Netzwerkveranstaltungen

Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat

Wie Gründer von Netzwerken profitieren

Business-Netzwerke bilden für Gründer und Gründerinnen eine wahre Schatzgrube. Sie können nicht nur von guten Kontakten profitieren, sondern auch Kunden finden und sich in einem Umfeld von erfahrenen Geschäftsleuten weiterbilden. Dabei ist es wichtig zu entscheiden, was das jeweilige Netzwerk an Vorteilen bringt. Es ist immer ein guter Rat, sich selbst ein Bild zu machen und jemanden zu fragen der sich in dem Netzwerk engagiert. Oft gehen mit der Teilnahme am Netzwerk Mitgliedschaften einher, die jährlich bestehen und Beiträge kosten.

Tip: Kosten und Fahrzeit berücksichtigen

Neben den Kosten ist es erforderlich sich einzubringen. Nur dann wird das Netzwerk einem nützen. Wer nur pro forma irgendwo Mitglied ist, wird weder die Kontaktfülle ausschöpfen noch von einem inspirierenden Austausch profitieren oder verbindliche Beziehungen aufbauen. Außerdem braucht es insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern auch Fahrzeit. Die Netzwerktreffen finden an unterschiedlichen Orten statt oder sind nicht ganz in der Nähe. Vor der Mitgliedschaft steht also die Frage: Kann ich das finanziell, zeitlich und fahrtechnisch leisten? Denn wer unverbindlich in vielen Netzwerken inaktiv ist, der wird zwar bekannt, aber nicht im besten Sinne.

BNI-Unternehmerfrühstück

Frühaufsteher: Beim BNI-Unternehmerfrühstück werden Empfehlungen ausgetauscht. Foto: Manuela Kuhlmann

“Empfehlen Sie uns weiter!”

Beim Empfehlungsnetzwerk BNI treffen sich die Mitglieder in Neubrandenburg, Rostock und Stralsund wöchentlich um 7:00 Uhr früh. Sollten sie nicht anwesend sein können, verpflichten sie sich sogar einen Vertreter zu senden. Klare Strukturen, ein festgelegter Ablauf bei den Unternehmer-Frühstücksrunden machen es den Mitgliedern einfach, sich zu vernetzen. Vorteil: Es geht ganz klar um die Empfehlungen, also die Vermittlung von Kunden zwischen den Mitgliedern. Im Unternehmerteam Baltic Business aus Rostock haben die Mitglieder einen Umsatz von mehr als vier Mio. aus den Empfehlungen erwirtschaftet. Mit einem Jahresbeitrag von etwa 1000 Euro und Frühstückskosten ist die Mitgliedschaft bei BNI allerdings nicht für jeden erschwinglich. Architektin Juliane Bendin aus Stäbelow hat sich dennoch für BNI entschieden und zieht eine positive Bilanz. 2016 hat sie gegründet und ist im April 2016 BNI beigetreten.

„Gerade in der Zeit des Aufbaus meiner Firma hat mir das sehr geholfen. Ich habe vor allem von der Vielfalt profitiert“, erklärt Architektin Juliane Bendin.

Bei BNI hat sie eine Firma gefunden, die ihre EDV aufbaut und betreut, der Finanzdienstleister konnte beim Büroausbau und Umbau helfen. „Bei der Unternehmensentwicklung habe ich vieles gelernt und kann mich jetzt gut positionieren“, erzählt die Architektin, die sich auf Fachplanungen im Bereich Barrierefreiheit, Energieeffizienz und thermische Bauphysik spezialisiert hat. „Ich habe für mich herausgefunden: Warum bin ich besonders, was ist mein Angebot und wer sind meine Kunden. Ich bin sicherer geworden, kann mich und meine Unternehmung gut präsentieren“, erklärt sie den Strategievorteil des Empfehlungsnetzwerkes. Gegenüber den Kunden punktet sie mit dem Kontakten. „Ich kann meinen Kunden beispielsweise guter Handwerker empfehlen“, sagt sie. Für Existenzgründer kann die Gebühr eher abschrecken aber:

„Persönliche Empfehlungen und gute Kontakte sind unbezahlbar“, ist ihr Fazit.

BNI bietet durch seine Branchenexklusivität eine besondere Vielfalt.

Für junge und alte Hasen im Marketing

Dem gegenüber stehen fachbezogene Netzwerke wie beispielsweise der Marketing Club Rostock e.V., der gemeinsam mit 60 nationalen Marketing Clubs im Deutschen Marketing Verband organisiert ist.

