Vergnügliches Einkaufen - viele Kunden finden das Motto toll.

Vergnüglich einkaufen im Rostocker Feinkostgeschäft Kostkontor

Beim Einkaufen fürs Abendessen gemütlich plauschen, Rezepte austauschen und noch einen leckeren Kräutertee oder kleinen Piccolo vor dem Heimweg schlürfen – so stellt sich Katrin Mai entspanntes Einkaufen vor. In Rostock kommt sie mit ihrer Idee gut an. In der Kröpeliner-Tor-Vorstadt eröffnete die 48-Jährige im Herbst 2014 das Rostocker Kostkontor. Regionale Feinkost, wie Senf, Tees, Liköre, Marmeladen und Bio-Lebensmittel sind im Angebot. Damit die Vielfalt größer wird und noch mehr Kunden angelockt werden, vermietet die Jungunternehmerin auch Regale an andere Unternehmen, in denen nun Weinflaschenhalter liegen oder Kissen und Kosmetiktäschchen. Was Kunden am liebsten kaufen und ob Katrin Mai schon schlaflose Nächte hatte, erzählt sie in diesem Interview. 

Liköre und andere hochwertige Spirituosen gingen zur Weihnachtszeit besser als erwartet über den Ladentisch im Rostocker Kostkontor.

Liköre und andere hochwertige Spirituosen gingen zur Weihnachtszeit besser als erwartet über den Ladentisch im Rostocker Kostkontor. Foto: Grit Gehlen

Frau Mai, womit haben Sie Ihr Geld vor der Eröffnung Ihres eigenen Feinkostladens verdient?

Ich habe 21 Jahre lang als Kunst- und Trauma-Therapeutin gearbeitet Das hat mir Spaß gemacht! Da ich jedoch im Auftrag eines öffentlichen Trägers tätig war, kamen die Menschen nicht immer freiwillig zu mir. Das kostet Unmengen Kraft und entspricht auch nicht meinen ethischen Grundsätzen. Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich noch machen könnte. Es sollte unbedingt was mit Menschen und etwas Schönes sein, das Freude und Leichtigkeit vermittelt. Erst habe ich überlegt, ein Café zu eröffnen. Die zündende Idee kam mir, als hier in der Kröpeliner Tor Vorstadt ein Bio-Laden, in dem ich gerne einkaufte, seine Schließung ankündigte. Den hätte ich gern übernommen, wir wurden uns aber glücklicherweise nicht einig. Denn dadurch habe ich mir ein ganz eigenes Konzept geschaffen Ich wollte keinen Bio-Laden im 90iger Jahre-Chic. Ich wollte einen Laden, der frisch und fröhlich wirkt, in dem sich die Menschen wohl fühlen – und ich natürlich auch! Das ist gelungen, wie mir immer wieder viele Kunden bestätigen.

Wie groß ist Ihr Angebot?

Es soll noch wachsen. Ich bin immer auf der Suche nach Feinkost-Anbietern aus der Region. Derzeit gibt es bei mir Pasta, Pesto, Senfe, Weine, Liköre, Brände, Biere, Öle, Tees, Kaffee, Schokolade, Brot, Käse, Fleisch und Wurst von acht Bio- und Regionalanbietern aus Mecklenburg-Vorpommern.

Obst und Gemüse im Rostocker Kostkontor sind Bio.

Obst und Gemüse im Rostocker Kostkontor sind Bio. Foto: Grit Gehlen

Ach nein, die Schokolade kommt aus Berlin. Die schmeckt aber auch wirklich einzigartig, die musste ich unbedingt im Angebot haben. Dazu kommen Landeier, Bio-Obst und Gemüse.
In den Mietregalen finden Kunden kleine Geschenke und Deko-Artikel.

Es gibt noch Freiflächen auf den Miettischen und in den Mietregalen. Hier nutzt eine junge Unternehmerin das Rostocker Kostkontor um ihre selbst genähten Produkte zu präsentieren und zu verkaufen.

