Not macht erfinderisch: Mittelständler reagieren auf Corona-Krise mit verstärkter Innovationstätigkeit

Je größer der Umsatzeinbruch, desto höher ist die Innovationstätigkeit. Zudem sind kleine Unternehmen in der Krise besonders innovationsaktiv.

Mittelständische Unternehmen reagieren verstärkt mit Innovationen auf die Corona-Krise: 43 % aller Unternehmen haben angesichts der Pandemie bereits ihre Produkte, Prozesse oder Geschäftsmodelle verbessert oder planen entsprechende Maßnahmen.
Dies zeigt eine aktuelle Sondererhebung auf Basis des KfW-Mittelstandspanels.

Dazu kommt, dass Unternehmen, die unter starken Umsatzeinbußen leiden, sich besonders innovativ (41 %) zeigen. Außerdem sind Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit Innovationen hervorgebracht haben, auch in der Krise überdurchschnittlich innovationsaktiv (42 % ggü. 30 % bei Unternehmen ohne Innovationstätigkeit in den zurückliegenden Jahren).
Dies zeigt, dass innovative Unternehmen in der Lage sind, kurzfristig auf Krisen zu reagieren. Sie sind somit krisenfester als andere Unternehmen.

Corona-bedingte Innovationen beruhen nur selten auf Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten.

Allerdings basieren die Corona-bedingten Innovationen seltener auf Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten und werden nahezu ohne Vorlaufzeit im Unternehmen umgesetzt. Dies lässt darauf schließen, dass sie nicht das Ergebnis längerfristiger Entwicklungsprozesse sind, sondern häufig ad hoc umsetzbare Maßnahmen darstellen.
Die angespannte finanzielle Lage der Unternehmen dürfte dagegen gerade dazu führen, dass tiefergehende Innovationsvorhaben in der Krise zeitlich gestreckt, im Umfang verringert oder ganz aufgegeben werden. Somit ist zu befürchten, dass von der Corona-Krise negative Auswirkungen auf das Hervorbringen grundlegender Innovationen im Mittelstand ausgehen.

Die Chefvolkswirtin der KfW, Dr. Fritzi Köhler-Geib, sagt zu den Ergebnissen: „Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland stemmen sich aktiv gegen die Krise. Viele von ihnen haben sehr schnell ihre Prozesse und Geschäftsmodelle den erschwerten Rahmenbedingungen angepasst. Das ist positiv. Wichtig ist aber auch, dass die Unternehmen ihre Forschungs- und Entwicklungs-Aktivitäten aufrechterhalten können und sich die Fähigkeit bewahren, echte Marktneuheiten zu entwickeln.“

Schwerpunkt der Innovationen liegt auf Unternehmensprozessen

Die meisten mittelständischen Unternehmen haben auf die Corona-Krise reagiert, indem sie Prozessinnovationen in ihrem Unternehmen eingeführt haben. Dazu zählt beispielsweise auch die Umstellung auf digitale Vertriebskanäle.

Die Studie zeigt, dass 21 % aller mittelständischen Firmen Prozesse verbessert oder erneuert haben, weitere 6 % planen dies.
14 % der Unternehmen haben ihr Geschäftsmodell erneuert oder verbessert. Ebenfalls 14 % der mittelständischen Unternehmen haben neue oder verbesserte Produkte und Dienstleistungen auf den Markt gebracht. Dieser im Vergleich zu den Prozessinnovationen geringere Anteil steht im Einklang mit Überlegungen, wonach Produktinnovationen häufiger in Aufschwung-Phasen auf den Markt gebracht werden.

Hohe coronabedingte Innovationstätigkeit in kleinen Unternehmen

Insgesamt haben 27 % der Unternehmen mindestens eine der vorgenannten Innovationen in ihrem Unternehmen umgesetzt. Zählt man zusätzlich jene Unternehmen dazu, die die Einführung von Innovationen bereits geplant (aber noch nicht umgesetzt) haben, führen 43 % der mittelständischen Unternehmen im Zuge der Corona-Krise Innovationen in ihrem Unternehmen ein. Dieser Anteil ist bemerkenswert hoch. Dies gilt – angesichts der kurzen Zeitspanne seit Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland – auch für den Anteil der umgesetzten Innovationen (So haben im Vergleich dazu im Zeitraum 2016 bis 2018 lediglich 19 % der Mittelständler Produkt- oder Prozessinnovationen eingeführt).
Der hohe Anteil ist vor allem darauf zurückzuführen, dass vor allem kleine Unternehmen deutlich häufiger Innovationen aufgrund der Corona-Krise hervorbringen, als sie dies in den Vorjahren getan haben.

Dienstleister mit höchstem Innovatorenanteil

Deutliche Unterschiede bei den Innovationen aufgrund der Corona-Krise zeigen sich bei der Betrachtung der Wirtschaftszweige. Mit 37 % rangiert die Dienstleistungsbranche auf der ersten Position. Mit dem Gastgewerbe und der Reise- und Freizeitbranche zählen einige der besonders von der Krise betroffenen Wirtschaftszweige hierzu.
Dagegen wurden im von der Krise vergleichsweise gering betroffenen Baugewerbe mit 11 % der Unternehmen am seltensten Innovationen hervorgebracht.
Im Verarbeitenden Gewerbe und im Handel – letzterer auch in normalen Zeiten mit vergleichsweise niedrigen eigenen Innovationsaktivitäten – liegen die Innovatorenanteile zwischen diesen Extremen.

Quelle und mehr: KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 295

2020-07-17

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