DS-GVO: Datenschutz setzt Unternehmen unter Dauerdruck

Vor allem kleinere Unternehmen kommen bei DS-GVO-Umsetzung nur noch langsam voran.

Ein aufwändiger Prüfprozess vor der Einführung jedes digitalen Tools, regelmäßig neue Entscheidungen der Aufsichtsbehörden und Gerichtsurteile in ganz Europa, die Auswirkungen auf das eigenen Unternehmen haben können – die Anforderungen an den Datenschutz setzen Unternehmen in Deutschland unter Dauerdruck.
Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 502 Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom

Aufwand für Datenschutz ist durch die DS-GVO dauerhaft gestiegen
4 von 10 (42 %) Unternehmen geben an, dass sie seit der DS-GVO-Einführung mehr Aufwand haben – und dieser auch künftig bestehen bleiben wird. Ein weiteres Drittel (32 %) geht sogar davon aus, dass der Aufwand weiter steigen wird. Nur 19 % erwarten, dass ihr gestiegener Aufwand langsam wieder sinkt, 6 % haben inzwischen keinen erhöhten Aufwand mehr.
Zugleich hat mit zwei Drittel der Unternehmen (65 %) die große Mehrheit die DS-GVO vollständig oder größtenteils umgesetzt, aber 3 von 10 (29 %) haben die Umsetzung erst teilweise geschafft und gerade einmal 5 % stehen damit noch ganz am Anfang. Vor allem kleinere Unternehmen (33 %) kommen nur noch langsam voran.
Die Unternehmen, die die DS-GVO bislang noch nicht vollständig umgesetzt haben, nennen als Hauptgründe dafür, dass Corona andere Prioritäten erzwungen habe (82 %), aber fast ebenso viele beklagen, dass sich die DS-GVO gar nicht vollständig umsetzen lasse (77 %). 61 % fehlt es zudem an den notwendigen personellen Ressourcen. Rund jedes zweite Unternehmen beklagt fortlaufende Anpassungen wegen neuer Urteile und Empfehlungen der Aufsicht (47 %) und notwendige neue Prüfungen von Datentransfers in Länder außerhalb der EU (45 %). „Insbesondere kleinere Unternehmen brauchen bei der Umsetzung der DS-GVO mehr und bessere Unterstützung“, sagt Dehmel. „Es fehlt in kleinen Unternehmen häufig an Datenschutz-Expertise, notwendig sind daher konkrete und umsetzbare Handreichungen, etwa durch die Aufsichtsbehörden.“

In drei von vier Unternehmen hat Datenschutz bereits Innovationen ausgebremst
Aber die DS-GVO sorgt nicht nur für Aufwand, sie bremst auch Innovationsprojekte in der deutschen Wirtschaft. So geben drei Viertel aller Unternehmen (76 %) an, dass Innovationsprojekte aufgrund konkreter Vorgaben der DS-GVO gescheitert sind. Und in 9 von 10 Unternehmen (86 %) sind Projekte wegen Unklarheiten im Umgang mit der DS-GVO gestoppt worden.
Rechtsunsicherheit ist immer größeres Problem bei der DS-GVO-Umsetzung
In den vergangenen Jahren haben die Probleme bei der DS-GVO-Umsetzung deutlich zugenommen. So sagen inzwischen mehr als drei Viertel (78 %) der Unternehmen, dass Rechtsunsicherheit die größte Herausforderung sei, vor zwei Jahren waren es erst 68 %. Zu viele Änderungen bzw. Anpassungen bei den Vorgaben beklagen 74 %, nach 59 % 2019. Die uneinheitliche Auslegung innerhalb der EU behindert 52 %.
Aufsicht liefert zu wenig brauchbare Unterstützung
Auch bei konkreten Fragen erhält nur eine Minderheit Unterstützung durch die Aufsicht. So hat ein Viertel (24 %) dort bereits nach Hilfestellungen für die Umsetzung von Datenschutzvorgaben angefragt, aber keine Antwort erhalten. Ähnlich viele (28 %) haben zwar Antwort bekommen, diese habe aber nicht geholfen. Nur 3 von 10 (29 %) geben an, auf ihre Frage hin auch Hilfestellung erhalten zu haben: 64 % von ihnen in Form von Leitfäden, 32 % mit Einzelberatung, 27 % in einer Gruppenberatung.
Nächste Bundesregierung muss Datenschutz auf die Agenda setzen
Ganz oben auf der Liste der Unternehmenswünsche an die nächste Bundesregierung beim Datenschutz steht die Forderung nach einer Anpassung der DS-GVO (89 %). Rund zwei Drittel wollen, dass Datenschutzvorgaben europäisch stärker vereinheitlicht (68 %) und die föderalen Gesetze in Deutschland angeglichen werden. 6 von 10 plädieren jeweils für eine Abschaffung der Landesdatenschutzbehörden (60 %) und einen besseren Zugang zu Daten der öffentlichen Hand (57 %). Rund die Hälfte erwartet eine harte Linie gegenüber den USA bei den Verhandlungen zu internationalen Datentransfers (46 %) Und ein Drittel (32 %) sieht als drängende Aufgabe, eine politische Lösung für internationale Datentransfers durchzusetzen.

Hinweis zur Methodik:
Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverband Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 502 Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigen in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft.

Quelle: Pressemitteilung Bitkom

Präsentation der BITKOM: Datenschutz als Daueraufgabe für die Wirtschaft: DS-GVO & internationale Datentransfers

2021-09-21

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