Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit

Innerhalb eines Landes gibt es Regionen, die – trotz einschneidender Ereignisse wie Weltwirtschaftskrise und Zweiter Weltkrieg – dauerhaft stabile Gründungsraten aufweisen.

Es zeigt sich, dass sich hier über Generationen hinweg bestimmte Werte, Traditionen und Bräuche etabliert haben, die sich positiv auf das Ansehen des Unternehmertums auswirken. Dies wiederum beeinflusst die individuelle Gründungsneigung in der dortigen Bevölkerung.

Mittelstand und Startups
Studie „Kooperationen zwischen Startups und Mittelstand“ des Alexander von Humboldt Instituts für Internet und Gesellschaft und dem Spielfeld Digital Hub.

Zugleich gibt es aber auch Regionen, in denen über Jahrzehnte stets ausreichend Arbeitsplätze vorhanden waren, so dass sich keine “Kultur der Selbstständigkeit” entwickelte. Dies gilt beispielsweise für das Ruhrgebiet: Hier war es über mehr als ein Jahrhundert hinweg selbstverständlich, sein ganzes Erwerbsleben in einem der großen Kohle- oder Stahlunternehmen zu verbringen – und nicht den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen.
Was die Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit beeinflußt

IHK Stammtisch für Gründer
Eine hohe Gründungsquote resultiert zum einen aus einem gründungsfreundlichen Klima. Foto: Ralph Schipke

Eine hohe Gründungsquote resultiert zum einen aus einem gründungsfreundlichen Klima. Entwickelt sich dort eine florierende Gründerszene, zieht dies weitere Gründungswillige an. Zum anderen spielen aber auch Vorbilder eine Rolle – insbesondere, wenn sie die Kultur der Selbstständigkeit leben und angehende Gründer beraten.
Regionen mit einer stark ausgeprägten Kultur unternehmerischer Selbststän-digkeit verfügen meist auch über eine gute gründungsrelevante Infrastruktur, die nicht nur aus kulturellen, sondern auch sozialen und materiellen Aspekten besteht.

Dazu gehören günstige Finanzierungsmöglichkeiten, eine günstige Verkehrs- und Unterstützungsinfrastruktur sowie gute Mietbedingungen. Auf sozialer Ebene sind zudem Netzwerke verschiedener Akteure – öffentlicher Institutionen, Unternehmer und Gründer – etabliert.

Wie Wirtschaftspolitik nachhaltig Gründungen fördern kann

Da sich eine Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit nur im Laufe von Jahrzehnten entwickelt, bewirken kurzfristige wirtschaftspolitische Maßnahmen wie Gründungssubventionen meist nur wenig. Im Gegenteil: Derartige Maßnahmen können sogar kontraproduktiv sein, wenn in Folge dessen beispielsweise schlecht vorbereitete Unternehmen in den Markt eintreten und scheitern. Zudem besteht die Gefahr, dass aufgrund des förderungsbedingten Vorteils wettbewerbsfähigere Bestandsunternehmen aus dem Markt gedrängt werden.

Zusammenarbeit mit Startups
Kleinere Unternehmen sollten den Versuch wagen, Kooperationen mit Startups einzugehen. Es gibt inzwischen fast überall in Deutschland entsprechende Orte und Gelegenheiten der Vernetzung, wie etwa auf der Branchenkonferenz der Kreativwirtschaft in MV. Foto: Ralph Schipke

Eine Wirtschaftspolitik, die gezielt die Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit fördern möchte, sollte daher vor allem verlässliche Rahmenbedingungen schaffen, die Anreize für Unternehmertum bieten.

Weitere Informationen:

Bijedić, T.; Wolter, H.-J. (2018): Kultur unternehmerischer Selbstständigkeit, IfM Bonn: Denkpapier, Bonn.

Dienes, C.; Schneck, S.; Wolter, H.J. (2018): Der Einfluss des Gründungsgeschehens auf das regionale Wirtschaftswachstum, IfM Bonn: IfM-Materialien Nr. 270, Bonn.

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