Keksdieb

Frischgebackenes aus der Hundebäckerei Keksdieb

Deutschlandweit, in Österreich und Frankreich, in der Schweiz und mittlerweile sogar in Japan knabbern immer mehr Hunde Leckerli von Keksdieb. Manuela und Michael Verhage haben sich mit ihrer Hundebäckerei 2011 selbstständig gemacht. Sie backen fleischlose Hundekekse aus allerfeinsten Zutaten, ohne chemische Zusätze oder Konservierungsmittel. 16 Sorten sind mittlerweile im Angebot und es sollen noch mehr werden.

Es ist schon ein komisches Gefühl, beim Interviewtermin zur Tasse Kaffee Hundekekse serviert zu bekommen. „Diese hier, die Spinat-Power-Kissen, sind ganz hart. Probieren Sie ruhig mal. Sie brauchen sie auch nicht aufessen“, sagt Michael Verhage lachend.

Die Hüttenkäse-Parmesan-Ecken schmecken seinen Besuchern besser, weiß der 51-Jährige, weil man sie ganz gut beißen kann.
Die Kekse werden aus besten Zutaten in der Bäckerei in Langendorf bei Stralsund hergestellt. „Wir verwenden kein Salz und auch kein Weizenmehl, weil immer mehr Hunde kein Gluten vertragen. In unseren Keksen sind Haferflocken, Dinkel- oder Buchweizenmehl oder auch Vollkornreismehl. Verknetet mit Haselnüssen, Karotten, Apfelmus, Parmesan, Spinat oder Kokosflocken werden daraus in Handarbeit gefertigte Leckerli.“

Täglich werden 300 bis 700 Tüten befüllt. „Anfangs waren es 30 bis 40 am Tag“, erinnert sich Manuela Verhage, die in der Bäckerei den Ton angibt und auch die Geschäftsidee hatte. „Wir haben uns 2010 den schwarz-weißen Chicco aus dem Tierheim geholt.

Damals wohnten wir noch in Wermeskirchen in Nordrhein-Westfalen. Weil wir nie zuvor einen Hund hatten, bin ich mit ihm zur Hundeschule. Dort verteilten andere Hundebesitzer selbstgebackene Hundekekse, die Chicco ganz offensichtlich schmeckten.“ Manuela Verhage suchte daraufhin im Internet und in Büchern nach Rezepten, fragte bei einer Tierärztin nach Tipps für gesundes und artgerechtes Futter. Sie fing in der heimischen Küche an, ihrem Chicco Hundekekse zu backen. „Die ersten Leberwurstkekse rochen wirklich schrecklich“, erinnert sie sich lachend.

Als Manuela Verhage dann Ende 2010 überraschend ihren Posten in der Management-Abteilung einer Klinik verlor und auch bei ihrem Ehemann, der als Unternehmensberater in der Automobilbranche arbeitete, immer mehr Aufträge wegbrachen, planten beide einen Neuanfang.
„Ich hätte natürlich tage- und nächtelang im Internet surfen können, was alles zu beachten und zu bedenken ist, wenn man eine Hundebäckerei eröffnen möchte. Doch ich habe direkt im Landwirtschaftsministerium angerufen und auch gleich einen kompetenten Ansprechpartner erreicht. Der hat mir gesagt, worauf es genau ankommt, was beantragt und bedacht werden muss. Ich denke, dadurch habe ich viel Zeit gespart.“
Im Keller ihres Einfamilienhauses richteten die Verhages die Küche ein. Beratung suchten sie sich beim Großküchenhandel. Die Leute dort wussten, worauf es ankommt.
Zusammen mit Freunden wurde dann bei Rotwein „Keksdieb“ geboren. „Der Name sollte witzig sein“, erinnert sich Michael Verhage an die Nacht der Namenssuche. Beim Patentamt ließ er prüfen, ob der Keksdieb schon vergeben ist und ließ den Namen schützen. Zu schnell sind Nachahmer am Werk, weiß der Unternehmensberater aus seiner langjährigen Berufserfahrung.