Es gibt noch Freiflächen auf den Miettischen und in den Mietregalen. Hier nutzt eine junge Unternehmerin das Rostocker Kostkontor um ihre selbst genähten Produkte zu präsentieren und zu verkaufen. Foto: Grit Gehlen

Neu sind gerade reingekommen das Weinregal oder auch die Hakenleiste, die ein Jungunternehmer aus Rostock aus alten Materialien, wie zum Beispiel Dachbalken, herstellt. Jedes Stück ist ein Unikat.
In den Mietregalen ist noch Platz, so dass sich weitere Unternehmen gern bei mir melden können.

Wie kommt Ihr Konzept bei der Kundschaft an?

Das Weihnachtsgeschäft lief super. Liköre und das Ostseesalz waren die Renner. Meine Kunden gehören der unterschiedlichsten Klientel an: vom Studenten, über den Unternehmer bis zur Rentnerin ist alles dabei.
Dass Einkaufen im Rostocker Kostkontor auch genuss-, freudvoll und gemütlich sein kann, muss sich allerdings noch mehr herumsprechen. In den großen Schaufenstern liegen einladende Sitzkissen, die gern öfter benutzt werden wollen. Wir hetzten alle nur durchs Leben. Ich würde das hier bei mir im Geschäft gern etwas entschleunigen.

Wie sind Sie bei der Gründung vorgegangen?

Zuerst habe ich einen passenden Standort gesucht. Dass es ein Geschäft in der Kröpeliner-Tor-Vorstadt werden soll, stand fest. Diesen Laden hier, in dem zu DDR Zeiten ein Obst- und Gemüseladen war, fand ich ideal. Mit mir fanden das aber auch fünf oder sechs andere Interessenten. Die Vermieterin, die Wiro, hat von uns allen ein Unternehmenskonzept angefordert. Zusammen mit einer Bekannten, mit der ich das Geschäft zusammen gründen wollte, haben wir uns daraufhin einen Unternehmensberater gesucht. Tobias Häfner von Virtus hat uns wirklich vorbildlich unterstützt. Er hat statistische Erhebungen zum Einzugsgebiet und zur Zielgruppe rausgesucht, Umsatzzahlen in vergleichbaren Städten zu Rostock ermittelt, uns auf Ausgaben hingewiesen, die wir bis dahin gar nicht im Blick hatten – zum Beispiel bestimmte Versicherungen. Er hat mit uns auch einen Kreditantrag geschrieben. Ohne ihn hätten wir die Finanzierung wahrscheinlich nicht hinbekommen: Von der KfW gab es einen Kredit und von der Bürgschaftsbank eine Beteiligung aus dem Mezzanine-Programm. 50.000 Euro muss ich insgesamt zurückzahlen. Aus heutiger Sicht hätte ich doch lieber etwas mehr Geld beantragen sollen, dann hätte ich einen größeren Puffer gehabt, um Ware einzukaufen. Manchmal ist es noch ganz schön eng.

Was hat der Unternehmensberater gekostet?

Nicht viel. Wir haben uns bei der IHK den „Bildungsscheck für Beratung und Begleitung“ geholt. Damit wurde ein großer Teil der Kosten bezahlt. Die Ausgaben für den Unternehmensberater haben sich in jedem Fall gelohnt.

Wie haben Sie die regionalen Feinkost- und Bioanbieter gefunden?

Zum Beispiel im Internet und auf Märkten. Die meisten produzieren schon einige Jahre und haben für Wiederverkäufer eine entsprechende Preis- und Produktliste im Angebot. Mein Problem ist, dass ich die Waren bestellen und fast immer in Vorkasse gehen muss. Habe ich nur wenig Umsatz, kann ich nur wenig bestellen.

Sie haben im Oktober nicht allein gegründet. Wo ist Ihre Partnerin geblieben? 

