KfW-Konjunkturkompass Deutschland

Binnennachfrage stabilisiert Konjunktur in schwierigem globalem Umfeld

Mit 0,4 % Quartalswachstum ist der Start in das Jahr 2019 geglückt: Dank eines kräftigen Privatkonsums und eines von der Witterung begünstigten Schubs bei den Investitionen lässt die deutsche Wirtschaft ihre halbjährliche Stagnationsphase hinter sich.

Die Aussichten haben sich hingegen verschlechtert: Deutlich weniger Aufträge, die eingetrübte Stimmung sowie eine Gegenbewegung bei den Bauinvestitionen lassen für das zweite Quartal nur ein schwaches Wachstum erwarten, bevor es danach wieder anzieht.

Alles in allem bestätigt KfW Research seine Konjunkturprognose von 0,8 % für 2019 und 1,8 % für 2020; vier Arbeitstage mehr überzeichnen die erwartete Erholung; kalenderbereinigt entspricht das Realwachstum 2020 mit 1,5 % nur in etwa dem Potenzial.

Die Negativrisiken überwiegen, wofür vor allem die erneut verschobene Antwort auf die Brexit-Frage sowie die weiter schwelenden Handelskonflikte der USA mit China und der EU verantwortlich sind; das belastet vor allem die exportabhängige Industrie.

Positive Überraschung zu Jahresbeginn: Gemessen an den ursprünglich geringen Erwartungen ist die deutsche Wirtschaft überraschend kräftig in das Jahr 2019 gestartet: Das preis-, saison- und kalenderbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm im ersten Quartal um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal zu. Der aktuelle BIP-Zuwachs entspricht wieder dem Tempo, wie es auch in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres zu beobachten war.

Die maßgeblichen Impulse kamen im ersten Quartal von der Binnennachfrage, die sich einmal mehr als Stütze der Konjunktur erweist. So weiteten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben kräftig aus und auch die Bruttoanlageinvestitionen in Ausrüstungen und Bauten zogen deutlich an.
Die Bauinvestitionen profitierten dabei aber auch von der für die Jahreszeit ungewöhnlich milden Witterung, die ein Vorziehen von Bauprojekten gestattete.
Für die global orientierte Industrie bleibt die Situation hingegen schwierig – ungeachtet der wieder etwas höheren Exporte, die wohl auch aus zuvor aufgebauten Lagerbeständen bedient wurden.

Ein Ende der Industrierezession ist angesichts des Einbruchs der Auftragseingänge im ersten Quartal nicht in Sicht. Diese sind mit – 4,1 % so stark gefallen wie seit zehn Jahren nicht mehr, was nicht nur, aber vor allem auf eine eklatante Nachfrageschwäche aus Ländern außerhalb der Währungsunion zurückzuführen ist.

Dass die Wirtschaft insgesamt im zweiten Quartal trotzdem minimal wachsen dürfte, verdankt sie allein der soliden Binnennachfrage.

Weniger Anreize für Erweiterungsinvestitionen

Indem Deutschland im zweijährigen Prognosezeitraum erst unterhalb und später im Rahmen seiner Produktionsmöglichkeiten wächst, lässt die Auslastung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials von einem hohen Niveau her kommend zunächst nach, bevor sie im weiteren Verlauf seitwärts tendieren dürfte.

Für die Fortsetzung der bereits 2010 begonnenen Expansionsphase kann dies sogar günstig sein, solange die zahlreichen globalen Risiken unter Kontrolle bleiben. Schließlich sind die Kapazitäten besonders am Arbeitsmarkt inzwischen recht eng. Allerdings sinkt zugleich der Anreiz zu Investitionen, da das Kapazitätserweiterungsmotiv für die Unternehmen merklich an Bedeutung verliert. Die infolgedessen zu erwartende schwächere Nachfragedynamik nach Investitionsgütern ist ein weiterer Negativimpuls für die zurzeit ohnehin gebeutelte Industrie

Quelle und mehr: KfW Research, KFW-Konjunkturkompass Deutschland

2019-05-25

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