Ralph Schipke

AHA-Gebote in AHA-Erlebnisse verwanden

Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie haben sie Kreativität und Mut bewiesen: Die Preisträger des Marketing Awards „Leuchttürme der Tourismuswirtschaft 2021“ des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV).

Auf dem 24. OSV-Tourismusforum, dem Pre-Opening zur digitalen Internationalen Tourismusbörse (ITB Now) in Potsdam, zeichnete der Geschäftsführende OSV-Präsident, Dr. Michael Ermrich, je einen Preisträger aus Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aus. In Thüringen wird dieser Wettbewerb vom Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen ausgelobt.

„Die Preisträger haben Mut und Ausdauer gezeigt und in den schwierigen Pandemie-Monaten touristische Angebote sichergestellt. Sie haben Herausforderungen gemeistert und AHA-Gebote in AHA-Erlebnisse verwandelt. Unsere Sieger stehen für viele Kreativitätskünstler, die das überaus schwierige Jahr 2020 für ihre Kundinnen und Kunden gestaltet haben“, sagte Dr. Ermrich während der Preisverleihung in Potsdam.


Mecklenburg-Vorpommern – Altes wird digital

Bilder überzeugen, dass weiß auch der Landessieger Mecklenburg –Vorpommern, die Usedom Tourismus GmbH gemeinsam mit der Filmemacher Deutschland ww GmbH. Usedom will nicht nur mit schönen Fotos und seinem guten Internetauftritt für sich werben, sondern auch filmisch. Attraktives Filmmaterial lockt Besucher und diese Erkenntnis hat die Insel kreativ umgesetzt. Die Insel-Touristiker setzen auf Content-Marketing, und das sehr erfolgreich.

Zehn ausgewählte Filmemacher aus Deutschland sollten in 100 Stunden einen 100 Sekunden-Film über die Insel Usedom produzieren. Die Dreharbeiten wurden auf den Social-Media-Kanälen geteilt. Die Prämierung erfolgte in der Tourist-Information in Heringsdorf vor der Jury und dem Publikum. Der Wettbewerb ist bislang einzigartig in Deutschland.

Den Preis nahmen der Geschäftsführer Michael Steuer, Usedom Tourismus GmbH, und Tariq Khan, Digital Marketing Director der Filmmacher Deutschland ww GmbH, vom Geschäftsführenden Präsidenten des OSV,
Dr. Michael Ermrich, und Jörg Berner, Vertriebsdirektor der Sparkasse Vorpommern, entgegen.

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Tourismusbranche leidet unter Pandemie

Die Corona-Krise hat die gute Entwicklung des Tourismus in Ostdeutschland der vergangenen Jahre ausgebremst und die Betriebe und Freizeiteinrichtungen zum Teil schwer beeinträchtigt. Gleichzeitig hat sie notwendige Entwicklungen ausgelöst und beschleunigt. Beispielhaft nennt das aktuelle Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) die Digitalisierung. Aktuelle Ergebnisse des Sparkassen-Tourismusbarometers hat der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Dr. Michael Ermrich, am Donnerstag auf dem OSV-Pre-Opening der digitalen Internationalen Tourismusbörse vorgestellt.

Bei den Gästen punkten wollen die Touristiker mit den Themen Gesundheit und Sicherheit (Hygienekonzepte), Outdoor und Natur (Besucherlenkung), verlässliche Informationen (Content) und Flexibilität/Kurzfristigkeit (flexible Buchungs- und Stornierungsbedingungen).

Zwischen März und Dezember 2020 beklagen die ostdeutschen Destinationen einen Umsatzausfall von 6,7 Mrd. Euro (bundesweit 68,7 Mrd. Euro). Der Tages- und der Übernachtungstourismus sind davon insgesamt fast gleichermaßen betroffen.

In einem Normaljahr besuchen annähernd 500 Mio. Tagesgäste die neuen Länder, 2020 waren es mit 420 Mio. rund 14 Prozent weniger, bundesweit betrug der Rückgang sogar 19,1 Prozent. Auch die ostdeutsche Freizeitwirtschaft büßte mit einem Rückgang von 39 Prozent weniger ein als bundesweit (41 Prozent). Erwartungsgemäß mussten Indoor-Einrichtungen wie Bäder/Thermen und Museen größere Einbußen hinnehmen als Outdoor-Angebote wie Zoos.

