Ralph Schipke

Befragung ergibt: Mittelstand reagiert ideenreich auf Corona-Krise

Anpassungen der Produkt- und Dienstleistungspalette sowie der betrieblichen Abläufe sind wesentliche Stellschrauben, um ein Unternehmen in einem sich wandelnden Umfeld up-to-date zu halten und so den Unternehmenserfolg auch für die Zukunft sicherzustellen.

Dies gilt umso mehr in der aktuellen Corona-Krise. Denn Ansteckungsgefahr, behördliche Vorgaben, Probleme in den Zulieferketten und der Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben dazu geführt, dass die Unternehmen in ihrer üblichen Geschäftstätigkeit deutliche Einschränkungen hinnehmen mussten.

In einer Sondererhebung zum KfW-Mittelstandspanel hat KfW Research die mittelständischen Unternehmen befragt, wie sie angebotsseitig auf die Krise reagiert haben. Konkret wurde erhoben, ob und in welchem Umfang die Unternehmen ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot angepasst, ihren Vertrieb auf Telefon- oder Internetvertrieb umgestellt haben und ob sie diese – bzw. weitere vorgenommene – Anpassungen als Veränderung ihres Geschäftsmodells wahrnehmen.

Hinsichtlich der Krisenanpassungen wird auf diese Weise eine große Bandbreite von Anpassungen erfasst. Sie reicht von kleineren Anpassungen im Sortiment oder Dienstleistungsangebot und Umstellungen, die nach abflauen der Krise nicht zwingend fortgeführt werden (z. B. Produktion von Schutzscheiben statt Messebau, Bringservices im Einzelhandel, Produktion von Schutzmasken und -anzügen statt Bekleidung, Desinfektionsmittel statt Spirituosen), bis hin zu tief greifenden und technologie-basierten Neuerungen, die nach der gängigen Definition der OECD1 als Innovationen einzustufen sind (z. B. Entwicklung und Produktion von Beatmungsgeräten im 3D-Druck).

Vorreiter ist der von der Krise besonders stark betroffene Handel

Insgesamt 43 % der mittelständischen Unternehmen haben aufgrund der Corona-Krise Anpassungen am Produkt-/Dienstleistungsangebot, ihrem Vertrieb sowie beim Geschäftsmodell vorgenommen. Zählt man auch die Unternehmen hinzu, die dies noch planen, beträgt dieser Wert sogar 57 %. Dieser Anteil ist als bemerkenswert hoch einzuschätzen. Er ist Ausdruck der hohen Findigkeit mittelständischer Unternehmen bei der Krisenbewältigung.

Vorreiter ist dabei der von der Krise besonders stark betroffene Handel (56 % bezogen auf den Anteil der Unternehmen mit bereits umgesetzten Anpassungen).
Auch kleine Unternehmen (unter 5 Beschäftigte) haben mit 42 % – im Vergleich zu ihrer sonst üblichen Innovationstätigkeit – ausgesprochen häufig mit Anpassungen auf der Angebotsseite reagiert.
Mit 57 % haben besonders häufig jene Unternehmen Corona-bedingte Anpassungen vorgenommen, die bereits in der Vergangenheit Innovationen hervorgebracht haben. Dies unterstreicht, dass die Fähigkeit, Innovationen zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen, die Unternehmen auch dazu befähigt, kurzfristig auf Krisensituationen zu reagieren, und so innovative Unternehmen krisenfester als nicht-innovative Unternehmen macht.

Quelle und ausführliche Informationen: KfW Research Fokus Volkswirtschaft Nr. 291

2020-06-04

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