DHDL

“Der Gründergeist überrascht mich häufig”

Du bist jetzt schon seit der ersten Staffel mit dabei und hast so viele Start-ups gesehen wie kein anderer Löwe. Was würdest du sagen, hat sich in dieser Zeit verändert, sowohl bei den Löwen als auch bei den Gründern?

Fünf Jahre ist eine sehr lange Zeit und ich hätte niemals gedacht, dass ich so lange dabei bleibe. Ich bin damals einfach reingestolpert. Ich war ein ganz erfolgreicher Gründer und Investor, aber nicht bekannt und vor allem kannte ich die Medien nicht. Natürlich war es verrückt direkt mit einer Primetime-Produktion einzusteigen, doch irgendwie habe ich es überlebt. Ich selber habe mich auf jeden Fall entwickelt. Für mich sind heute Medien etwas, das ich kenne. Ich würde mich selber nicht als Medienprofi bezeichnen, aber ich weiß jetzt was Fernsehen und Kommunikation bewirken kann. Auch die Gründer haben sich entwickelt. Am Anfang hatten wir wirklich sehr schwache und unstrukturierte Gründer. Oftmals sind sie nicht alleine die nächsten Meter gegangen. Man konnte jetzt sehen, dass Gründer professioneller auftreten und interessantere Produkte haben. Zudem haben sich die Löwen weiterentwickelt. Die erste Besetzung war sehr interessant, aber sicherlich nicht ideal um zu investieren und vor allen Dingen die Start-ups danach zum Erfolg zu führen. Heute sind andere Löwen zur Stelle und das hat der Sendung, glaube ich, ganz gut getan. Die Löwen kämpfen untereinander, weil sie jetzt ihre Rangordnung untereinander suchen oder auch schon gefunden haben und sich sagen: Jetzt beiße ich auch mal zu. Es ist schön zu sehen wie „Die Höhle der Löwen“, wo ich ja bei der 1.0-Version dabei sein durfte, heute eine sehr stabile, professionelle 5.0-Version ist, die den Charme der Sendung beibehalten hat.


Investor Frank Thelen mit den Rostocker Gründern Konstantin Altrichter und Karl Hartmann in der vergangenen Sendung.  “Löwe” Carsten Maschmeyer war nach dem Pitch des MV-Startups zwar zum Einstieg bereit, allerdings zu anderen Konditionen.
Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

In „Die Höhle der Löwen“ kamen schon die unterschiedlichsten Gründer. Können dich Innovationen noch überraschen?

Ja, der Gründergeist überrascht mich häufig. Das ist auch immer der Spagat den ich gemacht habe. Ich war früher, das ist quasi meine DNA, immer sehr stark im Softwarebereich. Heutzutage bin ich breiter im Innovationsbereich tätig. Da kommen Themen wie Quantencomputing, künstliche Intelligenz, E-Transportation und wir bauen mit „Lilium Aviation“ an einem Elektrojet – das wird natürlich niemals kompatibel mit der „Höhle der Löwen“ werden. Das kann man in so einer Sendung gar nicht machen. Doch die Gründer, die zu uns kommen, überraschen mich immer wieder und es macht mir nach wie vor große Freude.

Wenn wir jetzt ein bisschen aus der Sendung rausgehen in die Startup-Szene Deutschlands. Was wünschst du dir für die Start-up-Szene aus politischer Sicht?

Politisch gesehen wünsche ich mir zunächst einmal, dass wir eine stabile Regierung haben, denn das, was da in den letzten Monaten wieder gemacht wurde, war kontraproduktiv. Es ging ja hauptsächlich um die Flüchtlingsfrage, dazu werde ich mich gar nicht erst positionieren. Dafür habe ich auch gar nicht die Kompetenz. Das ist nicht mein Thema. Was ich aber gerne hätte, ist eine Regierung, die aktiv regiert, Mut hat und Dinge konkret umsetzt. Das ist gerade dadurch, dass wir leider eine sehr komplexe Regierung haben, mit Leuten, die teilweise sehr lange in den Mühlen mahlen, nicht mehr der Fall. Diese Frische fehlt mir. Wir haben eine Dorothee Bär, die unfassbare Energie hat. Wir haben einen Christian Lindner, der leider nicht Teil der Regierung ist – das will ich ihm gar nicht vorwerfen – aber ich will jetzt, dass junge Politiker dynamisch regieren und Dinge umsetzen. Das wäre mein Traum. Wir haben Jens Spahn, wir haben Dorothee Bär und wir haben Christian Lindner – wir haben junge Politiker, die müssten jetzt mal an die Macht kommen, um zielführend Innovationen durchsetzen zu können.

Du bist ja auch schon mit Investitionen gescheitert. Was sind die häufigsten Fehler, die einem Gründer unterlaufen können?

Die meisten Gründer scheitern, weil sie nicht hart genug arbeiten. Das muss man leider so sagen und natürlich ist das nicht schön, denn das heißt: Kein Urlaub und kein Wochenende. Man arbeitet wirklich durch, man arbeitet fokussiert an den Themen und wenn man das Gründer-Gen in sich hat, dann tut man das gerne, mir hat das jedenfalls immer Spaß gemacht. Natürlich bin ich an meine Grenzen gekommen, aber ich habe einfach gearbeitet. Das ist das, was bei den Gründern manchmal fehlt, und sie fahren dann zum Beispiel in den Urlaub. Das darf auch jeder, aber die ersten Gründungsjahre – da braucht auch jeder unterschiedlich lange – bedeuten harte Arbeit. Die fehlt dann einfach.

Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Ich habe das erste Mal in meinem Leben einen langfristigen Zehnjahresplan für mich. Bisher habe ich mich immer von Start-up zu Produkt, zu Finanzierungsrunde gehangelt. Jetzt habe ich einen Plan, was ich in den nächsten zehn Jahren erreichen möchte und ich hoffe, dass ich das schaffen werde.

Nächste Sendung: 18.09.18, 20:15   |   Die Höhle der Löwen

Die Höhle der Löwen
Frank Thelen ist einer der führenden europäischen Seriengründer und gehört zu den erfolgreichsten Frühphasen-Investoren. Er gründet seit über zwei Jahrzehnten Start-ups und hat mit seinen Produkten über 100 Millionen Kunden in mehr als 60 Ländern erreicht. Durch seine eigenen Gründungen weiß er, wie hart es ist, am Anfang einer Firma zu stehen oder sogar zu scheitern und wieder neu zu starten: Im Jahr 2000 stand er selbst kurz vor der privaten Insolvenz und kennt so die Höhen und Tiefen eines Unternehmers aus allen Perspektiven. Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer

Quelle: Mediengruppe RTL Deutschland| 17.09.2018

Print Friendly, PDF & Email