Corona-Krise und Fachkräftemangel bremsen das Wachstum

KfW Research hat sich ausführlich mit dem Thema Fachkräftemangel in Deutschland befasst und die Ergebnisse im „Fokus Volkswirtschaft, Nr. 293“ veröffentlicht.

Nachfolgend einige kurze Auszüge:

Der Shutdown durch die Corona-Krise hat den Fachkräftemangel in den meisten Wirtschaftsbereichen in den Hintergrund treten lassen. Mit dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft wird auch der Fachkräftemangel in vielen Berufen wieder spürbar werden. Aufgrund von Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr womöglich stärker als vor der Krise. Dabei wird die deutsche Wirtschaft in zunehmendem Maß von Arbeitskräften aus dem Ausland abhängig, weil das inländische Arbeitskräfteangebot knapper wird.

Corona-Krise und Fachkräftemangel dämpfen das Wachstum bis zur Mitte des Jahrzehnts

Nach einer Prognose des RWI wird sich das Wachstum des Produktionspotenzials, also das Wachstum bei Normalauslastung der Kapazitäten, von 1,5 % im Jahr 2019 auf 1 % im Jahr 2024 verringern. Die wesentliche Ursache dafür ist das demografisch bedingte Schrumpfen des Arbeitsvolumens. Die Nachwirkungen der Corona-Krise können das Wachstum mittelfristig zusätzlich dämpfen. Denn die Kosten der Krise werden weltweit umfangreiche Sparmaßnahmen und Konsolidierungserfordernisse bei Staat, Unternehmen und privaten Haushalten nach sich ziehen.
Hinzu kommt, dass es in mittelständischen Unternehmen den Mitarbeitern oft an Qualifikationen fehlt, um Digitalisierung und Innovationen voranzubringen. Dieser Mangel an Knowhow kostet ebenfalls Wirtschaftswachstum.
In längerer Frist dürfte es vor allem der demografisch bedingte Fachkräftemangel sein, der das Wachstum bremst. Doch die Wirtschaft kann sich auch besser entwickeln, wenn es gelingt, durch Sicherung des Fachkräfteangebotes und Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung wirksam gegenzusteuern.

Wie stark ist die deutsche Wirtschaft bisher von Fachkräftemangel betroffen?

Fachkräftemangel wurde per Oktober 2019 bundesweit für 21 % aller Berufe diagnostiziert. In diesen Berufen ist nicht nur der Pool an Arbeitskräften knapp, sondern die Vakanzzeiten liegen mit mehr als 160 Tagen um wenigstens 30 % über dem Durchschnitt.
Aber auch in vielen anderen Berufen ist das Fachkräfteangebot spürbar knapper geworden.

Die Vakanzzeiten liegen für alle drei Qualifikationsstufen – Fachkraft, Spezialist, Experte – insgesamt deutlich unter der Fachkräftemangelschwelle von 161 Tagen, wobei der Anteil der Mangelberufe mit der Höhe der erforderlichen Qualifikation abnimmt: Für die Qualifikation Fachkraft gibt es in einem Drittel der Berufe einen bundesweiten Fachkräftemangel, für Spezialisten in etwa einem Viertel der Berufe, für akademisch hochqualifizierte Experten mit Master oder Doktortitel in 15 %.

Was können Wirtschaft und Politik tun, um das Fachkräfteangebot zu sichern und das Wachstum zu stärken?
  • Mehr Investitionen und Innovationen zur Erhöhung der Arbeitsproduktivität
  • Bedarfsgerechte Bildung, Qualifizierung und lebenslanges Lernen wirksamer unterstützen
  • Sich mehr um Fachkräfte aus dem Ausland bemühen
  • Weitere Erhöhung der Erwerbsquote
  • Weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters
  • Nachfragebedingten berufsspezifischen Knappheiten frühzeitig entgegenwirken
  • und speziell in Corona-Zeiten: Corona-Krise mit privatwirtschaftlicher Initiative schneller bewältigen

„Fokus Volkswirtschaft, Nr. 293“

Quelle: KfW Research

2020-06-17

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