Einzigartige Kinderprogramme mit Huhn Emma und Schlange Gundula

Nach fast acht Jahren „Probephase“ will Anke Rühmer in diesem Jahr in die Vollselbstständigkeit starten. Die quirlige blonde Frau ist landesweit als Hexe Lilli mit ihrem Wünschebaum unterwegs und macht Unterhaltungsprogramme für Kinder. Mit dabei ist meist tierische Unterstützung. Je nach Thema: Hahn und Henne oder Schlange und Schildkröte und eine Menge Ideen und erprobte Mitmachangebote. Warum 2015 der richtige Zeitpunkt fürs Durchstarten als Unternehmerin ist und welche Herausforderungen die 41-Jährige vor sich sieht, erzählt sie in diesem Interview.

Nach vierjähriger Dressur und Erarbeitungsphase steht nun endlich auch das neue Familienprogramm, die lustige Papageienshow mit zehn Papageien aus vier Kontinenten, auf dem Tourenplan. Somit ist die Zielgruppe erweitert und damit spricht Frau Rühmer auch die Zielgruppe der Erwachsenenunterhaltung an. Foto: Aline Lenz

Frau Rühmer, Sie sind hochschwanger und sprechen von Durchstarten als Unternehmerin. Wie soll das gehen?

Mein Baby kommt Ende Februar zur Welt. Im Winter stehen bei mir eh nicht so viele Termine an, daher kann ich mich meiner Tochter nach der Geburt in Ruhe widmen. Mein Plan: Wenn die Kleine so drei, vier Monate alt ist, gehe ich wieder arbeiten. Im Sommer werde ich im Schnitt zwei bis drei Tage in der Woche gebucht. Meine Eltern und eine Tagesmutti kümmern sich dann liebevoll  um meine Tochter. Und ich kann mich dann voll meinen Aufgaben  widmen. Es ist also alles bestens organisiert.
Sie nennen sich Hexe Lilli. Was machen Sie als Hexe Lilli?
Ich bin im Alltag mit Leib und Seele Sonderpädagogin und habe in diesem Beruf bis vor kurzem gearbeitet. In dieser Zeit entdeckte ich mein Hobby, oder besser mein Talent dafür, Kinder gut und pädagogisch wertvoll zu unterhalten. Angefangen hat  alles 2006 mit Unterhaltungsprogrammen für Kindergeburtstage. Ich hätte mir damals niemals träumen lassen, mal irgendwann auf der Bühne zu stehen. Insbesondere im Sommer kann man mich und mein Team beispielsweise auf der Insel Usedom oder im Tierpark Ueckermünde erleben. Wir bieten verschiedene Programme. Mal geht es auf eine Reise zu den Cowboys, mal auf den Bauernhof, mal auf den Meeresboden oder auch nach Afrika. Wenn Afrika Thema ist kommen die Schlange Gundula, die vier Papageien und meine Schildkröte Morla zum Einsatz. Die Kinder dürfen die Tiere hautnah erleben und auch mal anfassen. Sie erfahren, wo und wie diese Tiere in Afrika leben. Ich erzähle ihnen von Menschenaffen und  zusammen sprechen wir einige Wörter in Suaheli. Elefant heißt beispielsweise Twinga.  Wir trommeln gemeinsam und tanzen. Die Kinder sind immer ganz begeistert, mit Spaß bei der Sache und lernen auch noch was. Meine Auftritte sind mehr als Unterhaltung. Ich biete pädagogische Inhalte und werde deswegen auch gerne von Schulen und Kitas gebucht.