Netzwerkveranstaltungen

Gäste sind bei Netzwerkveranstaltungen erwünscht. Foto: Angelika Heim

Für Gründer und Marketingführungskräfte unter 35 Jahren dürften die noch jungen Junior Marketing Professionals (JuMP) interessant sein. Bei den angehenden Marketingspezialisten stehen vor allem die Vernetzung innerhalb einer Branche und der Wissenstransfer im Mittelpunkt. Sabine Rumpf, regionale Sprecherin der JuMPs erklärt:

„Wir von den Junioren haben einen Platz in der Gründerszene und Marketingwelt Rostocks gefunden.“ Sabine Rumpf

Eric Markus, der als Angestellter das Marketing einer Immobilienfinanzierung betreut erklärt, warum er sich engagiert.

„Die JuMPs sind offen für angestellte und selbstständige Marketingprofis oder die es werden wollen. Uns ist der fachliche Austausch sehr wichtig.“ Eric Markus

Was die jungen Marketender noch besonders macht ist der Club-Charakter des Netzwerkes. In gemeinsamen Veranstaltungen treffen junge Füchse auf alte Hasen und können in einer Atmosphäre mit Eventcharakter ins Gespräch kommen. „Dabei ist auch ein auf persönlicher Ebene bereichernder Kontakt erwünscht“, betont Rumpf. Der Marketingverband umfasst deutschlandweit um die 15.000 Mitglieder. Darunter nahezu alle Unternehmen, die die Welt des Marketings prägen. Die Mitgliedschaft bei den JuMPs kostet jährlich 150 Euro und umfasst die Mitgliedschaft im Marketing Club Rostock sowie den darin integrierten JuMPs.

„Wir arbeiten auch gern mit Männern zusammen”

Netzwerken

Von Netzwerken profitiert, wer sich einbringt. Foto: Manuela Kuhlmann

Erwartet wird von den Mitgliedern, dass sie sich aktiv bei den Clubveranstaltungen einbringen und ihr Wissen sowie seine Erfahrungen weitergeben. Ganz konkrete Hilfe für Selbstständige und Gründerinnen gibt es bei den Frauen in die Wirtschaft e. V. (FiW). Unternehmensberaterin Antje Hüfner ist eher durch Zufall auf ihre Unterstützer gestoßen.

„Ich bin auf dem Weg zum Rostocker Bahnhof an dem Büro vorbeigegangen.“ Unternehmensberaterin Antje Hüfner

erzählt sie. Sie kam gerade aus dem Ausland zurück und habe überlegt, was sie tun solle. „Ich erinnere mich noch an den Gedanken: Wenn ich soweit bin und Selbstständig werde, gehe ich hierhin.“ Besonders die Erfahrungen der Frauen haben ihr geholfen. „Ich war unsicher, ob mein Geschäftsmodell funktioniert“, erinnert sich Antje Hüfner an die Zeit vor einem Jahr. Die klare Hilfe bei der Positionierung, die vielen praktischen Tipps, aber auch der Zuspruch bei Befürchtungen haben ihr besonders geholfen.

„Frauen in die Wirtschaft ist eine coole Gemeinschaft mit starkem sozialen Aspekt“, lobt sie das Netzwerk. 

FiW

Präsidentin Yvette Dinse von FiW und Anwältin Birgit Michaelis-Segers auf der Ostseemesse. Foto: FiW

Yvette Dinse, die Präsidentin des Vereins nennt noch weitere Vorteile: “Wir sind viele Jahre in der Region aktiv und haben verbindliche Kontakte aufgebaut. Die Ausstrahlung unseres Netzwerkes reicht aber auch auf bundes- und europaweite Ebene.” Als Projektpartner von Social Business Women können Frauen über FiW eine Gründungsfinanzierung für Geschäftsideen durch Mikrokredite bis zu 10.000 Euro erhalten. Ausstellungen und Roadshows machen auf Frauen in der Wirtschaft aufmerksam. „Allerdings arbeiten wir auch gern mit Männern zusammen. Wir schließen niemanden aus, sondern setzten einen Schwerpunkt”, so Yvette Dinse,

Die drei Beispiele zeigen deutlich, jedes Netzwerk setzt andere Schwerpunkte. Fakt ist, kein Gründer oder keine Gründerin kann auf allen Hochzeiten tanzen. Folgende Fragen helfen, das Richtige zu finden:

  • Was für eine Unterstützung suche ich genau?
    Z.B. Innerhalb meiner Branche oder vielfältig in der Region.
Gründerstammtisch

Anmeldungen für den Stammtisch in Neubrandenburg bei der IHK sind gewünscht, aber nicht verpflichtend. Willkommen sind nicht nur IHK-Mitgliedsunternehmen. Foto: Ralph Schipke

  • Kontakte, Austausch oder Marketing?
  • Wie viel Zeit kann ich investieren?
  • Wie hoch dürfen die Kosten sein?
    Z.B. Mitgliedschaft, Fahrtkosten
  • Wen kenne ich, den ich fragen kann?
  • Wie intensiv möchte ich mich engagieren
    (Eventuell Mitarbeit?)
  • Wo finden die Netzwerktreffen statt?

Manuela Kuhlmann

 

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