Ralph Schipke

MINT-Lücke mit 263.000 fehlenden Arbeitskräften weiter auf hohem Niveau

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW Köln) hat am 20.11.2019 den MINT-Herbstreport 2019 veröffentlicht.

Der MINT-Report erscheint halbjährlich im Frühjahr und Herbst und gibt einen Überblick zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie über Kennzahlen zur MINT-Bildung.
Das Reporting erfolgt im Auftrag von Im Auftrag von BDA, BDI, Gesamtmetall und der Initiative „MINT Zukunft schaffen”.

Nachfolgend eine kurze Zusammenstellung einiger wichtiger Befunde aus dem aktuellen MINT-Report:

Innovationsstärke und MINT-Erwerbstätigkeit sind in Deutschland eng verzahnt. Denn für die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft sind MINT-Arbeitskräfte, also Mitarbeiter der Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, ein wichtiger Faktor. Das gilt vor allem für die Metall- und Elektro-Industrie, die im Branchenvergleich viel Geld in neue Produkte und Prozesse investiert.

MINT-Arbeitskräftelücke liegt bei 263.000 Personen

In den MINT-Berufen waren im Oktober 2019 insgesamt 434.600 Stellen unbesetzt, nur 174.500 Personen mit entsprechendem Berufswunsch waren zur selben Zeit arbeitslos gemeldet.
Berücksichtigt man die sogenannten qualifikatorischen Mismatches bleibt eine MINT-Arbeitskräftelücke von 263.000 Personen. Konjunkturbedingt hat sich die Lücke zwar binnen Jahresfrist um 22 Prozent verkleinert, dennoch bedeutet der aktuelle Stand den dritthöchsten Oktober-Wert nach 2017 und 2018.
Vor allem auf dem IT-Arbeitsmarkt bleibt die Lage äußerst angespannt:
Im Oktober 2019 fehlten bundesweit 52.100 IT-Arbeitskräfte – fast ein Fünftel der gesamten MINT-Fachkräftelücke war damit dem IT-Bereich zuzurechnen. Im Vorjahr betrug der IT-Anteil am gesamten Fachkräftemangel erst knapp 17 Prozent. Grund für diesen Trend ist die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundene starke Nachfrage nach IT-Fachwissen.

Welche Möglichkeiten gibt es, den MINT-Fachkräftemangel zu verringern?

Vor diesem Hintergrund gilt es Wege zu finden, den Bedarf der deutschen Wirtschaft an qualifizierten MINT-Beschäftigten zu decken.

Einwanderung qualifizierter Arbeitnehmer:
Eine Option ist die verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland. Bereits heute wäre die MINT-Fachkräftelücke ohne die ausländischen Mitarbeiter noch um 232.400 Personen größer. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das am 1. März 2020 in Kraft tritt, soll die Einwanderung qualifizierter Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Staaten weiter erleichtern.

Karrierechancen aufzeigen:
Ein Beruf im MINT-Bereich muss für mehr junge Menschen eine Option werden. Denn diese Berufe bieten sehr gute Karrierechancen. So arbeiten in der M+E-Industrie mehr als 45 Prozent der MINT-Akademiker in leitender Position und jeweils nur etwa 5 Prozent der MINT-Akademiker und MINT-Fachkräfte sind befristet beschäftigt. Ein MINT-Beruf lohnt sich also – dies muss nur beim Nachwuchs ankommen. Wichtig ist daher eine Stärkung der Berufsorientierung, die Schüler der Sekundarstufen über die Perspektiven der MINT-Berufe aufklärt.

Zusätzliche Bildungsinvestitionen des Staates:
Eine aktuelle Unternehmensbefragung des IW Köln zeigt, dass die Unternehmen die Herausforderungen der Digitalisierung annehmen, in den nächsten fünf Jahren aber vor allem Probleme der Fachkräfteverfügbarkeit erwarten. Daher wünschen sich die Unternehmen vor allem zusätzliche Bildungsinvestitionen des Staates.
Die Förderung von MINT-Kompetenzen beginnt in der Schule. Im Hinblick auf den IT-Fachkräftemangel ist es notwendig, die digitale Bildung zu stärken und mehr Lehrkräfte für den IT-Unterricht einzustellen.
Noch immer entscheiden sich deutlich weniger Frauen als Männer für eine MINT-Berufslaufbahn. Um dies zu ändern, muss man ebenfalls in der Schule ansetzen, um mehr Mädchen für MINT-Berufe zu begeistern.

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln)

MINT-Herbstreport 2019

2019-12-04

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