Vergnügliches Einkaufen - viele Kunden finden das Motto toll.

Vergnügliches Einkaufen – viele Kunden finden das Motto toll. Foto: Grit Gehlen

Wir haben schnell gemerkt, dass der Umsatz noch nicht für zwei Personen ausreicht. Außerdem hatten wir im Alltag hier im Geschäft dann doch zu verschiedene Ansichten, so dass wir uns lieber getrennt haben.
Ich muss gestehen, ich hatte große Angst davor, allein zu gründen. Aus heutiger Sicht unverständlich. Zu zweit sein macht das Gründen nicht leichter oder sicherer.

Gab es vor der Gründung und auch jetzt noch schlaflose Nächte?

Vor der Gründung gab es sie, weil manches nicht so klappte wie gedacht. Die Umbauphase hier im Laden dauerte viel länger als gedacht.
Heute gibt es schlaflose Nächte nur noch selten, aber es gibt sie. Besonders nach Tagen, an denen wenig Kundschaft im Laden war. Glücklicherweise habe ich einen Steuerberater an meiner Seite, der ein richtiger Glücksgriff ist. Freunde haben ihn mir empfohlen. Steuerberater Nico Schade hat ein Auge auf meine Zahlen und motiviert mich immer wieder, wenn es mal nicht so läuft wie gewünscht. Er interessiert sich für das, was ich tue, denkt mit und gibt Tipps, die mit Steuerberatung eigentlich nichts zu tun haben. Zum Beispiel hat er mir das Buch „Kulinarische Entdeckungsreise durch MV“ empfohlen, um weitere Bio- und Feinkostanbieter zu finden.
Nico Schade macht seinen Job wirklich mit Herzblut.

Welche Pläne haben Sie noch?

Meine Website soll demnächst online gehen und ich will Kunden, die es eilig haben, einen Abholservice anbieten. Das heißt, sie können hier anrufen oder eine Mail schicken und sagen, was sie brauchen und ich packe alles abholbereit zusammen. Abends braucht dann nur noch bezahlt und mitgenommen werden.

In den großen Schaufenstern liegen einladende Sitzkissen, die gern öfter benutzt werden wollen.

In den großen Schaufenstern liegen einladende Sitzkissen, die gern öfter benutzt werden wollen. Foto: Grit Gehlen

Sie sprachen gerade von einer Website. Eine Facebookseite haben Sie schon, dadurch habe ich Sie ja entdeckt. Wie läuft es?

Gut. Ich habe die Facebookseite schon während der Bauphase online gestellt und immer mit aktuellen Infos gefüttert. Das ist eine gute Möglichkeit, unkompliziert und schnell mit Kundschaft in Kontakt zu kommen. Ich poste regelmäßig Fotos von neu eingetroffener Ware oder mache Aktionen bekannt, wie beispielsweise den 10 Prozent-Studentenrabatt. Es gibt schon über 600 Fans. Ich feile noch an der Technik, wie ich meinen Fans etwas mehr entlocken kann als ein „Gefällt mir“.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, … nun auch das finanzielle Risiko allein zu tragen. Ich habe ja in den 21 Jahren zuvor schon selbständig, selbstbestimmt, konzeptionell und auch in leitender Funktion gearbeitet. Ich würde es trotzdem wieder machen.
Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich gleich allein starten. Wer im Team startet, dem rate ich, sich Zeit zu nehmen zum Kennenlernen. Findet heraus, welche Kompetenzen der jeweils andere hat und ob ihr euch gut ergänzt.
Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… die Wirkung von Werbung nicht zu unterschätzen. Nehmt Geld dafür in die Hand. Es lohnt sich.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

 

Kontakt:

Rostocker Kostkontor
Inhaberin Katrin Mai
Barnstorfer Weg 22
18057 Rostock

Telefon: 0157 – 85065494
Mail: mai@kostkontor.de

Facebook: www.facebook.com/kostkontor/timeline?ref=page_internal

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