Wie energieeffizient ist Deutschland?

Mit einem Anteil von 2 % am weltweiten Energieverbrauch ist Deutschland derzeit nach China, den Vereinigten Staaten, Indien, Russland und Japan der sechstgrößte Energieverbraucher der Welt.

Gleichzeitig zählt Deutschland im Vergleich der G20-Staaten und der EU-28 zu den Ländern mit der höchsten Energieeffizienz.
Betrachtet und gemessen wird hierfür die Energieintensität als spezifische Kennziffer für den Energieverbrauch. Allein zwischen 2000 und 2017 konnte die gesamtwirtschaftliche Primärenergieintensität in Deutschland – d. h. das Verhältnis von Primärenergieverbrauch zum realen BIP – um nahezu 25 % reduziert werden.

Die deutliche Steigerung der Energieeffizienz ist neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien entscheidend für den Erfolg der Energiewende in Deutschland: Bis 2050 muss der Primärenergieverbrauch halbiert werden, wenn Deutschland seine energie- und klimapolitischen Ziele erreichen will.

Eine verbesserte Energieeffizienz ist zudem wesentliche Voraussetzung für eine kosteneffiziente Dekarbonisierung des Energiesystems. Sie stärkt außerdem die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und trägt zur Erhöhung der Energieversorgungssicherheit durch Verringerung der Energieimportabhängigkeit bei.

Die Energieintensität eines Landes ist von zahlreichen Faktoren abhängig, die über technische Effizienzverbesserungen oder einen sparsameren Umgang mit Energie hinausgehen, wie z. B. die Landesgröße, Bevölkerungsdichte, die klimatischen Bedingungen, die Wirtschaftsstruktur oder die Importquote energieintensiver Produkte.
So kann sich die Energieintensität eines Landes allein durch den intersektoralen Strukturwandel – von energieintensiver Grundstoffproduktion hin zu energieextensiven Dienstleistungssektoren – verbessern, ohne dass technische Effizienzverbesserungen vorliegen.

Bereinigte Daten, die zumindest einen Teil dieser Effekte berücksichtigen, liegen nur für die EU-28 auf Ebene der gesamtwirtschaftlichen Endenergieintensität vor.
Die aktuelle Auswertung für das Jahr 2015 zeigt, dass Deutschland auch bei diesem Vergleich auf den vorderen Plätzen landet. Nach dem Vereinigten Königreich, Litauen und Spanien rangiert Deutschland auf Platz 4 der Länder mit der geringsten Endenergieintensität in der EU-28.

Trotz des beachtlichen Wirtschaftswachstums konnte der Energieverbrauch insgesamt reduziert werden.
Allerdings wurde – trotz der deutlich verbesserten Energieintensität- der absolute Primärenergieverbrauch in Deutschland bislang nur in geringem Ausmaß reduziert. Insbesondere der Blick auf die Endenergieverbrauchssektoren hat gezeigt, dass die dort erzielten Effizienzgewinne gerade ausreichten, um Energiemehrverbräuche durch Wirtschaftswachstum, steigendes Verkehrsaufkommen, veränderte Lebens- und Konsumgewohnheiten sowie Bevölkerungswachstum auszugleichen.

Deshalb muss – um das nationale Primärenergieeinspar- und damit auch Treibhausgasminderungsziel (- 80 bis 95 % ggü 1990) für 2050 erreichen zu können – das gegenwärtige Tempo der Steigerung der Energieeffizienz in allen Sektoren des Endenergieverbrauchs erheblich beschleunigt werden.

Quelle und mehr: „KfW Research – Fokus Volkswirtschaft“, Nr. 213

2018-07-05

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