Existenzgründer und Bürokratie: Für jeden Dritten eine Schwierigkeit

Jeder dritte Gründer in Deutschland nimmt bürokratische Regelungen und Pflichten als Schwierigkeit wahr.

Damit ist Bürokratie die am häufigsten genannte Belastung im Zusammenhang mit der Existenzgründung, noch vor der Auftragsakquise und familienunfreundlichen Arbeitszeiten.
Nach eigener Schätzung sind die Gründer im Mittel zwei Stunden pro Woche mit bürokratischen Pflichten beschäftigt.

Eine Zusatzbefragung zum KfW-Gründungsmonitor identifiziert die zwei wesentlichen bürokratischen Problemfelder:
Im Vordergrund steht die Komplexität von Steuergesetzen und -formularen.
Zudem fühlen sich viele Gründer mit den verschiedenen Anmeldeprozessen überfordert und wünschen sich stärker gebündelte Behördenkontakte.

Unter dem Strich gab es in den letzten Jahren beim Bürokratieabbau aber mehr Fort- als Rückschritte. So wurden einige bürokratische Hürden abgebaut, z. B. durch die Entschlackung der Handwerksordnung (Stichwort „Meisterzwang“). Im Jahr 2006 wurde die Bürokratiekostenerfassung auf Bundesebene eingeführt und der Normenkontrollrat einberufen, ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung zum Bürokratieabbau. Es wurden u. a. zwei Bürokratieentlastungsgesetze verabschiedet. Gerade kleinere Unternehmen und Gründer profitieren von angehobenen Schwellenwerten für Buchführungs- und Meldepflichten, kürzeren Auf-bewahrungspflichten, vereinfachten Meldeverfahren zur Sozialversicherung, Pauschalierungsmöglichkeiten usw.
Potenzial für (weiteren) Bürokratieabbau liegt daher besonders in der umfassenden Digitalisierung der Verwaltung (E-Government).

Die Daten des KfW-Gründungsmonitors zeigen auch:
Bürokratie kostet zwar Zeit, ist aber nicht der Stolperstein des Gründungsgeschehens. Wegen bürokratischer Schwierigkeiten werden kaum Gründungspläne verworfen.
Auch bestehende Gründungsprojekte werden v. a. aufgrund attraktiver Jobalternativen oder unbefriedigender Ertragslage wieder abgebrochen, nicht jedoch wegen bürokratischer Belastungen.

Quelle und mehr: KfW Research, Fokus Volkswirtschaft Nr. 175 vom 21.07.2017

2017-08-01

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