Ralph Schipke

Auch hier wirkt sich die Corona-Krise aus: MINT-Lücke hat sich im Frühjahr verringert

Innovationsstärke und MINT-Erwerbstätigkeit sind in Deutschland eng verzahnt. Denn für die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft sind MINT-Arbeitskräfte ein wichtiger Faktor.

In den vergangenen Jahren ist die sogenannte „MINT-Lücke“ immer größer geworden. In diesem Frühjahr machen sich aber die Coronakrise und der damit verbundene Rückgang offener Stellen auch im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) stark bemerkbar.

MINT-Lücke verringert sich

Die MINT-Lücke verringert sich im April gegenüber dem Vorjahresmonat um 51 Prozent auf 152.600. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt aus den Jahren 2014 bis 2019 ergibt sich für den Monat April ein Rückgang um 29 Prozent. Das zeigt deutlich die Auswirkungen der Corona-Krise im MINT-Bereich.
Noch im Februar 2020 erreichte die MINT-Lücke mit 214.900 offenen Stellen genau den Durchschnittswert aus den vorhergehenden 5 Jahren.
Der Produktionsstopp in vielen Industrieunternehmen ab März hat dazu geführt, dass die besonders stark mit der Produktion verknüpften MINT-Fachkräfte einen starken Rückgang der Fachkräftelücke zu verzeichnen hatten. Bei MINT-Experten, die stärker auch in den Forschungs- und Entwicklungsbereichen tätig sind, war der Rückgang der Lücke vergleichsweise gering.

Andererseits: Bedarf an IT-Kräften wächst

Ein völlig anderes Bild zeigt sich bei den IT-Kräften: Die Lücke bleibt im April 2020 weiterhin groß mit 39.700 und liegt damit sogar um vier Prozent über dem langjährigen Durchschnitt. Hier verstärkt die aktuelle Krise durch die gestiegenen Digitalisierungsanforderungen den Bedarf an IT-Fachkräften zusätzlich.

Digitale Geschäftsmodelle gewinnen in Wirtschaft an Bedeutung, Experten fehlen

Die Coronakrise führt dazu, dass in vielen weiteren Geschäftsmodellen (Handel, Dienstleistungen) digitale Lösungen gesucht werden. Eine Unternehmensbefragung des IWs von Ende 2019 zeigt aber bereits zu diesem Zeitpunkt, dass Unternehmen mit 87,7 Prozent Zustimmung vor allem die Sicherung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit (Sicherung des Kerngeschäfts) als wichtigsten Auslöser zur Implementierung eines datengetriebenen Geschäftsmodells betrachten. Mit der Coronakrise dürfte für viele Dienstleistungs- und Industrieunternehmen die Bedeutung der Digitalisierung zur Sicherung des Kerngeschäfts an Bedeutung gewinnen.

Staat: Digitalisierung an Schulen und e-government wird in Coronakrise wichtiger

Auch für den Bildungsbereich gewinnt die Digitalisierung durch die Coronakrise an Bedeutung. Der jüngste internationale Kompetenztest ICILS 2018 zeigt jedoch, dass Defizite bei der Digitalisierung der Bildung bestehen. Gegenüber den besten Ländern weist Deutschland bei der Computerausstattung an Schulen Nachholbedarf auf. Dies dürfte die Nachfrage nach IT-Kräften in den nächsten Monaten deutlich erhöhen. Allein, um die mehr als 40.000 Schulen in Deutschland in diesem Prozess zu unterstützen, werden 20.000 zusätzliche IT-Experten und -Fachkräfte benötigt. Dazu werden weitere IT-Lehrkräfte benötigt, um den Digitalpakt zu einem Erfolg zu führen.

MINT-Frühjahrsreport 2020

Über den MINT-Report
Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall und der Initiative „MINT Zukunft schaffen“.

2020-06-05

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