Hier gibt’s Querbeet von der Karte

In Neustrelitz gibt es nach Einschätzung von Koch Christian Staff zu viele Restaurants. Trotzdem wagte der 32-Jährige vor fast einem Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Angebot in seinem Restaurant mit dem Namen Quer-Beet ist in der Region einzigartig und beschert dem Jungunternehmer doch mehr Gäste als je gedacht.

Koch Christian Staff hat sich mit seinem eigenen Restaurant einen Traum erfüllt. Foto: Grit Gehlen

Koch Christian Staff hat sich mit seinem eigenen Restaurant einen Traum erfüllt. Foto: Grit Gehlen

Christian Staffs Gerichte kommen bei den Gästen gut an: Bio-Fleisch und Fisch aus der Region, ausgefallene Rezepte, aber auch traditionelle Gerichte zu einem bezahlbaren Preis stehen auf der Speisekarte.
Die 50 Plätze im Restaurant sind insbesondere an Feiertagen und auch am Wochenende oft alle besetzt, erzählt der Jungunternehmer. So richtig stolz macht ihn aber, dass er in den ersten neun Monaten nach Eröffnung schon dutzende Veranstaltungen in seinen Räumlichkeiten ausgerichtet hat: „Von der Hochzeit, über runde Geburtstage und Firmenfeiern war schon alles dabei. Es lief von Anfang an viel besser als gedacht. Dadurch konnte ich investieren und etliche meiner Vorhaben eher umsetzten als geplant“.

Bio und regionale Küche stehen im Querbeet auf dem Speiseangebot.

Bio und regionale Küche stehen im Querbeet auf dem Speiseangebot. Foto: Grit Gehlen

Das Kochen lernte der sehr schlanke und sportlich wirkende Christian Staff von 2001 bis 2004 in seiner Heimatstadt Neustrelitz im Restaurant Bootshaus. Dann ging er einige Jahre auf Wanderschaft. „Ich wollte mich ausleben und lernen.“  Christian Staff kochte in Österreich, auf der Insel Usedom, in Düsseldorf und sogar beim Küchenchef von Tim Mälzer in Hamburg. „Das war richtig verrückte Küche“, erinnert er sich lachend. „Die kochen da nichts Normales. Da habe ich nochmal richtig Feinschliff bekommen.“ Ob seine Rezeptideen bei den Neustrelitzern ankommen, probierte der junge Mann dann einige Jahre als Küchenchef in der hiesigen Kachelofenfabrik aus. Doch wie viele andere gute Köche auch, träumte Christian Staff immer öfter von etwas Eigenem. „Allerdings war ich mir lange nicht im Klaren darüber, was ich genau machen will. Ich hatte einige Zeit ein Nebengewerbe als Mietkoch angemeldet, konnte mir aber auch vorstellen, einen Cateringservice oder einen Imbiss zu eröffnen.“ Das eigene Restaurant wurde es eher zufällig.

„Diese Räumlichkeit hier war früher das Vereinslokal der Kleingartenanlage Schlosskoppel. Es stand schon einige Jahre leer und ich entdeckte es eines Tages im Immobilienangebot der Sparkasse.“
Es folgten mehrere Besichtigungstermine. Heute ist nur schwer vorstellbar wie es hier noch 2013 aussah: „Ich habe damals einen Riesenschreck bekommen. Das Lokal war unmodern und völlig unpraktikabel eingerichtet. Im Grunde gab es nicht mal eine Theke und schnell war klar, dass hier auch die gesamte Elektroanlage und die Küche komplett neu gemacht werden müssen.“

