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Generationenwechsel im Mittelstand

In den kommenden Jahren rollt eine Nachfolgewelle über den Mittelstand hinweg. Bis zum Jahr 2022 planen über eine halbe Million der Inhaber von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine Unternehmensnachfolge.

Für rund 100.000 Unternehmen wird die Zeit knapp. Dort soll die Nachfolge bis Ende 2019 umgesetzt werden – ein Nachfolger ist aber noch nicht gefunden oder mit der Suche ist noch nicht begonnen worden.

Das zeigt eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels.

Das „Gesicht“ des Mittelstands wird sich verändern. Dazu tragen auch geplante Stilllegungen bei.
Für jeden siebten Inhaber ist die Aufgabe des eigenen Unternehmens eine Option, für viele die einzige.
Dabei favorisieren größere KMU fast immer eine Nachfolge, Kleinstunternehmen nur zur Hälfte. Sie wollen achtmal häufiger stilllegen.

Das Management des Generationenwechsels wird mehr und mehr zur Herausforderung. Zu gering ist die Zahl nachrückender Existenzgründer, die eine qualifizierte Nachfolge antreten können.
Dabei ist der Bedarf an Nachfolgern hoch und wird zunehmen. Nicht zuletzt durch die rasche Alterung der Inhaber. Bereits jetzt sind 1,4 Mio. Inhaber 55 Jahre oder älter. Ein Viertel wird zum geplanten Rückzugszeitpunkt bereits über 70 Jahre alt sein – jeder zehnte fast 80 Jahre.
Im Vergleich zur Erwerbsbevölkerung kommt der Ruhestand sechs Jahre später.

Nicht jede Region Deutschlands ist gleichermaßen betroffen. Der höchste Anteil an älteren Inhabern weist der Mittelstand in Schleswig-Holstein, Thüringen und Baden- Württemberg auf. Dort ist auch die Situation in der Nachfolge angespannter. Anders in Hamburg, Rheinland-Pfalz / Saarland oder Mecklenburg-Vorpommern; hier stehen kurzfristig weit weniger Unternehmensnachfolgen an.

Eine ungeklärte Nachfolge ist eine enorme Investitionsbremse: Je näher der Übergabezeitpunkt rückt, desto mehr nimmt die Investitionsbereitschaft ab. Laufende Verhandlungen drücken noch einmal zusätzlich. Die Unsicherheit bei den Inhabern ist hoch.
Ist jedoch die kurzfristig anstehende Nachfolge geklärt, steigen die Investitionen wieder um 40 %.
Auch eine familieninterne Lösung fördert Investitionen. Da ist es positiv, dass mehr als die Hälfte der Inhaber das Unternehmen nach dem Rückzug in den Händen eines Familienangehörigen sehen möchte.

Quelle und mehr: KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 197 vom 23. Januar 2018

Mehr zum Thema Unternehmensnachfolge in MV

https://www.gruender-mv.de/2017/02/06/nachfolger-gesucht-eine-chance-fuer-gruender/

2018-01-24

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