2021: Immer mehr Gründungen durch Frauen, aber immer noch ungleiche Startvoraussetzungen

Seit 22 Jahren untersucht der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) das weltweite Gründungsgeschehen. Bis zu 70 Länder erheben jährlich Daten zu nationalen Gründungsaktivitäten und den jeweiligen Rahmenbedingungen.

Der GEM Länderbericht Deutschland 21/22 zeigt u. a, dass im Jahr 2021 sowohl Frauen als auch Männer wieder häufiger als im Vorjahr gegründet haben: 5,3 % der Frauen und 8,4 % der Männer haben in Deutschland erste Schritte in Richtung Selbständigkeit unternommen oder bereits ein Unternehmen gegründet. 2020 lag die Quote bei den Frauen bei 4,4 % und bei den Männern bei 5,1 %.
Besonders auffällig bei der aktuellen Erhebung ist die Gründungsneigung von Frauen, die nicht in Deutschland geboren sind – denn sie haben mit einer Quote von knapp 14 % deutlich öfter gegründet als Frauen, die in Deutschland geboren sind. Trotz der gestiegenen Gründungsquoten bei den Frauen ist der „Gender Gap“ aber immer noch deutlich, denn nach wie vor gründen Frauen seltener ein Unternehmen als Männer.

Frauen und Männer sahen 2021 bessere Gründungschancen

Insgesamt haben mehr Menschen – Frauen wie Männer – im zweiten Pandemiejahr 2021 in der Region, in der sie leben, gute Gründungschancen für die nächsten sechs Monate gesehen. 40,3 % der befragten Frauen stimmten dieser Aussage zu. Unter den Männern haben sogar mehr als die Hälfte gute regionale Gründungsmöglichkeiten gesehen (55,7 %). Im ersten Pandemiejahr 2020 waren Männer und Frauen diesbezüglich noch weniger optimistisch (Frauen: 32,2 % Zustimmung, Männer: 39,5 % Zustimmung).

Frauen gründen anders als Männer

Gründerinnen haben sich 2021 von Gründern weniger durch ihre personenbezogenen Merkmale, als durch die Merkmale der von ihnen gegründeten oder geplanten Unternehmen unterschieden. Frauen haben beispielsweise öfter ohne weitere Beschäftigte gegründet – nur etwas mehr als die Hälfte der Frauen hatte bei Gründung mindestens eine/n Mitarbeitende/n. Männer hingegen haben ihr neues Unternehmen mehrheitlich (67,9 %) mit anderen Beschäftigten gegründet oder geplant. Gründungen durch Frauen waren außerdem seltener export- und technologieintensiv als Gründungen durch Männer.

Wie steht es um das Gründungsumfeld für Gründerinnen?

Im Rahmen der Expertinnen- und Expertenbefragung haben 2021 insgesamt 74 Gründungsexpertinnen und -experten aus Wirtschaftsförderungen, Hochschulen etc. die gründungsbezogenen Rahmenbedingungen in Deutschland bewertet.
Bei der Bewertung des Gründungsumfeldes für Frauen zeigte sich ein gemischtes Bild: Die Verfügbarkeit von Finanzmitteln für Gründerinnen beispielsweise wurde von den Expertinnen deutlich weniger optimistisch eingeschätzt als von den Experten: nur 42,1 % haben der Aussage zugestimmt, dass der Zugang zu Finanzmitteln Unternehmerinnen und Unternehmern gleichermaßen gewährt ist (vs. über 60 % Zustimmung unter den Experten).
Die Vorschriften, mit denen Gründende bei einer Gründungsentscheidung konfrontiert werden, ermutigen hingegen laut der großen Mehrheit der Expertinnen und Experten (85 %) gerade Frauen eher nicht dazu, Unternehmerin statt Arbeitnehmerin zu werden. Bürokratieabbau im Gründungsprozess, zusätzliche Betreuungs- und Unterstützungsangebote sowie diversere Rollenvorbilder sind nur einige Ansatzpunkte, die Frauen den Schritt in Richtung Unternehmensgründung zusätzlich erleichtern können.

Der GEM Länderbericht Deutschland 2021/22 steht unter http://rkw.link/gem2022 zum Download zur Verfügung. Zu diesen und anderen Ergebnissen des aktuellen GEM 2021/22 ist ein kostenloser Infografiken-Band als Download unter http://rkw.link/infografiken22 erhältlich.

Quelle: RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e. V.)

2022-08-19

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