Mitarbeitende Ehefrau des Firmeninhabers: Managerin statt Aushilfskraft

Über 90 Prozent der mitarbeitenden Familienangehöriger im Handwerk sind Ehefrauen der Betriebsinhaber. Diese Zahl zeigt, welch große Rolle die Unternehmerfrauen, also die im Betrieb mitarbeitende Ehefrau des Firmeninhabers, im Handwerk spielen.

Meist sind sie in den Betrieben kaufmännisch tätig. Nicht selten übernehmen sie vielfältige Management- und Personalführungsaufgaben und haben durchaus auch des Öfteren Führungsverantwortung. Zu Teilhaberinnen oder Geschäftsführerinnen werden sie jedoch nur in Einzelfällen.

Da die statistische Datenlage zur Lebens- und Arbeitssituation von Unternehmerfrauen im Handwerk bisher eher schlecht war, hat der Bundesverband der UnternehmerFrauen im Handwerk (BV UFH) eine Studie beim Deutschen Handwerksinstitut in Auftrag gegeben, um genau dies nachzuholen. Diese Studie liegt nun vor.

Nachfolgend einige Ergebnisse:

  • An der klassischen Arbeitsaufteilung hat sich nicht viel geändert. Meist übernehmen die Unternehmerfrauen den kaufmännischen Bereich. Dieser umfasse neben der Büroorganisation, die Themen Finanzen und Investitionen, Personal und teilweise das Marketing. Dabei komme den Frauen eine direkte Führungsposition im Betrieb zu, die die Leitungsfunktion des Ehemannes für die Themen Leistungsumsetzung und Planung, fachliche Personalführung, Handwerkstechnik und technische Neuerungen ergänze.
  • Zwei Drittel (75 %) der befragten Unternehmerfrauen sind sozialversicherungspflichtig im Unternehmen beschäftigt. 11 % dagegen beziehen ihr Einkommen ohne Sozialversicherungspflicht, 9 % sind geringfügig beschäftigt und wenige (6 %) arbeiten unentgeltlich. Hier ist ein deutlicher Wandel eingetreten, es gibt einen eindeutigen Trend hin zu einer leistungsgerechteren Entlohnung.
    (Hinweis: Besteht keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, wird die Frau in der Regel als Mitunternehmerin eingestuft und hat damit, unabhängig von gezahlten Beiträgen, keinen Anspruch auf Sozialleistungen).
  • In der Studie wird festgestellt, dass die mitarbeitenden Unternehmerfrauen heute höher qualifiziert sind als früher. Sie verfügen über eine zertifizierte Weiterbildung und höhere Qualifikation und setzen diese gezielt für den Betrieb.
    Sie eignen sich die notwendigen Fachkenntnisse heute auch nicht mehr nur in der praktischen Arbeit direkt im Betrieb an, sondern im Rahmen von qualifizierten Weiterbildungen.
  • Den meisten Informations- und Unterstützungsbedarf sehen die Frauen hinsichtlich der Themen Fachkräftesicherung, Unternehmensnachfolge und Betriebsführung
  • Altersvorsorgeformen – gesetzlich, privat, Immobilie/Eigenheim und betriebliche Altersvorsorge – werden von jeweils ca. mindestens zwei Drittel (min. 61 %) der befragten Frauen in Anspruch genommen. Auf die gesetzliche und private Vorsorge greifen darüber hinaus drei von vier befragten Frauen zurück (75-78 %).
  • Als eine große Herausforderung sehen Unternehmerfrauen den Spagat zwischen den Verantwortungsbereichen Kinder und Haushalt sowie den Aufgaben im Betrieb. Das werde durch die meist klassische Rollenaufteilung in den Familien hervorgerufen. Es erfordere viel Selbstorganisation und eine flexible Aufteilung der Zeit zwischen Arbeits- und Familienzeit.

 

Ihrer wichtigen Position sei sich die Unternehmerfrau von heute auch bewusst, teilt der BV UFH im Zusammenhang mit den Studienergebnissen mit und weist darauf hin, dass so eine neue selbstbewusste Einstellung gegenüber den Leistungen entstanden sei.

Fazit:
Im Ergebnis der Studie kann festgehalten werden, dass sich ein Wandel der mitarbeitenden Unternehmerfrau von der Unterstützerin zur Managerin des Handwerksbetriebes abzeichnet. Dieses ungemein hohe Potenzial gilt es optimal zu erschließen, um das Handwerk und somit auch die Wirtschaft insgesamt zukunftsfähig zu gestalten. Angesichts der demografischen Entwicklung und des spürbaren Fachkräftemangels kann sich das Handwerk nicht erlauben, auf die vielen gut qualifizierten Frauen zu verzichten.

Quelle und mehr:
Studie „Die Bedeutung mitarbeitender Unternehmerfrauen für ein zukunftsfähiges Handwerk“

2018-02-01

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