Innovationsdynamik

Innovationsdynamik rückläufig

Die Innovationsdynamik ist rückläufig, besonders im Mittelstand: Die Unternehmen wollen auch in den kommenden 12 Monaten durch Innovationen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, wenn auch nicht mehr so stark wie zuletzt.  Zu diesem Schluss kommt der DIHK-Innovationsreport 2017.

Während 41 Prozent der Unternehmen mehr Innovationen planen und 47 Prozent ihr bisheriges Engagement fortführen, rechnen zwölf Prozent mit weniger Innovationen. Der Innovationssaldo (Differenz von Ausweitung und Verringerung) geht auf 29 Punkte zurück. Bei den Unternehmen mit bis zu 250 Mitarbeitern sinkt er auf den niedrigsten Wert seit erstmaliger Befragung 2008 (23 Punkte). Die Schere zwischen größeren und kleineren Unternehmen geht damit weiter auseinander.

Größtes Innovationshemmnis sind fehlende Fachkräfte: 82 Prozent der Betriebe müssen ihre Innovationstätigkeit einschränken, weil sie keine geeigneten Facharbeiter, Akademiker oder Auszubildenden finden. Während sich die Situation bei Akademikern etwas entspannt (57 nach 60 Prozent), spitzt sich die Lage bei Facharbeitern (67 nach 59 Prozent) und Auszubildenden (48 nach 41 Prozent) weiter zu – gerade für Mittelständler.

Bürokratie lähmt Innovationen

Knapp zwei Drittel der Unternehmen bemängeln die hohen bürokratischen Anforderungen im Innovationsprozess. Dazu zählen beispielsweise Zulassungs- und Genehmigungsverfahren oder regulatorische Anforderungen, etwa bei der Entwicklung und dem Einsatz von Chemikalien. Die Entschlackung von Verfahren können die Unternehmen dabei unterstützen, ihre Innovationstätigkeit zu verstärken. Dazu sollte die Politik hierzulande Gesetzesvorschläge auf Innovationsfreundlichkeit prüfen und Innovationshemmnisse, die sich aus dem geltenden Recht für Unternehmen ergeben, abbauen.

Ohne Breitband kaum Innovationen

Für knapp sechs von zehn Unternehmen ist eine mangelhafte Breitbandanbindung eine Bremse für ihre Innovationsaktivitäten (58 Prozent; Vorumfrage: 57 Prozent). Aus Sicht der Wirtschaft ist die vorrangige Anbindung aller Gewerbegebiete, Unternehmens- und Gewerbestandorte und der wesentlichen sozioökonomischen Treiber (Schulen, Rathäuser, Bibliotheken, Krankenhäuser etc.) erforderlich. Um zeitnah die Voraussetzungen für wichtige Zukunftstechnologien wie das Internet der Dinge oder das autonome Fahren zu schaffen, ist der Aufbau einer 5G-Infrastruktur notwendig.

Steuerliche Forschungsförderung

Innovationsdynamik

Grundlage für den „DIHK-Innovationsreport 2017: Innovationsdynamik rückläufig“ sind Befragungen der Industrie- und Handelskammern (IHKs) bei innovationstätigen Unternehmen. Insgesamt sind in die Auswertung Einschätzungen von über 1.700 Unternehmen eingegangen.
Die Umfrage fand im Mai und Juni 2017 statt. Foto: Ralph Schipke

Hebel für mehr Innovationen: Das Fehlen einer steuerlichen Forschungsförderung sieht fast jedes zweite Unternehmen als Manko der eigenen Innovationsaktivität. Eine steuerliche FuE-Förderung, die auch die Auftragsforschung umfasst, könnte nicht nur die Innovationsaktivität der geförderten Betriebe selber befördern, sondern auch den verbundenen Dienstleistern, Zulieferern und Kunden Impulse geben.

Technologietransfer ausbaufähig

Für jedes vierte Unternehmen sind die Kooperationsmöglichkeiten mit Forschungseinrichtungen und Hochschulen verbesserungswürdig. Das kann u.a. daran liegen, dass keine geeigneten Kooperationspartner oder Themen vor Ort gefunden werden, zu denen gemeinsam geforscht werden kann. Teilweise sind Unternehmen aufgrund ihrer Größe für die Forschungsinstitute nicht relevant. So berichten 30 Prozent der Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern über unzureichende Kooperationsmöglichkeiten, während es bei den Großunternehmen ab 500 Mitarbeitern nur 19 Prozent sind. Zur Stärkung des Technologietransfers sollten sich Hochschulen und Forschungseinrichtungen noch weiter als bisher für eine Zusammenarbeit mit Unternehmen, vor allem KMU, öffnen.

Bundesförderprogramme beliebt

Erneut haben etliche Unternehmen zur Finanzierung ihrer Innovationsvorhaben in den letzten zwei Jahren auf ein Förderprogramm des Bundes zurückgegriffen (21 Prozent). 17 Prozent haben die Angebote der Länder in Anspruch genommen, während zehn Prozent ihre Innovationsaktivitäten mit finanzieller Unterstützung aus EU-Programmen vorangetrieben haben. Besonders viele Unternehmen haben mit den Bundesprogrammen sehr positive oder eher positive Erfahrungen gemacht (90 Prozent). Sie schätzen die bewährten Programme wie z. B. das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundeswirtschaftsministeriums oder KMU-innovativ des Bundesforschungsministeriums. Die größten Hemmnisse für die Unternehmen, die in den letzten beiden Jahren keine Förderung des Bundes und der Länder in Anspruch genommen haben, ergeben sich daraus, dass sie keine passenden Förderprogramme gefunden haben und wegen der komplizierten Antragstellung. Bei den EU-Programmen dominieren die fehlende Bekanntheit und die zu komplizierte Antragstellung.

Ausland als zusätzliches Standbein

Immerhin 15 Prozent der Unternehmen planen Investitionen in Forschung und Entwicklung jenseits der deutschen Grenze – vor allem die ohnehin auslandsaktiven und forschungsstarken Unternehmen. Ein Engagement im Ausland kommt vor allem für größere Unternehmen in Frage. Sie verfügen über einen größeren finanziellen Spielraum und haben in der Regel bereits Erfahrungen auf Auslandsmärkten gesammelt, etwa mit dem Aufbau eigener Vertriebs- und Servicestellen. Oftmals sind sie sogar bereits mit einer eigenen Produktion vor Ort.

Quelle: DIHK
09/12/2017

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