KMU: Weniger Fachkräfteprobleme in Großstädten

Den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) mangelt es durch den langjährigen Arbeitsmarktboom an Fachkräften. Zwei Drittel der KMU, die Fachkräfte einstellen wollen, befürchten Schwierigkeiten.

Wie eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels zeigt, sind die Fachkräfteengpässe auf dem Land gravierender als in den großen Städten.

Fachkräfte knapper auf dem Land

Bei den Rekrutierungsproblemen gibt es deutliche Stadt-Land-Unterschiede. Das KfW-Mittelstandspanel zeigt: Über die Hälfte (54 %) der rekrutierenden KMU mit Sitz in kreisfreien Großstädten (mind. 100.000 Einwohner) erwarten Schwierigkeiten.
Außerhalb der Großstädte sind Rekrutierungsprobleme allerdings noch deutlich häufiger: KMU mit Sitz in Landkreisen erwarten zu 70 % Probleme.

In den 67 kreisfreien Großstädten befindet sich ein Viertel der 3,76 Mio. mittelständischen Unternehmen. Die Branchenstruktur unterscheidet sich etwas von den Landkreisen und trägt zum Unterschied bei den Rekrutierungsproblemen bei: In den Städten gibt es weniger KMU des Bau- bzw. Verarbeitenden Gewerbes – die häufiger Rekrutierungsprobleme befürchten (ca. 75 %). Die in den Städten stärker vertretenen Dienstleister sind hingegen seltener betroffen (ca. 60 %).

Doch auch unter Berücksichtigung der Branchenstruktur bleiben deutliche Stadt-Land-Unterschiede bestehen (auch in Regressionsanalysen).

Mehr Pendler in den Städten

KMU in größeren Städten sind offenbar im Wettbewerb um knappe Fachkräfte erfolgreicher.
Ein Grund ist der geografische Standortvorteil: Städte sind für viele Arbeitnehmer attraktiver.
44 % der KMU mit Sitz in kreisfreien Großstädten haben Pendler in der Belegschaft (mit mindestens 30-minütigem Arbeitsweg). Das trifft nur auf 26 % der KMU in den Landkreisen zu.
Auch berufsbedingte Umzüge gehen öfter in Richtung Stadt. Dort haben 19 % der KMU Angestellte, die extra für den Job zugezogen sind. Auf dem Land sind es nur 10 %.

Städtische KMU suchen Fachkräfte öfter überregional

Die größere Anziehungskraft auf überregionale Fachkräfte ist aber nicht nur ein städtischer Standortvorteil, sondern offenbar auch auf größere Anstrengungen zurückzuführen.
Insgesamt bemüht sich ca. ein Viertel der KMU aktiv um Fachkräfte aus anderen Regionen. Dieser Anteil ist in den kreisfreien Großstädten mit 37 % deutlich größer als in den Landkreisen.
Der Stadt-Land-Unterschied in den Rekrutierungsbemühungen ist umso größer, je weiter die gesuchten Fachkräfte entfernt sind: Städtische KMU suchen 50 % häufiger in Nachbarstädten /-Kreisen, doppelt so häufig deutschlandweit und mehr als dreimal so häufig international.

Geld und Flexibilität als Lockmittel

Im überregionalen Wettbewerb um Fachkräfte setzen 44 % der einstellenden KMU auf flexible Arbeitsbedingungen, z. B. bei Arbeitszeiten oder mit Heimarbeit und mobilen Arbeitsgeräten.
Insgesamt 54 % bieten finanzielle Zusatzleistungen: Jeweils gut ein Fünftel erstattet (zumindest anteilig) Wohn- oder Fahrtkosten, ein Drittel übernimmt Umzugskosten.
Hilfestellung bei der Suche nach einer Wohnung, einem Kitaplatz oder einer Arbeitsstelle für Familienangehörige leistet ein Viertel der KMU. Diese Vermittlungsdienste bieten städtische KMU häufiger an – schließlich ist das Wohnungs- und Betreuungsangebot dort meist knapper.

Quelle und mehr: KfW Research Volkswirtschaft Kompakt

2019-07-23

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