Gehört den Unternehmen des Silicon Valleys die Zukunft? Was kann der Mittelstand vom Silicon Valley-Modell lernen? Gibt es überhaupt einen Gegensatz zwischen den beiden Modellen? Über diese Frage diskutierten auf der 60-Jahr-Feier des IfM Bonn in Berlin am 30. Januar die Vizepräsidentin des Bundesverbands der Freien Berufe Barbara Ettinger-Brinckmann mit Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen), Prof. Dr. Jörn Block (Universität Trier) und mit dem US-amerikanischen Entrepreneurshipforscher Prof. Dr. David B. Audretsch (Indiana University).
“Der Erfolg des Mittelstands liegt nicht nur darin, wie die Firmen selbst handeln, also in ihren Strategien, Führungsstrukturen und Zielen. Sein Erfolg liegt auch in seiner festen regionalen Verankerung und in der langfristigen Ausrichtung”, erklärte der US-amerikanische Entrepreneurshipforscher Prof. Dr. David B. Audretsch auf der Jubiläumsfeier des IfM Bonn am 30. Januar im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin. Daher könne auch das Silicon Valley Modell – so spektakulär es auch sein mag – nicht als das einzige Modell für Entrepreneurship angesehen werden. Vielmehr sei Unternehmertum immer auch abhängig von den Rahmenbedingungen – und die seien in den USA nun einmal anders als in Deutschland. Zugleich hob der renommierte Ökonom hervor, dass der Mittelstand nicht nur eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche, soziale und politische Stabilität in Deutschland einnehme, sondern auch eine weltweit anerkannte Marke sei.
Dass der Fokus aktuell so sehr auf die Unternehmen des Silicon Valleys gerichtet sei, liegt nach Ansicht von Prof. Dr. Jörn Block (Universität Trier/Förderkreis Gründungsforschung e.V.) unter anderem auch an den Business Schools, die in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland entstanden sind und ihre Lehrinhalte natürlich an den Curricula US-amerikanischer Hochschulen orientierten. Auch in Deutschland gäbe es durchaus Ausgründungen aus Universitäten, die erfolgreich seien. Im Vergleich zu Deutschland sei es allerdings im Silicon Valley für die Gründer leichter, ihre Vorhaben zu finanzieren. Hier könnte Deutschland sicherlich noch von den USA lernen.
Dagegen empfand es die Vizepräsidentin des Bundesverbands der Freien Berufe Barbara Ettinger-Brinckmann als bedenklich, wie sich die Silicon Valley-Unternehmen als Parallelwelten organisieren. „Die Architektur der Firmenzentralen ist sicherlich herausragend. Aber anders als in Deutschland fehlt die regionale, gesellschaftliche und soziale Verankerung der Unternehmen – und das ist doch das eigentlich Wichtige, ja, für die Freien Berufe sogar das Entscheidende!”, erklärte die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, die als weiteren Vorzug des deutschen Systems die Selbstverwaltung herausstellte, die sachkompetent gelebte Subsidiarität sei.
Einig waren sich die Diskussionteilnehmer hingegen darin, dass die mittelständischen Unternehmen in Deutschland durchaus positive Aspekte des Silicon Valley-Modells aufnehmen könnten. Hierzu gehöre beispielsweise der Blick über die eigenen Kernkompetenzen hinaus. Hilfreich könnten hierbei Partnerschaften zu innovativen Jungunternehmen sein. Gleichwohl sei es ein Trugschluß anzunehmen, dass etablierte mittelständische Unternehmen ohne eigene Forschung und Entwicklung nicht innovativ seien: “Eine aktuelle Studie unseres Institutes zeigt, dass Dienstleistungsneuheiten und nicht-technologische Innovationen auch ohne eigene FuE-Tätigkeit verwirklicht werden können. Die innovationspolitische Diskussion auf Unternehmen und Branchen mit hoher FuE-Intensität zu fokussieren – und insbesondere diese als treibende Kraft der deutschen Volkswirtschaft zu interpretieren – ist daher nicht unproblematisch”, resümierte Prof. Dr. Friederike Welter (IfM Bonn/Universität Siegen).
Weitere Informationen: http://www.ifm-bonn.org
Quelle: Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn