Ralph Schipke

Hilft Digitalisierung Soloselbstständigen in der Coronakrise?

Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat in einer Kurzexpertise über 16.000 Soloselbstständige befragt, ob die Digitalisierung dabei hilft, die Krise zu bewältigen.

Zentrale Ergebnisse der Studie (Auszug):

  • Jeder vierte Befragte hält es für sehr wahrscheinlich, die eigene Soloselbstständigkeit in den nächsten zwölf Monaten aufgeben zu müssen. Bei knapp 60 Prozent der Befragten ist der monatliche Umsatz um mehr als 75 Prozent eingebrochen. Jeder zweite Befragte konnte seine Tätigkeit zum Zeitpunkt der Umfrage nicht mehr ausüben. Mehr als die Hälfte der Befragten haben Soforthilfe von Bund oder Land beantragt, die auf drei Monate angelegt ist. Allerdings erwarten 35 Prozent der Befragten, dass die Phase der deutlich niedrigeren Umsätze länger als sechs Monate anhalten wird.
  • Am härtesten von der Krise getroffen sind konsumnahe Branchen wie Gastronomie und Beherbergung, Events und Veranstaltungen, Touristik und Sport sowie Wellness, Friseure und Kosmetik. Etwa neun von zehn Soloselbstständigen müssen hier Umsatzeinbußen verkraften, die über 75 Prozent liegen. Zwischen 73 Prozent und 85 Prozent der Soloselbstständigen in diesen Branchen haben Soforthilfe von Bund oder Land beantragt. Zwischen 32 Prozent und 49 Prozent der Befragten in diesen Branchen befürchten, ihre Selbstständigkeit in naher Zukunft einstellen zu müssen.
  • 37 Prozent der befragten Soloselbstständigen stufen den Digitalisierungsgrad eigener Produkte und Dienstleistungen vor dem Ausbruch der Pandemie als hoch oder sehr hoch ein, in der Kundenberatung und im Vertrieb sind es 34 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten berichtet über hoch oder sehr hoch digitalisierte Geschäftsprozesse vor Ausbruch der Krise.
  • Durch die Krise hat etwa jeder Dritte der befragten Soloselbstständigen bei der Digitalisierung zugelegt. Besonders hervorzuheben sind hierbei die Bereiche Training und Schule, Gesundheit, Soziale Arbeit sowie stationärer Handel. Ein Digitalisierungsschub hat dabei tendenziell stärker stattgefunden bei Soloselbstständigen, die weiblich oder vergleichsweise jung sind, die im Homeoffice arbeiten oder einen Hochschulabschluss haben.
  • Hoch digitalisierte Soloselbstständige sind deutlich krisenresistenter und leiden seltener unter negativen Konsequenzen der Pandemie. So waren aufgrund der einschränkenden Maßnahmen zum Zeitpunkt der Befragung etwa drei Viertel der Soloselbstständigen mit einem sehr niedrigen Digitalisierungsgrad des Angebots nicht mehr in der Lage, die eigene Tätigkeit auszuüben, unter den sehr hoch digitalisierten Soloselbstständigen waren es dagegen nur 28 Prozent.

Weitere finanzielle Maßnahmen werden notwendig sein, um Soloselbstständige auf dem Weg durch die Krise zu unterstützen, insbesondere wenn aufgrund der Pandemie die Einkommensgrundlage weggebrochen ist. Darüber hinaus sollten zusätzliche Maßnahmen dazu beitragen, die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Hierzu können, je nach Branchenzugehörigkeit der Soloselbstständigen, finanzielle Anreize gesetzt werden. Aber auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur sollte mit Nachdruck weiter verfolgt werden, um die Digitalisierung zu befördern. Denn digitaler aus der Corona-Krise hervorzugehen heißt, für die nächste Krise besser gewappnet zu sein.

ZEW-Kurzexpertise Soloselbstständigkeit in der Corona-Krise

Quelle: Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)

2020-07-16

Print Friendly, PDF & Email