Ralph Schipke

Frauen stellen mehr als die Hälfte aller Beschäftigten im Mittelstand

Die wachsende Erwerbsbeteiligung von Frauen schlägt sich auch im deutschen Mittelstand nieder. Rund 54 % der Beschäftigten sind hier weiblich.

Damit sind Frauen nicht nur in der Unternehmensleitung, sondern auch in der Belegschaft im Mittelstand deutlich stärker vertreten als in den großen DAX-Unternehmen.

Besonders hoch ist der Frauenanteil bei den ganz kleinen Unternehmen.

Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass hier vergleichsweise viele Teilzeitkräfte beschäftigt sind. Und Teilzeitkräfte sind, im Mittelstand wie in der Gesamtwirtschaft, überproportional oft weiblich. Mehr als sieben von zehn Teilzeitkräften, aber weniger als vier von zehn Vollzeitkräften im Mittelstand sind Frauen.
Gleichzeitig sind kleinere Unternehmen häufig im wissensintensiven Dienstleistungssektor zu finden, der besonders viele Frauen anzieht. Architekturbüros gehören hierzu ebenso wie Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatungen oder Gesundheitsdienstleister. Im Verarbeitenden Gewerbe liegt der Frauenanteil dagegen unter 40 %, im Bausektor weit unter 30 %.

Auch in regionaler Hinsicht gibt es dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer Unterschiede:

Der Anteil weiblicher Beschäftigter im Mittelstand ist im Osten Deutschlands höher als im Westen – allerdings nur bei den Vollzeitbeschäftigten. Bei den Teilzeitbeschäftigten ist der Frauenanteil dagegen in kleinen und mittleren Unternehmen im Westen höher.

Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Die Analyse erstmals von KfW Research erhobener Daten zu weiblichen Beschäftigten im Mittelstand macht zudem deutlich, dass das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch für kleine und mittlere Unternehmen ein wichtiges Handlungsfeld ist

Tatsächlich ist der Frauenanteil in Unternehmen höher, die bereits betriebliche Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf umgesetzt haben. Dies können neben der Möglichkeit, zeitlich und räumlich flexibel zu arbeiten, auch Kinderbetreuungsangebote sein oder Initiativen, die den Mitarbeitern den Wiedereinstieg nach der Elternzeit erleichtern, um einige Beispiele zu nennen.
Unternehmen, die sich für ein familienfreundliches Arbeitsumfeld engagieren – und das sind mehr als die Hälfte aller Mittelständler – weisen einen um 9 Prozentpunkte höheren Frauenanteil auf.
Und ob Mittelständler einzelne dieser Maßnahmen umgesetzt haben, hängt auch davon ab, ob die Geschäftsleitung weiblich ist und vielleicht sogar selbst Kinder hat.
Dies geht aus einem in Kürze erscheinenden Beitrag von KfW Research hervor, der die Vereinbarkeit von Beruf und Familie im deutschen Mittelstand untersucht.

Neben Faktoren wie Größe, Branche oder Region eines Unternehmens, die kurzfristig kaum veränderbar sind, spielen flexible und familienfreundliche Arbeitsbedingungen somit eine wichtige Rolle dafür, wie stark Frauen in der Belegschaft vertreten sind.

Für den Mittelstand bietet sich hier ein wichtiger Ansatzpunkt, um das Fachkräftepotenzial von Frauen noch stärker zu nutzen und so einem drohenden Mangel qualifizierter Arbeitskräfte entgegenzuwirken.

Denn die demografische Entwicklung wird in den kommenden Jahren immer stärker auf dem Arbeitsmarkt zu spüren sein. Ohne entsprechende Anpassungen wird sich das Arbeitskräfteangebot merklich reduzieren, mit negativen Auswirkungen auf Investitionen und Wachstum unserer Wirtschaft.

Quelle und mehr: KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 263

2019-08-24

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