Wirtschaftslage: Zum Stand und zur erwarteten Entwicklung

Destatis meldet Anstieg des BIP im 3. Quartal 2020

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im 3. Quartal 2020 gegenüber dem 2. Quartal 2020 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 8,5 % gestiegen.
Damit konnte die deutsche Wirtschaft einen großen Teil des durch die Corona-Pandemie bedingten massiven Rückgangs des Bruttoinlandsprodukts im 2. Quartal 2020 wieder aufholen. Allerdings lag das preis-, saison- und kalenderbereinigte BIP im 3. Quartal 2020 noch um 4,0 % niedriger als im 4. Quartal 2019, dem Quartal vor der globalen Corona-Krise.

  1. Aufholeffekte bei Konsum, Ausrüstungsinvestitionen und beim Außenhandel
    Insbesondere die privaten Konsumausgaben trugen mit einem Anstieg von 10,8 % gegenüber dem Vorquartal zum Wachstum im 3. Quartal 2020 bei. Auch der Staat erhöhte seine Konsumausgaben gegenüber dem Vorquartal nochmals um 0,8 %, nach einem Plus von 2,2 % im 2. Quartal. Damit stabilisierte der Staatskonsum in den ersten drei Quartalen des Jahres das Wirtschaftswachstum.
    Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – stiegen um 16,0 %.
    Von den Bauinvestitionen kamen dagegen keine Wachstumsimpulse, sie gingen gegenüber dem Vorquartal um 2,0 % zurück.
    Der Handel mit dem Ausland hat ebenfalls zugenommen: Im 3. Quartal 2020 wurden preis-, saison- und kalenderbereinigt 18,1 % mehr Waren und Dienstleistungen exportiert als im 2. Quartal 2020. Die Importe stiegen ebenfalls kräftig um 9,1 %.
  2. Aufholeffekte der Bruttowertschöpfung in fast allen Wirtschaftsbereichen
    Auch die preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttowertschöpfung stieg im 3. Quartal 2020 nach dem Einbruch im 2. Quartal 2020 zum Vorquartal wieder deutlich an (+8,0 %). Überdurchschnittlich stark stieg die Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe (+14,0 %), im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (+13,8 %) sowie im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit (+9,5 %). Nur im Baugewerbe ging die Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2020 im Vergleich zum Vorquartal um 4,7 % zurück.
    Im Vorjahresvergleich war das BIP im 3. Quartal 2020 preisbereinigt 3,9 % niedriger als im 3. Quartal 2019 (preis- und kalenderbereinigt: – 4,0 %).
  3. Inländische und ausländische Nachfrage deutlich unter dem Vorjahresniveau
    Im Vorjahresvergleich war die inländische Nachfrage weiterhin deutlich niedriger als im Jahr zuvor: Die privaten Konsumausgaben gingen gegenüber dem 3. Quartal 2019 um 3,7 % zurück, die Investitionen in Ausrüstungen um 9,8 %. Rückläufig waren mit jeweils – 0,7 % auch die Bauinvestitionen sowie die Investitionen in sonstige Anlagen, zu denen unter anderem die Ausgaben für Forschung und Entwicklung zählen. Lediglich die staatlichen Konsumausgaben stiegen im Vergleich zum 3. Quartal 2019 um 4,3 %. Die inländische Verwendung insgesamt ging gegenüber dem Vorjahr um 3,9 % zurück.
    Auch die Nachfrage aus dem Ausland war sehr viel geringer als im selben Zeitraum des Vorjahres: Im 3. Quartal 2020 wurden preisbereinigt 9,1 % weniger Waren und Dienstleistungen ins Ausland exportiert als im 3. Quartal 2019. Die Importe gingen im selben Zeitraum um 9,8 % zurück.
  4. Bruttowertschöpfung im Vorjahresvergleich in allen Wirtschaftsbereichen im Minus
    Auf der Entstehungsseite des BIP war die preisbereinigte Bruttowertschöpfung im 3. Quartal 2020 in allen Wirtschaftsbereichen geringer als ein Jahr zuvor. Den größten Rückgang gab es im Verarbeitenden Gewerbe mit einem Einbruch der Bruttowertschöpfung um 10,8 %. Starke Rückgänge gab es zudem bei den Unternehmensdienstleistern (- 8,4 %), im Bereich Handel, Verkehr, Gastgewerbe (- 3,4 %) und im Baugewerbe (- 2,6 %). Die Bruttowertschöpfung insgesamt ging im Vorjahresvergleich um 4,5 % zurück.
  5. Erwerbstätigkeit geht weiter zurück
    Die Corona-Krise wirkt sich auch deutlich auf den Arbeitsmarkt aus. Die Wirtschaftsleistung wurde im 3. Quartal 2020 von rund 44,7 Millionen Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland erbracht. Das waren 654 000 Personen oder 1,4 % weniger als ein Jahr zuvor (siehe Pressemitteilung Nr. 457/20 vom 17. November 2020).
    Im 2. Quartal hatte es einen ähnlich starken Rückganggegeben (- 1,3 %). Davor war die Zahl der Erwerbstätigen zuletzt im 1. Quartal 2010 infolge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise rückläufig. Dabei ist zu beachten, dass die Kurzarbeit sich nicht auf die Erwerbstätigenzahlen auswirkt, weil Kurzarbeitende weiter als Erwerbstätige zählen.
    Einen deutlichen Effekt hat die Inanspruchnahme von Kurzarbeit im 3. Quartal 2020 aber auf die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen: Diese verringerte sich nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit deutlich um 2,6 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen – ging entsprechend im selben Zeitraum noch stärker um 4,0 % zurück.
  6. Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes BIP je Erwerbstätigenstunde – nahm nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,1 % leicht zu. Je Erwerbstätigen war sie jedoch um 2,5 % niedriger als im 3. Quartal 2019.