Ich habe viele weitere Tiere: Huhn Emma, Hahn Othello, der Hase hat noch keinen Namen, Ellipelli heißt das Frettchen, die fünf Pfautauben heißen Käthe, Donna, Elfriede, Marianne und Otto und dann gibt es noch die Gans Auguste und viele Papageien. Ich verstehe mich als interaktives Mitmachtheater,  in denen sich die Kinder zum jeweiligen Thema des Programms verkleiden und in eine Rolle schlüpfen. Ich nehme die Kinder auf eine Reise mit, die nicht einstudiert ist sondern in der sie ihre Phantasie einbringen können und durch den roten unsichtbaren Faden doch in einer Rahmenhandlung agieren. Besonders bei der Piratenshow gibt es oft viele lustige Passagen an denen nicht nur die Kinder sondern auch die Eltern viel Spaß haben. Die aktive Mitarbeit der Eltern ist  erwünscht. Und erstaunlicherweise gibt es immer Eltern die viel schauspielerisches Talent mitbringen. Ich werde aber auch für kurze Bühnenprogramme mit den Aras gebucht, bei denen es nur ums Zuschauen geht.
Natürlich ist klar was mir viiiiiel mehr Spaß macht. Alle Tiere können kleine Kunststücke, die ich in meine Programme einarbeite. Die Kinder dürfen mir nicht nur zusehen, sondern werden immer wieder aufgefordert selbst aktiv zu werden. Das kommt sehr gut an.

Sie haben sich 2006 zwar „nur“ nebenberuflich selbstständig gemacht. Haben Sie sich damals trotzdem Unterstützung geholt, oder einfach gegründet und los?

Ich habe mit dieser Geschäftsidee mit meinem damaligen Lebenspartner 2006 am Businessplanwettbewerb des Landes MV teilgenommen und  den dritten Platz belegt. Um teilzunehmen, musste man einen ausgefeilten Businessplan vorlegen. In Workshops, die wir besucht haben, konnte man sich fürs Businessplanschreiben fit machen.  Sehr geholfen hat uns auch das ausführliche Feedback der Experten-Jury zu unserer Geschäftsidee. Da gab es viele kleine Tipps und Hinweise.
Privat habe ich Schauspielunterricht genommen und einen Workshop-Tag bei einem Pyrotechniker gebucht. Schließlich will ich beim Piratenprogramm die Kanonen donnern und blitzen lassen, ohne jemanden zu verletzten.
Ich überlege noch, ob ich demnächst einen Unternehmensberater buche, der über meine Zahlen schaut und mit mir Strategien entwickelt. Jemand von außen hat sicherlich einen anderen Blickwinkel.

Gibt es schon Angestellte?

Nein. Das Team buche ich mir je nach Bedarf zusammen.
Es gibt einen Ton- und Lichttechniker, die Haus- und Hof-Fee Jana, die die Tiere bei Auftritten versorgt und jemanden der sich um den Bühnenaufbau und die Requisiten kümmert. Wir sind ein eingespieltes Team und kennen uns jahrelang.

Gibt es Konkurrenz in Mecklenburg-Vorpommern?

Meines Wissens ist mein Angebot in Mecklenburg-Vorpommern einzigartig, schon allein durch die Tiervielfalt. Es gibt aber nicht wenige Agenturen, die Kinderunterhaltung anbieten. Also etwa Kinderschminken, Luftballons drehen und Clownerie. Die machen zwar etwas ganz, ganz anderes als ich, sind aber trotzdem Mitbewerber, die ich im Auge habe. Denn ihre Zielgruppe ist dieselbe.

Wie machen Sie Kunden auf sich aufmerksam?

Ich habe meine eigene Art zu werben. Ich schreibe an potentielle Kunden wie Kitas, Schulen und Kulturorganisationen noch echte Briefe und verziere das Briefpapier per Hand. Dazu kommen ein paar Flyer in den Umschlag und nicht selten kommt postwendend eine Antwort.
Spätestens zum Jahresende gibt es von mir wieder einen handschriftlichen Brief mit guten Wünschen und dem Hinweis, dass man mich wieder buchen kann.
Für Kindergeburtstage werde ich meist durch Mundpropaganda gebucht.

Fehlt noch etwas für den richtigen Start?

Ein Mini-Bus, in den das ganze Team passt, fehlt. Jetzt fährt jeder mit seinem Auto, das immer bis obenhin vollgepackt ist. Wenn ich das Nebengewerbe abmelde und daraus eine Gründung in Vollerwerb mache, könnte ich ja das Mikrodarlehen des Landes dafür beantragen. Mal sehen…
Sie starten ja nun mit viel Praxiserfahrung in die Selbstständigkeit.

Ist eigentlich auch mal richtig was schief gegangen, woraus Sie zwangsläufig lernen mussten?

