefordert wird.
Hier haben wir das gleiche Muster: Endlich werden durch Crowdfunding die Fesseln gesprengt und die Realisierung fortschrittlicher Ideen ermöglicht.
Zeigen Sie einige tolle Projekte und erläutern an diesen Beispielen wie Crowdfunding funktioniert. Sie zäumen das Pferd von hinten auf, erzählen eine spannende Geschichte und erzielen eine emotionale Wirkung, die Ihr Publikum fesseln wird.

4. Bilder

Haben Sie schon mal von „Death by Powerpoint“ gehört? Diese finale Diagnose ist hauptsächlich textüberladenen Folien geschuldet, die sich besonders durch eine Orgie von Aufzählungszeichen (sog. Bulettpoints) auszeichnen. Dieses führt im Anfangsstadium zu Sehstörungen und Kopfschmerzen und endet auf dem Tisch („…“)

Vermeiden Sie möglichst Aufzählungszeichen! Nutzen Sie folienfüllende Bilder oder Fotos, die Sie mit kurzen Aussagen kombinieren. Bilder sagen mehr als tausend Worte. Inszenieren Sie Ihre verbalen Ausführungen durch wirkungsvolle Bilder. Lassen Sie die Finger von Cliparts (sehen billig aus) und nehmen Sie hochaufgelöste Bilder, die Sie über verschiedene Bilddatenbanken im Internet erwerben können. Je weniger Text Sie für Ihre Folien verwenden, desto besser wird Ihre Präsentation. Reduzieren Sie Ihre Aussagen auf das Wesentliche. Formulieren Sie keine ganzen Sätze auf Ihren Folien. Auch die Darstellung von Daten und Zahlen sollte genau überlegt werden. Niemand ist in der Lage, in kurzer Zeit die Vielzahl von Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Denken Sie daran: Es geht nicht um die Zahlen, sondern um die Aussagen, die damit verbunden sind. Diese sollten Sie effektvoll in Szene setzen. Und denken Sie immer daran: Nicht die Folien, sondern Sie als Präsentator sollten im Mittelpunkt des Geschehens stehen.
Und noch ein letzter Tipp: Nutzen Sie die 10/20/30 Regel von Guy Kawasaky als Orientierungsrahmen für Ihre Präsentation, d. h. nicht mehr als zehn Folien in einer Präsentation von 20 Minuten und dabei keine Schriftgröße unter 30 Punkten.

Gute Präsentationen sind vor allem kreative Leistungen und werden als bebilderte Geschichten vorgetragen. Sie sind spannend, überraschen und werden von Begeisterung (vor)getragen.
Werden Sie kreativ und damit einzigartig. Bleiben Sie in Erinnerung!

Präsentationsprofi Raymund Heuzeroth hat schon viele schlechte Powerpoint-Präsentationen gesehen. In diesem Artikel erzählt er, worauf es wirklich ankommt.

Präsentationsprofi Raymund Heuzeroth hat schon viele schlechte Powerpoint-Präsentationen gesehen. In diesem Artikel erzählt er, worauf es wirklich ankommt.

Über den Autor

Raymund Heuzeroth arbeitet als Projektmanager für Wirtschaftsorganisationen und entwickelte sich dabei zum Präsentationsexperten. Wie viele andere auch ist er zahlreiche Tode durch Powerpoint-Präsentationen gestorben und setzt sich zum Ziel, die Sterblichkeitsrate zu senken.

Kontakt zum Autor über GRUENDER-MV.DE: redaktion@gruender-mv.de

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