Christian Staff beriet sich mit seinen Eltern, dem Bruder, den Onkeln, die vom Bau sind, und mit Freunden. Er engagierte auch einen Architekten. „Ich habe von sowas keine Ahnung und konnte nur schwer einschätzen, was zeitmäßig und finanziell bei einem Umbau auf mich zukommt.“
Drei Monate lang – von Mitte Januar bis in den April 2014 – wurde aus dem Koch ein Bauhelfer. Gemeinsam mit der Familie und Freunden wurden Wände versetzt, Fenster eingebaut, ein Tresen gezimmert, das alte Fachwerk freigelegt. „Rückblickend habe ich mir damals viel zu viel Druck gemacht. Aber das kennt wohl jeder Bauherr, der beim Einreißen von Wänden immer neue Baustellen entdeckt“, sagt Christian Staff schmunzelnd. Er bezahlte alles aus eigener Tasche. „Als Koch verdient man zwar nicht so viel Geld, aber weil man viel, viel arbeitet, hat man keine Zeit es auszugeben. Und so kam über die Jahre eine kleine Summe zusammen.“

Christian Staff vor seinem Restaurant in Neustrelitz namens Querbeet.

Christian Staff vor seinem Restaurant in Neustrelitz namens Querbeet. Die Familie half beim Umbau fleißig mit. Foto: Grit Gehlen

Ostern 2014 war es dann soweit. Christian Staff eröffnete sein Quer-Beet.  Allerdings erinnert er sich nicht so gerne an die ersten Tage. Es traf ein, wovon jeder Jungunternehmer träumen dürfte: „Alle 50 Plätze waren von Karfreitag bis Ostermontag besetzt. Als Team hatten wir uns aber noch nicht einarbeiten können und so passierte es, dass einige Gäste bis zu einer Stunde auf ihr Essen warten mussten und ihnen dann auch noch falsches Essen serviert wurde. Wenn man aus der gehobenen Gastronomie kommt, empfindet man das schlimmer als schlimm. Man hat ja seine Ansprüche!“, sagt Christian Staff und wundert sich rückblickend selbst, dass sich kein Gast ernsthaft beschwerte.

Solche „Pannen“ gibt es heute nicht mehr. Zusammen mit Christian Staff gibt es in der verhältnismäßig kleinen Küche nun noch einen Koch, die Mutter kümmert sich als gelernte Kellnerin um den Service. Im Sommer und bei Feierlichkeiten holt der Jungunternehmer zwei bis drei Aushilfen dazu. „Wir machen alles selbst: Vom Brötchen für den Burger bis zur Salatsauce mit Bio-Kräutern.“ Die Kräuter sollen in diesem Jahr übrigens aus dem eigenen kleinen Garten neben dem Quer-Beet kommen. Der Rosmarin hat den Winter problemlos überlebt und die Nadeln leuchten schon grün. Christian Staff kann sich auch vorstellen, mal Land dazuzukaufen und noch eine kleine Pension zu eröffnen. „Wichtig ist, dass man nicht stehen bleibt, neue Ideen entwickelt und ausprobiert und für Kritik ein Ohr hat“, sagt der 32-Jährige, der gleich ein Beispiel parat hat: Gäste hatten bemängelt, dass man auf den Bierbänken auf der Terrasse unbequem sitzt. „Ich habe mich sofort gekümmert und Bierbänke mit Rückenlehne gekauft. Die Kundschaft muss zufrieden sein. Nur dann kommt sie wieder“, erklärt Christian Staff seinen Erfolg.

Nach seinem Rat für angehenden Gründer gefragt, muss Christian Staff nur kurz überlegen: „Ein Konzept, aus dem hervorgeht, was man will und wo man hin will, ist ganz wichtig. Finanziell sollte man nichts über den Daumen planen, sondern einen Liquiditätsplan aufstellen. Wichtig finde ich auch, der Familie, Freunden und Bekannten von seiner Geschäftsidee zu erzählen und sie nach ihrer Meinung zu fragen.“

Dankbar ist Christian Staff seinem Bruder: „Der ist schon viele Jahre mit einer Zahntechnikfirma selbstständig und hat mir mit auf den Weg gegeben, dass ich mir nichts kaputtreden lassen und an mich glauben soll. Das fand ich toll!“

Grit Gehlen

 

Kontakt:

Quer-Beet
Useriner Str . 9
17235 Neustrelitz

Tel: 03981 4980457
Internet: www.facebook.com/pages/Quer-Beet/614033962022570?sk=timeline&ref=page_internal

 

 

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