Wie viele andere Gründer auch hatte das Ehepaar anfangs die Idee, die Hundekekse nur an Endverbraucher zu verkaufen. Ein Online-Shop wurde dazu eingerichtet. Doch schon nach zwei Monaten schaltete Michael Verhage den Shop mutig wieder ab. „Das hat sich einfach nicht gerechnet und wäre auf Dauer auch nicht viel besser geworden. Es gibt im Netz zu viel Konkurrenz.“ Michael Verhage zog Plan B aus der Tasche und ging bei Händlern Klinken putzen.
„Das war eine harte Zeit, weil das echte Kundenkaltakquise war!“, erinnert sich der 51-Jährige. Seine Strategie: „Ich habe jeden Tag im immer größer werdenden Radius rund um Wermeskirchen vier, fünf oder auch sechs Zoohandlungen besucht.“ Mit Flyern, einem Karton mit Proben aus dem Sortiment und der Preisliste betrat Michael Verhage ohne Vorankündigung die Filialen und fragte nach dem Inhaber. Jeder Dritte bis Vierte sei von seinem Überfall genervt oder nicht unbedingt erfreut gewesen. Doch Michael Verhage würde es genauso wieder machen. „Unsere Produkte sind erklärungsbedürftig, weil sie anders sind als andere.“


Nach acht Wochen gab es in etwa 50 Geschäften in und um Wermeskirchen Keksdieb-Produkte. Erste Fachhändler kamen von sich aus auf Manuela und Michael Verhage zu. Die Bestellmengen wuchsen stetig. Die Küche im Keller wurde zu klein. In den Wohnräumen und auf dem Esstisch stapelten sich versandfertige Tüten. „Wir hatten nicht mal mehr Platz für unsere Frühstückstasse und waren völlig genervt. Das war ein echter Leidensweg“, erinnert sich Manuela Verhage nicht so gerne an die Zeit.
Doch die Suche nach einem größeren Objekt in Nordrhein-Westfalen wurde schnell beendet. „Zu teuer, unbezahlbar“, sagt Manuela Verhage beim Hinausgehen. Sie muss zurück in die Bäckerei, die nächsten Kekse in den Ofen schieben.

„Da wir die Ostsee lieben und hier in Sellin auf der Seebrücke sogar vor einigen Jahren geheiratet haben, haben wir uns über Immobilienangebote entlang der Ostseeküste informiert. Es sollte ein großes Haus sein, das wenig renovierungsbedürftig und schnellstens nutzbar ist. Die Produktion durfte nur ganz kurz unterbrochen werden, weil wir immer Aufträge im Rücken hatten.“, sagt Michael Verhage. Anderthalb Jahre besichtigte das Unternehmer-Ehepaar fast jedes Wochenende Immobilien in MV. Das kostetet viel Zeit und Tankgeld: „40.000 Kilometer sind wir gefahren. Dann kam ich auf die Idee, beim Landesförderinstitut um Hilfe zu bitten.

Die haben mich an die Wirtschaftsförderung Vorpommern vermittelt und die haben sich für uns ein Bein ausgerissen“, ist Michael Verhage dankbar. Die Wirtschaftsförderung fragte in allen Gemeinden und Städten der Region nach leerstehenden Objekten. In Langendorf, nur wenige Autominuten von Stralsund entfernt, stand das bis vor kurzem als Wohnhaus und Jugendklub genutzte Gutshaus zum Verkauf. Seit dem 1. April 2015 hat Keksdieb seinen Sitz nun in Langendorf.

Insgesamt haben die Verhages 270.000 Euro in und für ihr neues Domizil investiert. Der Großteil davon sind Schulden bei der örtlichen Sparkasse. Eine Bank in der Nähe war dem Ehepaar wichtig, falls es mal Fragen oder Probleme gibt.

Die Schwiegereltern und Eltern sind mit an die Ostsee gezogen. Sie helfen im Lager und haben jeweils eine Wohnung im Haus gemietet. Dadurch kommen sichere Mieteinnahmen rein. Das war ein wichtiger Pluspunkt im Kreditgespräch.

In der Bäckerei ist bereits ein echter Bäcker angestellt, der sich freut, nach 30 Jahren Nachtschicht und Brötchenbacken nun endlich nur noch tagsüber zu arbeiten. „Über unsere Ideen lacht der sich manchmal tot“, weiß Michael Verhage, der froh ist, eine Fachkraft neben seiner Frau in der Bäckerei zu wissen.

Im Lager arbeitet eine Aushilfskraft, der Michael Verhage gern bald einen Vollzeitjob anbieten will. „Arbeit haben wir genug, doch bevor wir mehr Leute einstellen, muss unser Unternehmen erst auf gesunden Füßen stehen und das kann schon noch ein bisschen dauern. Wir haben viele finanzielle Verpflichtungen.“

Es klopft an der Bürotür. Ein junger Mann einer Spedition aus Tschechien will zwei Paletten mit Hundekeksen abholen. Die stehen in der Garage. Die Garage ist ein Provisorium. Schon bald soll ein Fenster im Gutshaus gegen ein Rolltor ausgetauscht werden, damit die LKW rückwärts direkt ans Haus ranfahren und laden können.

