Ideenfindung mit Design Thinking

Wie bekommt man eigentlich eine gute Idee? Wenn nicht beim Duschen, dann mit Design Thinking! Das klingt amerikanisch und kommt auch aus Amerika: Wie Design Thinking von Existenzgründern und Unternehmern genutzt werden kann, erklärt Veronika Schubring , Freiberufliche Beraterin & Initiatorin von Cloudsters Rostock, beim MV Preneur Day am 12. Juni an der Uni Rostock. Um was es im Seminar gehen wird, lesen Sie hier.

Frau Schubring, laut Wikipedia ist Design Thinking eine Methode, die zur Lösung von Problemen und zur Entwicklung neuer Ideen führen soll.  Das klingt ganz simpel nach Ideenfindung!? Was ist neu an Design Thinking?

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Die Kontaktdaten von Veronika Schubring lauten: Tel. 172 – 380 82 80, E-Mail: veronika.schubring@web.de Foto: privat

Wie finden wir denn bisher unsere Ideen? Wir setzen uns in einer Konferenz, am besten am Montagmorgen, an einen Tisch. Da werden die  Beine übereinander geschlagen, die Arme verschränkt, eine große, beschützende Tasse Kaffee als Mauer vor uns hingestellt. Und dann fängt der Chef/die Chefin an zu reden, schildert die Problematik aus seiner/ihrer Perspektive und fordert die Mitarbeiter zur Kreativität auf. Im Idealfall erbarmt sich jemand und macht zögerlich drei oder vier Vorschläge. Die landen vielleicht auf einem Flip-Chart. Wenn es ganz übel kommt, wird im nächsten Schritt ein Vorschlag nach dem anderen durch den Fleischwolf mit vielen „Ja, aber“, und „Das Problem dabei ist,…“ und „auf gar keinen Fall werde ich dabei…“gedreht.

Design Thinking löst diese Arbeitsrealität ab und liefert einen vielversprechenderen Nährboden für Innovationen, indem

– die richtigen Menschen zusammen gebracht werden
– Freiräume, physische, wie mentale geschaffen werden
– Und eine passendere Herangehensweise in Form von sechs Schritten geboten wird.

Funktioniert Design Thinking nur im Team?

Ja. Die Methode stützt sich auf die Stärke eines bunt gemischten Teams. Es kommen verschiedene Perspektiven und Herangehensweisen zu der gleichen Fragestellung zusammen und befruchten sich gegenseitig.
Je verschiedenartiger die Hintergründe, Lebensläufe und fachlichen Kompetenzen der Team-Mitglieder, desto wahrscheinlicher entstehen grundlegend neue Ideen.
Dass das Arbeiten in vielfältigen Teams einfach ist, sage ich nicht. Konflikte sind anfangs durchaus möglich. Mit Design Thinking wird aber auch die Team-Fähigkeiten verbessert. Es gibt Lösungsvorschläge für den Umgang im Team quasi gratis dazu.
Wenn man mit Design Thinking arbeiten möchte, ist es wichtig, dass man seiner eigenen Kreativität und dem Prozess selbst vertraut und nicht ständig fragt: „Wozu ist das gut?“. Die kindliche Neugierde wird wiedererweckt und ganz wichtig, man lernt seinem Team zu vertrauen.
Die Methode erfordert eine Kultur des schnellen Ausprobierens und die Einsicht, dass es gut ist Fehler zu machen. In den Findungsprozess sind Feedback-Schleifen eingebaut, sowohl in der Team-Arbeit, aber auch in der Erarbeitung einer Lösung.
Diese Anforderungen brechen hier und da mit unseren teils sehr deutschen Gewohnheiten, sind aber entscheidende Erfolgsfaktoren bei der Ideenfindung.
Meine Erfahrung ist: Hat sich die Arbeitsweise des Design Thinking erst einmal bewährt, sind die Menschen schnell dabei, diese Kultur in den Arbeitsalltag zu integrieren.

Ist Design Thinking für die Suche nach Geschäftsideen geeignet?