Deutlicher Rückgang der Übernachtungen

Ostdeutschland verzeichnete im vergangenen Jahr 64,1 Mio. Übernachtungen, 29 Prozent weniger als 2019 und so wenig wie 2005. Deutschlandweit betrug der Rückgang sogar 39 Prozent.

Mecklenburg-Vorpommern zählte 2020 mit 27,8 Mio. Übernachtungen,
18,6 Prozent weniger als 2019. In Brandenburg sank die Nachfrage 2020 um 27,5 Prozent (ggü. 2019) auf 10,1 Mio. Übernachtungen und in Sachsen-Anhalt gingen die Übernachtungen um 30,9 Prozent (ggü. 2019) auf rund 6 Mio. Übernachtungen zurück. Sachsen zählte 2020 13,5 Millionen Übernachtungen (- 34,9 Prozent ggü. 2019) und Thüringen verzeichnete 2020 ein Minus von 35,3 Prozent Übernachtungen (ggü. 2019) und kam somit auf 6,7 Mio. Übernachtungen.

2020 gibt es keine „Krisen-Gewinner“ im Deutschland-Tourismus. Allerdings sind einige Destinationen weniger stark betroffen. Unter den bundesweit zehn Destinationen mit den geringsten Rückgängen liegen allein sieben in Ostdeutschland, vom Lausitzer Seenland (- 7,2 Prozent) und der Mecklenburgischen Schweiz und Seenplatte (- 11,1 Prozent) über die Sächsische Schweiz (- 13,9 Prozent), die Prignitz (- 15,4 Prozent) und Westmecklenburg (- 19,3 Prozent) bis nach Rügen/Hiddensee (- 16,2 Prozent) und Vorpommern (- 19,9 Prozent).

Herausforderungen beim Neustart

Die Betriebe brauchen Planungssicherheit.Im Jahr 2020 hatten sie im Durchschnitt rund 100 Tage geschlossen, an fast genauso vielen durften sie nur mit Einschränkungen öffnen. Nur etwa 6 Monate blieben, um den gesamten Jahresumsatz zu erwirtschaften.  

Betriebe müssen ihre Liquidität sichern. Umsatzeinbußen und zusätzliche Kosten für Hygienekonzepte und coronabedingte Einschränkungen belasten.

Qualifizierte Fachkräfte sollten gehalten werden.Etwa sechs von zehn Betrieben befürchten Mitarbeiterabwanderungen und knapp sechs Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben bereits 2020 ihre Beschäftigung aufgegeben, trotz Kurzarbeitergeld.

Die Qualität der Angebote muss erhalten bleiben, trotz fehlender Mittel für Investitionen. Mehr als drei Viertel der Gastronomiebetriebe und mehr als zwei Drittel der Beherbergungsbetriebe geben an, in den nächsten Jahren keine Investitionen tätigen zu können. In der Freizeitwirtschaft sind es rund 45 Prozent.

Viele Betriebe benötigen ergänzend zu den Hilfen von Bundes- und Landesregierungen und Soforthilfen zusätzlich Überbrückungskredite. Das Beherbergungsgewerbe (42 Prozent) ist davon am stärksten betroffen. Aber auch jeder dritte Gastronomie- und jeder vierte Freizeitbetrieb ist auf zusätzliche finanzielle Mittel angewiesen. Solche Schulden stehen aber Investitionen entgegen.

Positiv Denken ist wichtig

Das Sparkassen-Tourismusbarometer gibt Hinweise für Betriebe: Führungskräfte und Mitarbeiter sollten konstruktiv denken und offen und transparent kommunizieren. Durch Corona entstandene Freiräume gilt es für neue Ideen zu nutzen, um z. B. Betriebsabläufe und Hygienekonzepte zu optimieren oder Maßnahmen zur Gäste-/Besucherlenkung zu prüfen. Dazu zählt auch, die Digitalisierung voranzutreiben.

Die Bilanzzahlen müssen exakt analysiert werden. Instrumente, wie Kennzahlenmonitoring oder eine Business Impact Analyse sollten genutzt werden, um die strategische Ausrichtung des Betriebs festzulegen und die Liquidität abzusichern. Dabei ist externe Unterstützung sinnvoll, z. B. durch Steuerberater und Wirtschaftsförderung. Die Politik kann unterstützen: So brauchen die Betriebe einen Stufenplan, der Perspektiven aufzeigt, z. B. die Öffnung von Außenflächen oder Test-Nachweise bei Unterkünften und Freizeiteinrichtungen.


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