Unternehmertum

Unternehmertum: Neue Unternehmer braucht das Land!

Trotz der aktuell guten Lage der Wirtschaft bleibt der Blick auf Themen wichtig, die für den Wirtschaftsstandort grundlegende Bedeutung haben. Ganz wichtig sind dabei die Menschen, die etwas gestalten und sich verwirklichen wollen – die Unternehmer.

Gibt es diese aber in genügender Zahl in Ostdeutschland? Wie steht es um den „Unternehmergeist“? Und: Was sollte die Politik tun, um stärker Lust auf unternehmerisches Handeln zu wecken?
In seiner neuesten Ausgabe befasst sich der INFOPORT des Ostdeutschen Bankenverbandes deshalb mit diesen Fragestellungen und kommt u. a. zu folgenden Schlussfolgerungen:

Neue Unternehmer: Grundlage für eine erfolgreiche Wirtschaft

Innovationsgeist und Unternehmertum sind die Basis einer langfristig erfolgreichen Wirtschaft. Allerdings zeigt ein internationaler Vergleich wichtiger Industriestaaten: Bei den Unternehmensgründungen liegt Deutschland zurück.
Langfristig betrachtet ist dieser Befund problematisch, ist doch jede Wirtschaft auf neue Unternehmer angewiesen. Dies gilt nicht nur mit Blick auf die Nachfolge in bestehenden Betrieben, sondern auch um die Volkswirtschaft „fit“ zu halten. Vor allem neu gegründete Unternehmen sind oftmals hoch innovativ.
Aber vor allem die ostdeutschen Bundesländer weisen nur ein unterdurchschnittliches Gründungsgeschehen auf.

Unternehmertum stärken: Gründerfreundliches Klima schaffen

Um mehr Menschen für unternehmerisches Handeln zu begeistern und auch zu befähigen, ist die Schaffung eines gründerfreundlichen Klimas notwendig. Was die Bedingungen betrifft, auf die Menschen bei Gründung oder Betriebsübernahme stoßen, zeigen Umfragen für Deutschland ein eher durchwachsenes Bild.

Positiv werden vor allem die Faktoren eingeschätzt, die für den Erfolg einer Gründung zwar wichtig, aber nicht entscheidend sind, z. B. öffentliche Förderprogramme und die Infrastruktur. Die Schwachpunkte Deutschlands liegen dagegen bei elementaren Erfolgsfaktoren: Vor allem bei der schulischen und außerschulischen Vorbereitung auf unternehmerisches Handeln sowie bei dessen gesamtgesellschaftlicher Wertschätzung. Zugleich ist die Angst vor dem Scheitern und damit der Blick auf die eingegangenen Risiken in Deutschland relativ stark präsent.

Wird Unternehmertum aber dauerhaft kritisch betrachtet, ermutigt das niemanden, ein Unternehmen zu gründen. Generell ist mehr Wertschätzung für Unternehmertum in Politik, Verwaltung und Gesamtgesellschaft notwendig.
Unternehmerische Mentalität, eigenverantwortliches Handeln, Risikobereitschaft und Begeisterungsfähigkeit lassen sich nur bedingt erlernen. Aber es ist möglich, Jugendliche hierfür zu sensibilisieren und Lust auf „Unternehmer sein“ zu wecken. Dies sollte möglichst schon frühzeitig in der Schule erfolgen.

Wenn potenzielle Existenzgründer ihre Entscheidung dann in die Tat umsetzen, sollten sie auf möglichst optimale Bedingungen stoßen. Hier kann Politik durch die Gestaltung generell mittelstandsfreundlicher Rahmenbedingungen den Weg erleichtern. Diese Aufgabe richtet sich an alle politische Ebenen von der Kommune über die Bundesländer bis hin zur Bundespolitik. Ansatzpunkte bieten beispielsweise gut ausgebaute Infrastrukturen von den Angeboten der Bildungseinrichtungen bis hin zum Breitbandausbau im ländlichen Raum. Ebenfalls ist eine wirtschafts-freundliche Verwaltung gefragt. Werden doch immer wieder die Belastungen durch komplexe Regulierung und Bürokratie als ein wesentliches Hemmnis im Unternehmeralltag genannt.

Um den Anteil gründender Frauen weiter zu erhöhen, sind vor allem Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Arbeit/Unternehmertum zu fördern, z. B. durch eine höhere zeitliche Flexibilität bei der Kinderbetreuung oder dem flächendeckenden Angebot von Ganztagsschulen.

Finanzierungsfragen

Ausreichende Finanzierungsmittel sind eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass eine Unternehmensgründung oder -übernahme gelingen kann. Reichen die eigenen Mittel nicht aus, ist eine Fremdfinanzierung notwendig. Hier steht neben der klassischen Kreditfinanzierung auch eine Vielzahl von Förderinstrumenten zur Verfügung, die die Gründung bzw. Übernahme eines Unternehmens unterstützen – auf Bundes- und Landesebene.

Allerdings ist insbesondere die Gründung eines Unternehmens mit hoch innovativen Produkten/Dienstleistungen etwas anderes als die Finanzierung einer klassischen Investition in einem bestehenden Unternehmen. Gefragt ist hier weniger eine Kreditfinanzierung, sondern die Finanzierung über Eigenkapitalgeber (Wagniskapital). Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland hierbei besser werden kann. Folglich gilt es, die entsprechenden Rahmenbedingungen weiter zu optimieren.

Quelle und mehr: Ostdeutscher Bankenverband e.V., „INFOPORT“ 1/2018

2018-03-07

 

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