Quelle und mehr: Destatis, Pressemitteilung vom 24. November 2020

ifo Geschäftsklimaindex sinkt im November 2020

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im November auf 90,7 Punkte gesunken, nach 92,5 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im Oktober. Der Rückgang war vor allem auf deutlich pessimistischere Erwartungen der Unternehmen zurückzuführen. Auch ihre aktuelle Lage bewerteten sie etwas weniger gut.
Die Geschäftsunsicherheit ist gestiegen. Die zweite Corona-Welle hat die Erholung der deutschen Wirtschaft unterbrochen.

  1. Das Verarbeitende Gewerbe ist der Lichtblick in diesem Monat. Das Geschäftsklima hat sich verbessert. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage deutlich besser. Die Auftragseingänge stiegen, wenn auch langsamer als im Vormonat. Der Ausblick auf die kommenden Monate fiel jedoch merklich weniger optimistisch aus.
  2. Im Dienstleistungssektor hat der Geschäftsklimaindikator merklich nachgegeben. Er liegt erstmals seit dem Juni wieder im negativen Bereich. Die zuletzt gute Lageeinschätzung hat sich deutlich eingetrübt. Zudem blicken erheblich mehr Unternehmen pessimistisch auf die kommenden Monate.
  3. Die Indikatoren im Bereich Hotels und Gastgewerbe sind regelrecht abgestürzt. Im Handel hat sich das Geschäftsklima verschlechtert. Die Unternehmen waren mit ihrer aktuellen Lage weniger zufrieden.
  4. Auch die Erwartungen trübten sich merklich ein. Insbesondere die Einzelhändler berichteten von deutlich weniger gut laufenden Geschäften.
  5. Im Bauhauptgewerbe hat der Index leicht nachgegeben. Die Baufirmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas besser als im Vormonat. Ihre Erwartungen hingegen fielen etwas pessimistischer aus.

Quelle und mehr: Ergebnisse der ifo Konjunkturumfragen im November 2020

2020-11-24

Print Friendly, PDF & Email