Auf dem Weg vom Büro durchs Lager zurück in die Bäckerei stehen plötzlich Hundeleckerli aus Muskelfleisch im Regal. „Die kaufen wir zu, weil viele Kunden nicht nur pflanzliche sondern auch Fleisch-Leckerli haben wollen. Wir haben lange nach einem Anbieter gesucht, der unseren hohen Anforderungen gerecht wird. Selber Fleischkekse backen kam für uns aber nicht in Frage. Da gibt es andere Auflagen, als bei unseren fleischlosen Hundekeksen“, erklärt Michael Verhage seine Strategie, Kundenwünsche zu erfüllen.

In Mecklenburg-Vorpommern will Michael Verhage, der sich um alles kümmert, was nicht in der Backstube passiert, Kontakt zum Bauernverband und zu Ferienhaus-Anbietern aufnehmen. „Die Hilfe des Bauernverbandes brauche ich, weil ich beispielsweise Sanddorn- und Apfelanbieter aus MV für neue regionale Kekssorten suche.“

Mit Ferienhausanbietern, die auch Platz für Hunde bieten, will er ins Geschäft kommen: „Im Hundekörbchen könnte doch als kleine süße Begrüßung ein spezielles Leckerli von Keksdieb liegen“, schwebt dem Unternehmer vor.

Beim abschließenden Fotomachen fällt es Manuela und Michael Verhage nicht so leicht „stolz“ in die Kamera zu lächeln.

„Sagen wir mal so: Es ist ein tolles Gefühl, in Wien oder Köln in einer Tierfutter-Filiale zu stehen und seine Keksdieb-Produkte dort in der Auslage zu entdecken. Und wenn man sich dann noch als ahnungsloser Kunde gibt und die Verkäuferin einem Keksdieb wärmstens empfiehlt und gut über die Besonderheiten aufklärt, dann ist das einfach nur geil – mal so ganz platt gesagt.“
Manuele Verhage erinnert sich aber auch an schlaflose Nächte. Es gab immer wieder Herausforderungen und kleine und mittelschwere Probleme. „Wenn ein Kunde hundert Tüten glutenfreie Buchweizen Rauten bestellt, aber kein hundertprozentig glutenfreier Buchweizen lieferbar ist, dann ist das ein echtes Problem für uns.“
Beide wünschen sich und arbeiten daran, dass Keksdieb in zehn Jahren eine europaweit bekannte Marke ist. Zugleich ist dem Paar bewusst, dass es dann nicht mehr weit bis zur Rente ist.
„Ich will auf keinen Fall mit 70 noch so viel arbeiten wie jetzt und meine Frau in der Backstube wirbeln sehen“, sagt Michael Verhage. Er träumt davon, in zehn Jahren mit einem Wohnmobil die Ostseeküste und Deutschland zu erkunden. Keksdieb soll dann von einem gut eingearbeiteten Nachfolger weiter geführt werden, wünschen sich Manuela und Michael Verhage.

Kürzlich hat NDR hat in seiner Reihe „nordstory“ Startups mit ungewöhnlichen Ideen „zum Anbeißen“ vorgestellt. Darin werden Menschen porträtiert, die hochwertige Lebensmittel produzieren, regionale und saisonale Produkte verarbeiten und dabei Wert auf Tradition, handwerkliches Können und Liebe zu ihren Produkten legen. Sie geben Speisen und Getränken Hintergrund und eine Biografie. Einige von ihnen haben ihr Hobby zur Berufung gemacht und sind gezielt nach Mecklenburg-Vorpommern gezogen.

Bei einer Veranstaltung unter dem Titel “Startups zum Anbeißen – innovative Ideen der Foodbranche aus Mecklenburg-Vorpommern”, wird am Dienstag, dem 20. November 2018, in der Vertretung des Landes Mecklenburg-Vorpommern beim Bund, Manuela Verhage bei einer Gesprächsrunde neben anderen MV-Gründern Rede und Antwort stehen.

Autorin: Grit Gehlen |20.05.2015 | Aktualisierung Ralph Schipke | 09.09.2021 |


Kontakt:
Keksdieb – Manuela Verhage
Platz des Friedens 1
D – 18442 Langendorf / Lüssow
Telefon: 0 3831 – 48 222 40
E-mail: info@keksdieb.de
Internet: www.keksdieb.de
Facebook: https://de-de.facebook.com/keksdieb.de

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