Man wächst mit seinen Aufgaben

Seit etwas mehr als zwei Jahren gibt es in Pasewalk die Bunte Stube. Jungunternehmerin Karin Schmidt verdient ihr Geld mit Werbe- und Druckaufträgen, einem Bastelladen und zahlreichen Kreativkursen. Es gibt viel zu tun, die Arbeitstage der 35-Jährigen sind lang. Aber die Arbeit macht Spaß.

Wer Karin Schmidts Studio betritt, gerne kreativ ist und bastelt, dem wird es hier mächtig in den Fingern jucken. Rohlinge für Kränze, Pinsel, leuchtende Malfarben, Filzwolle, Perlen, Holzdosen, Leinwände  und viele andere Dinge liegen verlockend in den Regalen und auf den Tischen. Die hellgelb gestrichenen Wände sind mit Bildern und Deko geschmückt, die in den Kreativkursen entstanden sind. So können sich Kunden gleich Anregungen holen.

Karin Schmidt hat ihre handwerklichen Fähigkeiten und kreativen Ideen vom Hobby zum Beruf gemacht. Vorher war sie als Angestellte der örtlichen Sparkasse tätig, arbeitete dort  nach der Lehre zur Bankkauffrau viele Jahre in der Marketingabteilung. „Ich hatte einfach das Gefühl, etwas Neues, etwas Eigenes machen zu müssen.” Ihre Kündigung Ende 2010 kam für die Kollegen überraschend, sie respektierten aber den Wunsch nach beruflicher Neuorientierung. Die Familie stand immer hinter ihr und trug die Entscheidung zur Existenzgründung mit. “Dieser Rückhalt und die Unterstützung waren für mich enorm wichtig”, erzählt die junge Frau.

Der Wunsch, sich selbstständig zu machen, wuchs so richtig, als Karin Schmidt in Pasewalk ein leerstehendes Ladenlokal entdeckte. Die Lage – in der Nähe eines großen Einkaufsmarktes direkt an der Bundesstraße mit Parkplätzen vor der Tür – gefiel der damals 32-Jährigen sofort. Auf rund 100 Quadratmetern gibt es nun den Bastelladen, ein Büro, in dem die Druck- und Werbeaufträge bearbeitet werden, und die Kreativ-Werkstatt samt Sozialräumen.

Das notwendige Know-how für den Start in die Selbstständigkeit holte sich die junge Frau bei einem dreitägigen Existenzgründerseminar in Neubrandenburg. „Dort habe ich nicht nur viele wichtige Dinge zu Themen wie Steuern, Buchführung oder Fördermitteln gelernt, sondern auch andere Gründer und ihre Ideen kennengelernt“, erinnert sich Karin Schmidt, die von dem Kurs durch ein Anzeigenblatt, das jeden Sonntag im Briefkasten steckt, erfuhr.
Sie fühlte sich nach dem Kurs gut gewappnet, schrieb den Businessplan allein und überzeugte die Agentur für Arbeit von sich und ihrem Geschäftskonzept. Der Gründungszuschuss wurde genehmigt. “Das hat mir finanzielle Sicherheit gegeben und den Start in die Selbstständigkeit vereinfacht.” Neun Monate bekam Karin Schmidt den Zuschuss in Höhe des Arbeitslosengeldes plus 300 Euro für die soziale Absicherung. Die 300 Euro wurden noch für weitere sechs Monate genehmigt.

Vor der Eröffnung gab es noch jede Menge zu tun. Farbe, Fußbodenbelag, Tische, Regale, eine Kasse, Werbung und Ware wurden aus Eigenmitteln finanziert. „Das war in Ordnung, denn ich habe ja gesehen, was mit dem Geld passiert ist, meine Idee nahm tatsächlich Gestalt an. Jeden Tag Fortschritte zu sehen und auf die Eröffnung hinzuarbeiten, das war ein tolles Gefühl”, erinnert sich die Jungunternehmerin gerne an diese Phase zurück. Viel Hilfe und Unterstützung bekam die junge Frau in der Zeit von Familie und Freunden.

Am 12. März 2011 eröffnete die Bunte Stube.

Den Tag der Eröffnung hatte Karin Schmidt in verschiedenen regionalen Zeitungen per Anzeige bekannt gemacht. Ehemalige Kollegen, Verwandte, Freunde, Bekannte und die Presse wurden persönlich eingeladen. „Sogar aus der Stadtverwaltung kam jemand vorbei und beglückwünschte mich zu diesem Schritt“, erzählt die 35-Jährige.  „Viele der  etwa 50 Besucher waren einfach nur neugierig und wollten gucken, was hier entstanden ist. Einige haben am Eröffnungstag aber auch schon etwas gekauft oder in Auftrag gegeben.“

Werbeagenturen und Druckstudios gab es in der Region wenige, keine Bastelläden oder spezielle Kreativkurse. Das hatte Karin Schmidt in ihrer Marktanalyse recherchiert. Die Angebote, wie beispielsweise die Malkurse am Mittwochabend, waren bei Karin Schmidt schnell gut gebucht. Die Jungunternehmerin gibt seit einiger Zeit auch Kurse in der Volkshochschule zu verschiedenen Kreativtechniken.

Mehr als zwei Jahre ist Karin Schmidt nun schon selbstständig. „Ich habe unterschätzt, wie schwer die ersten Jahre sind“, gesteht sie. „Es stimmt, was man überall liest und hört: Es dauert, bis sich alles findet, bis man merkt, was läuft und was nicht so gut ankommt, was für Fehler man gemacht hat und wie man es besser machen kann.” Und schließlich wächst man mit seinen Aufgaben.

Ihr Rat für andere Existenzgründer: “Man muss nicht alles allein schaffen. Suchen Sie sich Hilfe bei Ämtern und Behörden, informieren Sie sich über Möglichkeiten der Beratung und Förderung. Sich fordern, aber nicht überfordern, aus Fehlern lernen, offen sein für Neues und sich nicht unterkriegen lassen”, lautet ihre Devise.

Objektiven Rat will sie sich jetzt von einem Betriebsberater holen. Die IHK in Neubrandenburg, bei der sie Kammermitglied ist, berät Mitgliedsunternehmen kostenlos.
Demnächst erschließt sie auch neue Vertriebswege für sich und eröffnet einen Online-Shop. Auf Anraten von GRUENDER-MV denkt Karin Schmidt jetzt auch über eine eigene Facebook-Seite nach, um sich zu vernetzen und mit Gleichgesinnten über Kreatives auszutauschen.

Grit Gehlen

Kontakt:

Bunte Stube
Werbeagentur & Kreativstudio
Karin
Schmidt
Schützenstr.1
17309 Pasewalk
Tel. 03973 -228832

info@bunte-stube.com
www.bunte-stube.com

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