Experimentierfelder zur Digitalisierung der Landwirtschaft gefördert

Mit der Digitalisierung und der Landwirtschaft treffen hochkomplexe Systeme aufeinander. Um Vorteile – auch orientiert an den spezifischen Betriebsstrukturen in Deutschland – für die Gesellschaft besser nutzen zu können und damit dem öffentlichen Auftrag zu entsprechen, die Rahmenbedingungen des „Digital Farming“ mitzugestalten, hat das Bundes-ministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Zukunftsprogramm Digitalpolitik Landwirtschaft entwickelt.

Dieses zeigt die zugehörigen Maßnahmen und Planungen des BMEL auf und hat das Ziel, die Weiterentwicklung der Digitalisierung gezielt zu unterstützen. Ein Ansatzpunkt dabei ist die Schaffung der notwendigen Grundlagen, um die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Akteure – aus Landwirtschaft, Landtechnik, IT Branche und Wissenschaft – zum Ausgleich zu bringen. Insbesondere sollen die Chancen der Digitalisierung für alle Betriebsgrößen der Landwirtschaft erschlossen und zum Wohle der Gesellschaft und der Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft ausgestaltet werden.

Die Akteure sollen dazu die dynamische Entwicklung im IT-Bereich gezielt nutzen. Gleichzeitig sollen bestehende Risiken durch die Nutzung digitaler Technologien so weit als möglich begrenzt werden. Gemeinsam mit den Ländern sollen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es durch interdisziplinäres Zusammenwirken der Akteure ermöglichen, Lösungen zu entwickeln, erproben und praxisverfügbar zu machen.

Aufgabe dieser Experimentierfelder ist die Schaffung von infrastrukturellen Voraussetzungen zur Untersuchung digitaler Technologien und Verfahren für verschiedene landwirtschaftliche Betriebsstrukturen und die wissenschaftliche Begleitung der zugehörigen Tests.  Foto: Ralph Schipke

Als wichtiger Schritt hierzu sollen Experimentierfelder zur Digitalisierung in der Landwirtschaft im gesamten Bundesgebiet entstehen, die untereinander koordiniert und vernetzt agieren.

Die intensive Einbindung und Berücksichtigung der Anforderungen und Erfahrungen der landwirtschaftlichen Anwender wird als Grundvoraussetzung dazu erachtet. Anbieter und Anwender digitaler Lösungen sollen einen offenen Zugang zu diesem Umfeld erhalten, Ihre Technik anwenden und gezielt weiterentwickeln.
Beteiligte Unternehmen, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und auch Start-ups, werden damit zur eigenständigen, kreativen und innovativen Umsetzung angeregt. Darüber hinaus soll auch der Technologie- und Wissenstransfer sowohl in die landwirtschaftliche Praxis als auch in den vor- und nachgelagerten Bereich und in die breite Öffentlichkeit dort stattfinden.

Ziel ist, die nachhaltige digitale Transformation im Agrarbereich zu fördern. Die entwickelten Lösungsansätze für die Bewältigung aktueller technischer, wirtschaftlicher, organisatorischer und sozialer Herausforderungen sollen in einer geeigneten Weise aufbereitet und vermittelt werden. Den im Rahmen von Forschungsprojekten hervorgebrachten Lösungsansätzen soll ihr Weg in den Markt erleichtert und in der Folge eine breite Anwendung ermöglicht werden.
Gleichzeitig soll diese Struktur auch die Möglichkeiten bieten, um umgekehrt Innovationsimpulse und neue Forschungsideen aus den Experimentierfeldern zu erhalten.

Mit dieser Förderrichtlinie sollen Aktivitäten von Versuchszentren im Zusammenspiel mit Wissenschaft, Beratung, Industrie und landwirtschaftlicher Praxis unterstützt werden, Experimentierfelder zur Digitalisierung aufzubauen und zu betreiben. Es sollen Innovationen und neue Verfahrenstechniken zur Digitalisierung der Landwirtschaft unter Einbeziehung der gesamten Wertschöpfungskette für unterschiedliche Betriebsstrukturen erprobt werden. Das betriebsübergreifende Management unter Einbindung des vor- und nachgelagerten Bereichs sowie die Logistik zwischen Betrieben soll mit Hilfe digitaler Lösungen vereinfacht werden.

Herstellerübergreifende Tests moderner Kommunikations- und Informationstechniken zur Steuerung und Regelung sowie Überwachung und Automation auch kompletter Verfahrensketten in der landwirtschaftlichen Produktion sollen umgesetzt werden. Aktuell besonders vielversprechend ist dazu der effiziente Einsatz neuer Mobilfunktechniken (terrestrisch und satellitengebunden). Eine Bewertung konkurrierender Datenübertragungsverfahren soll ermöglicht werden.
Darüber hinaus sollen auch sensor- und geodatengestützte technische Lösungen unterstützt werden. Moderne Fernerkundungsverfahren sollen angewendet und untersucht werden. Weiterhin auch praxisnahe Lösungen, die sich der virtuellen und erweiterten Realität bedienen.

Mixed reality
Künftig können Nutzer von Virtual Reality (VR) noch einfacher, natürlicher und in Echtzeit zwischen realen und virtuellen Welten miteinander interagieren. Eine Szene aus der realen Welt kann in die virtuelle Realität übertragen und von dort ein Feedback in die reale Situation zurückgespiegelt werden. Foto: Ralph Schipke

Die Voraussetzungen für zugehörige Tests und Vorführungen, wie etwa der Zugang zu notwendigen Betriebsdaten, müssen gegeben sein.
Erreicht werden sollen u. a. Verbesserungen für die landwirtschaftliche Praxis hinsichtlich der Betriebsmitteleffizienz, des Arbeitskräfteeinsatzes, der Dokumentation, der Umweltentlastung, der Nährstoffeffizienz und der Nachhaltigkeit sowie bei Tierwohl und bei der Artenvielfalt. Mögliche Risiken bei der Anwendung dieser neuen Technik (z. B. Datensicherheit, Abhängigkeiten) sollen beleuchtet werden. Auch die digitale Infrastruktur in der Landwirtschaft und die zugehörige Kompetenz sowie der Wissensaustausch aller Beteiligten sollen gefördert werden. Um dies zu erreichen, ist eine interdisziplinäre Kooperation zielführend.

Das BMEL beabsichtigt, entsprechende Vorhaben zu fördern.

Quelle: www.bundesanzeiger.de | 21. September 2018

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