Beuse

Traumhafter Start mit Fotostudio

Anja Beuse aus Altentreptow hat im August 2012 ihr eigenes Fotostudio eröffnet. Nichts Besonderes, mag man nun denken: Doch die Geschäftsidee kommt nicht nur in der Kleinstadt außergewöhnlich gut an. Seit dem ersten Tag hat Anja Beuse volle Auftragsbücher. Eine Basis, von der andere Gründer oftmals nur träumen können.

Wer oder was nun süßer ist, muss der Betrachter selbst entscheiden. alle Fotos (14): Anja Beuse

Eine strahlende Anja Beuse, die gerade zwei Schulkinder auf den Weg geschickt und den jüngsten Sohn zur Tagesmutti gebracht hat, öffnet die große zweiflüglige Hauseingangstür nach nur einem Klingeln. Hinter ihrem Wohnhaus gibt es einen kleinen Wintergarten, der zum Fotostudio umfunktioniert wurde. Hier entstehen also die Familien-, Porträt- und Babyfotos, die Anja Beuse hin und wieder auf Facebook postet und die dort immer für viele Likes und immer mehr bewundernde Kommentare sorgen.

Nach dem Rundgang  gibt Anja Beuse  gleich unumwunden zu: „Es war nie mein Traum selbstständig zu sein! Das hat sich irgendwie im Erziehungsjahr so ergeben.“ Doch der Reihe nach:

Bis zur Geburt des dritten Sohnes arbeitete die Jungunternehmerin als Angestellte in einem Neubrandenburger Fotostudio. Oft musste sie dort auch am Wochenende und abends los, beispielsweise Hochzeitsfotos machen. „Das hat mich alles nie gestört. Fotografin ist mein Traumberuf“, beteuert die 37-Jährige. Doch mit künftig drei Kindern und einem Mann im Schichtdienst erschien ihr die Arbeit nicht mehr möglich. Nach einem Gespräch mit dem Chef folgte die Kündigung. „Erst hatte ich vor, mir irgendeinen Minijob zu suchen und nebenbei noch Fotos zu machen. Doch dann erzählte mir eine Bekannte vom Gründungszuschuss, den die Agentur für Arbeit zahlt. Ja und dann bin ich einfach hin zum Arbeitsamt und habe mich von meinem  Arbeitsvermittler zum Thema Selbstständigkeit beraten lassen.“ Danach schwirrte der jungen Frau der Kopf. Mit den Themen Existenzgründerkurs, Businessplan, Gewerbeanmeldung, Gründungszuschuss hatte sie vorher noch nie zu tun.

Hilfe gab es von Betriebsberater Michael Wiese in der Handwerkskammer Neubrandenburg. „Der war wirklich ein Glücksgriff!“, sagt Anja Beuse und lächelt tief zufrieden. Vor dem ersten Gespräch hatte sie allerdings mächtig Herzklopfen: „Ich bin ja keine gelernte Fotografin. Ich habe zwar in einem Fotostudio gelernt, wurde dort aber zur Kauffrau im Einzelhandel ausgebildet. Die fotografischen Kenntnisse habe ich mir selbst angeeignet, indem ich mit dem Azubi, der zum Fotografen ausgebildet wurde, immer mitgelernt habe. Meine Sorge war, dass die Handwerkskammer mir ohne Ausbildung keine Genehmigung für die Eröffnung eines Fotostudios gibt.“  Doch der Betriebsberater gab grünes Licht, denn Anja Beuse war zu diesem Zeitpunkt schon nachweislich 12 Jahre als Fotografin tätig und konnte zahlreiche Referenzen aufweisen.
Mit Unterstützung von Michael Wiese schrieb die Gründerin ihren Businessplan. „Allein hätte ich das nicht gewagt.“ Es gibt zwar Vorlagen im Internet, aber bei Kosten- und Umsatzplanung sei es für jeden Gründer, der vorher nicht mit dem Thema zu tun hatte, besser, einen Profi an seiner Seite zu haben, bestätigt Anja Beuse. Michael Wiese riet ihr auch zu einem Existenzgründerkurs. Der ist Voraussetzung, um eine Chance auf den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit zu haben.

