Viele Einzelhändler gehen das Thema Nachfolge zu spät oder gar nicht an, bemängelt der HDE.
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Das liegt sicher auch an dem sehr negativen Unternehmerbild, das in unserer Gesellschaft vorherrscht. In den Medien und auch in den Schulen wird viel zu oft ausschließlich negativ über Unternehmer berichtet. Selbst in Fernsehserien und Krimis ist der Unternehmer häufig der korrupte Schurke.“ Ein anderes weitverbreitetes Zerrbild sei der Malocher, der 80 Stunden-Wochen hat, seine Familie nie sieht und am Ende am Herzinfarkt stirbt. Genth: „Das sind keine positiven Vorbilder und das macht keine Lust auf Selbständigkeit und Unternehmertum.“
Der HDE fordert daher, die Themen Selbständigkeit und Unternehmertum sowie Gründung und Nachfolge bereits im Unterricht an allgemeinbildenden Schulen zu integrieren und noch stärker im Rahmen der Ausbildung zu berücksichtigen. Der Verband hat sich bereits vor Jahren erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Wahlqualifikation „Grundlagen unternehmerischer Selbstständigkeit“ in der
Ausbildung der Kaufleute im Einzelhandel erworben werden kann. „Aufklärung und gesellschaftliche Anerkennung tun hier Not. Wir müssen zeigen, dass Selbständigkeit Spaß macht und auch mit Familien- und Privatleben kompatibel ist. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt nämlich nicht nur für Frauen, sondern zunehmend auch für junge Männer eine immer wichtigere Rolle bei der Berufswahl“ erläutert Genth.
Ein Stück weit aber müssen sich die Unternehmer auch an der eigenen Nase fassen: Denn viele Unternehmen gehen das Thema Nachfolge zu spät oder gar nicht an. Weniger als vier Prozent der Investitionen, die der Einzelhandel tätigt, dienen der Sicherung der unternehmerischen Nachfolge. Obwohl Verbände, Kammern, Ministerien und auch viele private Berater sich diesem Thema verschrieben haben, findet es in der Öffentlichkeit nicht genug Aufmerksamkeit. Genth: „Den geeigneten Nachfolger zu finden, ist eine der schwierigsten Aufgaben, zumal immer seltener in der eigenen Familie der/die Nachfolger/in bereit steht. Bei der Nachfolgesuche werden viele Chancen vertan, so dass es häufig zur Geschäftsaufgabe kommt. Dabei ist für viele Jungunternehmer die Übernahme eines bereits bestehenden Geschäftes weitaus einfacher und lukrativer als mit einer Neugründung bei Null zu beginnen.“ Die meisten Neugründungen überleben die ersten drei Jahre nicht. Oft ist die Ursache dafür in Anfängerfehlern zu suchen, die bei einem bestehenden Geschäft schon vor Jahren erfolgreich vermieden oder überwunden werden konnten.
In Mecklenburg-Vorpommern kümmert sich eine eigens geschaffene Koordinieerunsgstelle um das Thema Unternehmensachfolge. Brücke MV vermittelt Unternehmen, die einen Nachfolger suchen, geeignete Interessenten und umgekehrt. Hier erfahren Sie mehr: Brücke MV