Enger Zusammenhang zwischen Risikobereitschaft und Selbstständigkeit

Die berufliche Selbstständigkeit wird heutzutage häufig als Wagnis gesehen. Tatsächlich sind Selbstständige – insbesondere „frische“ Gründerinnen und Gründer – im Durchschnitt risikobereiter als der Rest der Erwerbsbevölkerung.

Die zunehmende Unsicherheit des gesamtwirtschaftlichen Umfelds in den letzten Jahren hat dazu geführt, dass Menschen, die weniger risikobereit sind, das Interesse an einer Selbstständigkeit verloren haben.

Selbstständigkeit als typische Erwerbsform abgelöst

Die selbstständige Erwerbsarbeit wird im Zuge der Industrialisierung einer Volkswirtschaft typischerweise von der abhängigen Erwerbsarbeit als vorherrschende Beschäftigungsform abgelöst. Bis heute haben sich abhängig Erwerbstätige umfangreiche gesetzliche und tarifliche Rechte erkämpft und sind relativ gut gegenüber verschiedenen Risiken abgesichert, wie z. B. durch begrenzte Arbeitszeiten, Kündigungsschutz, Urlaubsanspruch, verlässliche Vergütung und die Integration in soziale Sicherungssysteme.
Selbstständige sind gemeinhin größeren wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt als Arbeitnehmer. So weisen beispielsweise die regelmäßigen Einkünfte eine größere Varianz und somit ein höheres Einkommensrisiko auf. Auch sind Selbstständige typischerweise nicht in das Sozialversicherungssystem (SV) eingebunden. Sie müssen also selbst für Krankheitsfälle, Arbeitslosigkeit oder Alterseinkünfte vorsorgen.

„Abenteuer“ Selbstständigkeit

Aufgrund der relativ hohen wirtschaftlichen Sicherheit und Planbarkeit, die Arbeitsnehmer in der Regel haben, wird die berufliche Selbstständigkeit als Wagnis oder „Abenteuer“ gesehen.
Bedeutet das auch, dass sich eher risikobereite Menschen für die Selbstständigkeit entscheiden?
Eine Sonderauswertung des KfW-Gründungsmonitors 2020 stützt die These, dass Risikobereitschaft und Selbständigkeit miteinander zusammenhängen.

Rege Gründungstätigkeit ist volkswirtschaftlich vorteilhaft,

Eine rege Gründungstätigkeit ist volkswirtschaftlich vorteilhaft, denn Gründungen üben einen Effizienz- und Innovationsdruck auf etablierte Unternehmen aus und helfen so dabei, dass die Wirtschaft zukunftsfähig bleibt.
Es wäre also klug, etwas zu unternehmen, um den Gründungsgeist wiederzubeleben und vor allem Unsicherheit bzw. Risiko für Selbstständige zu reduzieren – z. B. durch ein faires Angebot für Selbstständige zur Teilnahme an allen Säulen des Sozialversicherungssystems.

Quelle und mehr: KfW Research Fokus Volkswirtschaft, Nr. 317

2021-02-15

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