Design Thinking ist sogar besonders gut geeignet, um innovative und nutzenzentrierte Geschäftsmodelle zu entwickeln und somit für jedes Unternehmen relevant. Egal welche Branche, egal welcher Kunde, ob B2B oder B2C.
Die Methode stellt generell die Bedürfnisse der Zielgruppe ins Zentrum, sodass Lösungen „an der Zielgruppe vorbei“ oder Geschäftsmodelle, die nur auf schnelles Geld aus sind, kein Ergebnis des Design Thinking sein werden.
Wer mit Design Thinking  ein Geschäftsmodell entwickelt, kann sich sicher sein, dass sich Wünschbarkeit, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit in der gefundenen Lösung vereinen.

Beispiel:
Ein faszinierendes Beispiel einer Geschäftsidee, die mit Design Thinking an der Stanford University generiert wurde, ist der Embrace Babywarmer. Ich hatte das große Glück die Co-Gründerin Jane Chen kennenzulernen und mit ihr über die Geschäftsidee zu sprechen: Embrace Babywarmer ist ein inkubierender Schlafsack für Frühchen, der für etwa 20 Dollar zu erwerben ist. Der Schlafsack ist vor allem für Schwellenländer gedacht, in denen es aufgrund von Unterernährung und anderen Faktoren zu einer extrem hohen Frühgeburten-Rate kommt.  Gleichzeitig ist dort die Gesundheitsversorgung nicht flächendeckend etabliert und die immens teuren Inkubatoren für Frühchen in den überlasteten Krankenhäusern selten installiert. Ich war selbst in Indien und habe erlebt, dass es gerade im Gesundheitssektor grundlegend neuer Lösungen bedarf, die nicht nur einfach „das westliche Modell“ nachbauen.
Nun sind die Dörfer Indiens mit diesen Mini-Schlafsäcken samt Inkubator-Funktion ausgestattet. Es ist davon auszugehen, dass die Sterberate von Frühgeborenen sinken wird. Und natürlich verdient Jane Chen mit ihren Kollegen auch den eigenen Lebensunterhalt damit. Toll, oder!?

Wie lange wenden Sie Design Thinking schon an?

Bereits in meiner Rolle als Programm-Managerin beim Pharmakonzern Novartis habe ich den Design Thinking Prozess nachempfunden. Ich entwickelte mit meinem Team ein Führungskräfte-Entwicklungsprogramm und habe es in die globale Organisation eingeführt. Das Programm hat den Anspruch, den Führungskräften von morgen zu zeigen, wie sich kreativ-innovative Geschäftsmodelle für bisher unangetastete Märkte entwickeln lassen. Der Nutzen der Konsumenten, in dem Fall Patienten, rückt dabei noch stärker in den Mittelpunkt und vereint sich mit einer langfristig angelegten wirtschaftlichen Nachhaltigkeit.

Zudem habe ich vergangenen Herbst dann noch die „offizielle“ Design- Thinking Weiterbildung am Hasso Plattner Institut in Potsdam abgeschlossen. Seitdem bin ich als Prozessbegleiterin in dem Bereich tätig. Ich biete alles um das Entwickeln, Umsetzen und die Einführung von Ideen an. In meinem Kalender gibt es noch Platz.

Ist Ihr Seminar am 12. Juni beim MVpreneur Day bereits ausgebucht?

Bisher haben sich acht Teilnehmer angemeldet. Ich bin gespannt, wie viele es am Ende werden. Der Workshop steht allen, auch spontanen Teilnehmern, ohne Anmeldung offen.
In der kurzen Zeit des Workshops werden wir nicht den gesamten Design- Thinking  Prozess durchleben können. Aber ich werde ihn ausführlich vorstellen und den Teilnehmern einen erfrischenden Eindruck von dieser effektiven Arbeitsweise mit auf den Weg geben.
Meine Idee ist es, dass sich Besucher des Workshops und des MVpreneur-Days für einen etwas umfänglicheren Design Thinking Workshop anmelden können. Der ist im August geplant und soll über drei Termine, a drei Stunden verteilt stattfinden.

Mit einem Klick auf diesen Satz erfahren Sie mehr über den MVpreneur Day und die Workshops.

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