„Drei Tage dauerte der Grundkurs bei Halle 10 in Neubrandenburg“, erinnert sich Anja Beuse. Hier lernte sie vieles über Steuern, Buchführung oder auch rechtliche Grundlagen.
Nebenbei meldete sie ihr Gewerbe an, stellte einen Antrag auf Umnutzung des Wintergartens zu Gewerberäumen, entwarf Ideen für Flyer, Logo und Website.„Die Website habe ich mir übrigens von azubi-projekte.de machen lassen. Das sind Azubis und IT-Studenten, die ihr theoretisches Wissen in der Praxis anwenden wollen und kostenfrei einen Internetauftritt gestalten. Wer diesen Service nutzen möchte, sollte aber sehr genau wissen, wie er sich seine Website vorstellt“, rät Anja Beuse. Drei lange Monate hat es gedauert, bis der Internetauftritt endlich fertig war. Die Jungunternehmerin ist aber sehr zufrieden.

Den Antrag auf Gründungszuschuss gab sie in einer eigens gestalteten Mappe beim Arbeitsamt ab, druckte den Businessplan auf festem, edlem Papier aus. „Ich habe mir gedacht, das ist wie eine Bewerbung. Ich muss mich bestmöglich verkaufen, damit ich den Gründungszuschuss bekomme.“ Von vielen hatte sie zuvor gehört, dass die Chancen schlecht stehen. Doch es hat geklappt – die ersten sechs Monate bekam Anja Beuse den nichtrückzahlbaren Zuschuss in Höhe ihres Arbeitslosengeldes plus 300 Euro für die soziale Absicherung. Für weitere neun Monate wurden ihr jetzt jeweils 300 Euro bewilligt.

Weit über 300 Fans hat Anja Beuse Photo bei Facebook. Jeden Tag postet sie, was sie heute vor oder schon erledigt hat, freut sich über nette Kommentare ihrer Kunden und bekommt auch immer häufiger Anfragen für Fototermine über das Netzwerk. Foto: Anja Beuse

Genauso akribisch, wie ihren Antrag, bereitete die 37-Jährige den Tag ihrer Geschäftseröffnung vor. Einige Tage vor dem 1. August 2012 verteilten die Söhne und der Ehemann überall in der Kleinstadt Flyer. Anja Beuse besuchte die Unternehmer der Stadt persönlich und lud auf eine Tasse Kaffee ein. Das Klinkenputzen hat sich gelohnt: „Über 70 Leute waren hier. Die ganze Hauswand lang standen Blumensträuße“, erzählt sie begeistert. Und gleich am nächsten Tag ging es dann los mit den Aufträgen. Von Anfang an machte die Gründerin deutlich mehr Umsatz, als geplant.

Viel Herzblut steckt die junge Frau in ihr Unternehmen. Überall im Studio stehen alte und antike Dinge, die auf den Fotos der Porträtierten Verwendung finden. Verschiedene Hintergrundleinwände geben den Fotos eine sehr persönliche und edle Note. Neben den Porträt-, Hochzeits- und Familienaufnahmen bietet Anja Beuse auch Erotikaufnahmen an.
Alle Bilder werden von ihr am Rechner nachbearbeitet, bevor sie online an ein nicht ganz billiges Fotolabor geschickt werden. „Ich bestehe auf nass entwickelte Bilder, keine gedruckten. Man sieht den Unterschied“, erklärt sie. Ein eigenes Labor würde sich nicht lohnen, hat die 37-Jährige ausgerechnet.

Ihren nicht nachlassenden Erfolg, die stetigen Kundenanfragen und Weiterempfehlungen erklärt sie sich so: „Mir ist wichtig, dass meine Kunden sich hier wohlfühlen. Und zwar von dem Moment an, wo sie reinkommen und auch noch dann, wenn sie bezahlen. Ich plane Zeit für meine Kunden ein und habe ein Händchen für ihre Wünsche. Die Fotos verpacke ich mit viel Liebe – ich nenne es immer den DaWanda-Effekt.“

Nach ihren Wünschen für die Zukunft gefragt, muss Anja Beuse eine Weile überlegen. „Manchmal denke ich darüber nach, mich zu vergrößern. Aber nicht personell, sondern das Studio zu vergrößern. Mal sehen.“ Verschulden will sie sich dafür aber auf keinen Fall. Der hochwertige Fotoapparat und die Blitzanlage wurden auf Kredit mit null Prozent Zinsen gekauft. Alles andere wurde nach und nach angeschafft: „Immer so wie Geld da war und so soll es bleiben!“

Grit Gehlen

Kontakt:
Anja Beuse Photo
Oberbaustraße 22
17087 Altentreptow

Tel: 03961/228984
E-Mail: info@anjabeusephoto.de
www: www.anja-beuse-photo.de

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