Ja klar! Ein Mal. Daran erinnere ich mich nicht gern, aber doch immer wieder.
Vor Jahren hatte mich mal eine Bäuerin auf einem Fest auf der Burg Klempenow erlebt und kurzentschlossen für ihren Tag der offenen Tür auf ihrem Bauernhof gebucht. Zur Erinnerung: Ich mache Programme für Kinder. Dort waren damals aber nur zwei Kinder und gefühlt mehr als 20 Omis, die Käse verkosten, Kuchen essen und Blumen kaufen wollten. Sprich, mein Auftritt ging am Publikum vorbei. Da war nichts zu retten und die Bäuerin sauer und ich unglücklich.
Gelernt habe ich daraus, dass ich nicht einfach Buchungen entgegennehme, sondern bei solchen privaten Veranstaltungen immer vorher kläre was für ein Publikum kommt und was von mir erwartet wird.

Anke Rühmer lebt mit ihren vielen Tieren unter einem Dach. Sie gehören zu ihrem Alltag dazu. Dadurch entstehen auch immer wieder neue Ideen für Tierdressuren. Foto: Aline Lenz

Auf welche Herausforderungen stellen Sie sich ein?

Ich muss über den Winter kommen. Im Frühjahr, Sommer und Herbst sind meine Programme immer sehr gut gebucht. Im Winter habe ich wenig zu tun. Bislang war das kein Problem, weil ich ja einen Job hatte.
Nun bin ich auf der Suche nach Kunden und habe dabei insbesondere die Indoor-Spielplätze und die Spaßbäder im Blick.
Was halten Sie von Social Media?

Sie meinen Facebook und so? Mir wird immer gesagt, dass gerade für mich Social Media sehr wichtig ist, weil man mit Bildern und Kommentaren Emotionen anspricht und für Aufmerksamkeit sorgt. Naja, ich gestehe, eine Facebookseite gibt es schon länger, aber da passierte bisher wenig. Ich trau mich einfach nicht so richtig ran. Deswegen habe ich jetzt ein Coaching bei einer Expertin gebucht und lasse mir im Einzelunterreicht alle Funktionen und Möglichkeiten erklären. Klappt besser als gedacht.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, … täglich mit Ungewissheit leben zu müssen. Bis jetzt hatte ich immer ein festes monatliches Gehalt. Wenn ich nur noch selbstständig bin, muss ich dafür sorgen, dass der Terminkalender voll ist. Ich muss lernen damit zu leben, dass es auch Durststrecken gibt, die einfach dazugehören.

Würde ich noch mal neu starten, dann… wieder im Nebenerwerb. Aber ich würde meinen Arbeitgeber von Anfang an mehr einbeziehen. Mein Fehler war, dass ich meine nebenberufliche Selbstständigkeit immer so als Hobby abgetan und nie zum Thema gemacht habe. Ich bin sicher, das war ein Fehler. Ein Chef sollte wissen wofür man brennt. Dann unterstützt er einen und hat eher Verständnis, wenn man mal einen Termin oder Überstunden nicht machen kann.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… bleibt bei Euch und Eurer Leidenschaft. Weitere Standbeine sind gut, aber es sollten nicht zu viele sein. Besinnt Euch auf das, was Ihr könnt, perfektioniert es und baut es aus. Ich habe auch mal überlegt nebenbei Luftballonfiguren zu drehen und Kinderschminken mit anzubieten. Daraufhin besuchte ich Workshops, um dieses Handwerk zu lernen. Fazit der Geschichte: Hat Spaß gemacht aber mein wirkliches Talent ist es, mit Kindern zu singen, zu tanzen, schauspielerische Talente zu entwickeln und meinem Publikum die geliebten Tiere nahe zu bringen. Ich bin halt ein Mensch der Bewegung auf die Bühne bringt.
Ihre Kontaktdaten

Lilli Wünschebaum
Anke Rühmer
Dorfstraße 51
17379 Wietstock
Telefon: 03977 – 726597
E-Mail: info@wuenschebaum.de
Internet: www.wuenschebaum.de
Facebook: www.facebook.com/pages/Lilli-W%C3%BCnschebaum/311035758958845

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