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Deutsche Unternehmen zögern bei Plattformen

Digitale Plattformen verändern derzeit die Welt, viele Unternehmen in Deutschland stehen ihnen aber skeptisch gegenüber.

Zwar geben 4 von 10 Unternehmen (45 Prozent) an, dass sie digitale Plattformen eher als Chance für das eigene Unternehmen sehen, zugleich halten sie aber 3 von 10 (30 Prozent) für ein Risiko. Jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent) misst digitalen Plattformen keine Bedeutung für das eigene Geschäft zu.
Zum Vergleich: 96 Prozent halten ganz allgemein die Digitalisierung für eine Chance für das eigene Unternehmen, nur 3 Prozent sehen in ihr ein Risiko.

Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrag des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 500 Unternehmen in Deutschland mit 20 oder mehr Mitarbeitern. Sie wurde von Bitkom-Präsident Achim Berg heute im Vorfeld des diesjährigen Digital-Gipfels der Bundesregierung (28./29. Oktober) vorgestellt.

Insgesamt zeigen sich die Unternehmen mit Blick auf Plattformen gespalten. Rund zwei Drittel (63 Prozent) nehmen an, dass die Nutzung digitaler Plattformen insgesamt mehr Vorteile als Nachteile für sie bringt, aber jedes vierte (27 Prozent) sagt: Digitale Plattformen gefährden unsere Existenz.

Viele Unternehmen fürchten eine starke Stellung des Plattformbetreibers.
So haben 42 Prozent Sorgen, dass sie in Abhängigkeit vom Plattformbetreiber geraten und jedes dritte Unternehmen (33 Prozent) sieht die Weitergabe von Kundendaten an den Plattform-Betreiber kritisch. Jedes Vierte (23 Prozent) beklagt darüber hinaus einen unklaren Rechtsrahmen, etwa bei Kooperationen für den Aufbau von Plattformen.

Eine häufig geäußerte Sorge in der Diskussion über digitale Plattformen ist die Monopolbildung. Jedes zweite Unternehmen (52 Prozent) glaubt, dass sich auf Dauer nur eine Plattform für einen Zweck auf dem Markt halten kann und so ein Monopol entstünde.

Von digitalen Plattformen profitieren nicht nur die Anbieter

Als besonderes Merkmal von Plattform-Märkten gilt, dass alle Beteiligten aus der Plattform Vorteile ziehen – und das sehen auch die allermeisten deutschen Unternehmen so.
Ganz oben in der Liste der Nutznießer stehen dabei die Plattformbetreiber selbst (98 Prozent), aber 79 Prozent sehen auch Vorteile für die Anbieter auf der entsprechenden Plattform und 73 Prozent für die Kunden, die die Plattform nutzen. Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) ist sogar überzeugt, dass die gesamte Branche von einer digitalen Plattform Vorteile hat.

Hemmnisse für die Nutzung von Plattformen

Obwohl Plattformen im Allgemeinen diese ausgesprochen hohe Bedeutung zugemessen wird, geben 3 von 10 Unternehmen (30 Prozent) an, dass sie für ihr eigenes Unternehmen nicht relevant sind. Jedes elfte Unternehmen (9 Prozent) hat zwar die Bedeutung von Plattformen für sich erkannt, nutzt sie aber bisher nicht.
Als größte Hemmnisse für den Einsatz digitaler Plattformen nennen die Plattform-Nutzer Anforderungen an den Datenschutz (64 Prozent), Anforderungen an die IT-Sicherheit (55 Prozent) und fehlendes qualifiziertes Personal (54 Prozent).
Ein unzureichendes Budget (19 Prozent) oder fehlender wirtschaftlicher Nutzen (11 Prozent) spielen demgegenüber nur eine geringe Rolle, dies sind jedoch für die Nicht-Nutzer von Plattformen gewichtige Hemmnisse: 60 Prozent geben fehlendes Know-how, 52 Prozent fehlenden wirtschaftlichen Nutzen und 39 Prozent ein unzureichendes Budget als Gründe an, Plattformen nicht einzusetzen.

Plattform-Investitionen der Unternehmen

Bei Investitionen in digitale Plattformen wollen die deutschen Unternehmen weiter zulegen. Jedes zweite Unternehmen (55 Prozent) gibt an, dass die Plattform-Investitionen in diesem Jahr zugenommen haben, bei 37 Prozent sind sie unverändert geblieben und nur bei 2 Prozent haben sie abgenommen. Im kommenden Jahr will jedes Dritte (34 Prozent) die Ausgaben erhöhen, jedes Zweite (54 Prozent) möchte sie konstant halten, aber 8 Prozent wollen sie reduzieren.

Aufbau deutscher und europäischer Plattformen sollte gefördert werden

Eine große Mehrheit (84 Prozent) der Unternehmen fordert, dass die Politik den Aufbau deutscher und europäischer digitaler Plattformen fördern sollte.
Als konkrete politische Maßnahmen werden europaweit einheitliche Regeln (53 Prozent) sowie mehr Rechtssicherheit für digitale Plattformen (50 Prozent) gefordert.
Öffentliche Mittel zum Aufbau digitaler Plattformen wünscht sich nur eine Minderheit von 36 Prozent, 32 Prozent plädieren für Unterstützung bei Kooperationen mit anderen Unternehmen, um gemeinsam digitale Plattformen aufzubauen. Ähnlich viele würden Impulse durch Lockerungen beim Datenschutz (29 Prozent) begrüßen.

Aber nicht nur die Politik sei gefordert, laut Berg müsse sich vor allem die Wirtschaft selbst bewegen. 82 Prozent der Befragten unterstützen die Aussage, deutsche Unternehmen sollten viel häufiger zu Plattformanbietern werden. Immerhin jeder Vierte (25 Prozent) ist dagegen der Meinung, deutsche Unternehmen sollten sich nicht um das Thema Plattformen kümmern, sondern täten besser daran, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.
Dabei herrscht große Einigkeit, dass die Bedeutung von digitalen Plattformen künftig weiter zunehmen wird. So sind jeweils 9 von 10 Unternehmen überzeugt, dass in zehn Jahren digitale Plattformen für die weltweite (90 Prozent) wie auch für die deutsche Wirtschaft (89 Prozent) sehr wichtig oder eher wichtig sein werden.

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 502 Unternehmen ab 20 Mitarbeitern in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ.

Quelle und mehr: Pressemitteilung Bitkom

2019-10-27

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