Stefanie Nowacka hat zusammen mit ihrer Mutter im Mai 2012 in Wismars Altstadt eine Suppen-Bar eröffnet. Täglich strömen 250 bis 300 Kunden in die kleine Lokalität. Mehr, als die beiden Gründerinnen sich je erträumt haben.
„Unsere Geschäftsidee hat sich optimal entwickelt. Aber mehr geht erst mal nicht“, sagt die 30-jährige Stefanie Nowacka. Wöchentlich verkaufen sie und ihr Team mehr als 500 Liter Suppe Das entspricht etwa drei bis vier Badewannen voll.
Der Erfolg hat seinen Preis: Stefanie Nowacka und ihre Mutter Silke arbeiten von Montag bis Freitag täglich 15 Stunden und oft auch noch am Wochenende, wenn Caterings bestellt wurden. „Wir kochen alles selbst, nehmen nur frische Zutaten, verzichten auf Convenience-Produkte und möglichst auf Konservierungsstoffe.“ Frische Kräuter, wie beispielsweise Koriander, Petersilie oder Basilikum geben der Suppe beim Servieren den letzten Pfiff – auch fürs Auge. „Das kommt bei den Kunden richtig gut an“, weiß Stefanie Nowacka. Gesund und frisch essen ist Trend.
Im Internet finden sich auf verschiedenen Bewertungsportalen zahlreiche lobende Kommentare. Von den vielen Urlaubern, die heute im SuppenGRÜN dinieren, sind die meisten aber durch Zufall hier gelandet. Die Frau am Nebentisch schwärmt von der Minestrone, ihr Ehemann von der Lachssuppe, eine andere Kundin probiert das neue Angebot – ein mediterraner Nudelsalat – und empfiehlt ihn gleich anderen Kunden weiter, die sich vor der Theke drängeln.
Es herrscht geschäftigesTreiben. Die Atmosphäre ist dabei aber trotzdem sehr angenehm und einladend. Immer, wenn die Schlange vor der Theke etwas kürzer wird, stiehlt sich Stefanie Nowacka aus der Küche zum Interview. Sie wirkt fröhlich, entspannt, locker und das, obwohl Hauptgeschäftszeit im SuppenGRÜN ist. Keine Spur von Stress und Hektik. Viele Kunden werden sogar mit einem netten Satz persönlich begrüßt.
„Ich schätze mal, dass 85 Prozent unserer Kunden Stammkunden sind. Die kommen zwei bis fünf Mal die Woche und verbringen hier ihre Mittagspause oder holen die Suppe für sich und ihre Kollegen ins Büro.“ Das SuppenGRÜN profitiert auch von den vielen Firmen am Stadtrand. Nicht selten werden telefonisch 20 oder 30 Portionen bestellt und später abgeholt. Per Newsletter, Facebook und Website informiert Stefanie Nowacka die Kunden über den wöchentlichen Speiseplan und die Tagessuppe. „Seit kurzem beliefern wir auch noch täglich einen Studentenclub in der Hochschule und einen Kooperationspartner im Einkaufscenter mit Suppen. „Unsere Partner sind auf uns zugekommen“, freut sich die Jungunternehmerin sichtlich über ihren guten Ruf in der Stadt.
Ihren Händen sieht man an, dass sie täglich ordentlich zupacken müssen: Keine langen Glitzer- Fingernägel und keine funkelnden Ringe zieren die Hände. Doch was auf sie zukommt, hat Stefanie Nowacka vorher gewusst. „Ich bin gelernte Hotel- und Restaurantfachfrau, meine Mutti ist Diplom-Kauffrau und meine Oma, die im SuppenGRÜN einen Teilzeitjob hat, hat viele Jahre in der Großküche gearbeitet. Wir ergänzen uns doch wunderbar, oder?!“, sagt die 30-Jährige lachend. Seit einem Monat arbeitet auch Freundin Anna, mit der Stefanie Nowacka einst zusammen lernte, im SuppenGRÜN. „Jeder hat seine spezielle Aufgabe. Oma schafft es beispielsweise, in nur 20 Minuten einen 25 Kilogramm Sack Kartoffeln zu schälen. So schnell ist keine von uns“, sagt Stefanie Nowacka anerkennend.
Es habe einige Monate gedauert, bis der perfekte Ablauf organisiert war und Routine eingekehrt sei. Das habe Kraft und Zeit gekostet. Doch jetzt sind die Aufgaben klar verteilt: Die Mutti steht am Tresen und macht zudem die aufwendige Buchhaltung. Stefanie kauft ein, kocht, plant und kreiert den Suppenplan und kümmert sich um das Marketing. Oma kocht, bereitet vor und nach, reinigt und kümmert sich um den Garten. Auch Anna kümmert sich um den Service, hilft am Tresen und macht sauber. Seit kurzem übernimmt sie auch mal den Kochlöffel und bereitet morgens die kalten Speisen zu.
Stefanie Nowacka muss wieder in die Küche. Mehr als zehn neue Kunden stehen im Laden. Brot muss geschnitten und Suppe in die Warmhaltetöpfe nachgefüllt werden. „Angefangen haben wir mit sehr preiswerten Töpfen“, erzählt Stefanie Nowacka später. Doch schnell stellte sich heraus, dass die für den professionellen Dauergebrauch nicht geeignet wagen. „Wir haben jetzt investiert und drei neue, richtig gute gekauft.“ Investiert werden musste im Nachhineinauch noch in weiteres Mobiliar für den im Januar dazu gemieteten 2. Gastraum.
Insgesamt haben Stefanie und Silke Nowacka 40.000 Euro Kredit aufgenommen. Das Geld müssen sie innerhalb von zehn Jahren zurückzahlen. Schlaflose Nächte bereitet ihnen die Summe nicht, aber: „Also, es gibt Tage, da verkaufen wir natürlich weniger. Wenn es draußen beispielsweise sehr heiß ist oder wenn ein Brückentag oder Ferienbeginn ist, kommen weniger Kunden. Da können der Montag, Dienstag und Mittwoch schon super gelaufen sein, aber wenn am Donnerstag oder Freitag dann plötzlich weniger verkauft wird, macht man sich schon Gedanken! Dann frage ich mich ernsthaft, ob die Suppe heute nicht schmeckt.“
Ein Blick in die Umsatzzahlen dürfte Stefanie Nowacka aber immer schnell beruhigen. Im Businessplan waren Mutter und Tochter von deutlich weniger Kunden ausgegangen und trotzdem hatte der Steuerberater das Konzept sehr gelobt. „Unser Steuerberater wurde uns im Bekanntenkreis empfohlen. Wir hatten dann ein Kennenlerngespräch, das uns sehr gefallen hat. Der Steuerberater hat uns richtig auf den Zahn gefühlt“, erinnert sich Stefanie Nowacka. „Er hatte sehr konkrete Fragen zur Geschäftsidee, hat vieles hinterfragt und sich auch für uns als Persönlichkeit interessiert. Ganz wichtig war ihm der emotionale Rückhalt, dass die Familie hinter uns steht.“ Das gefiel den Gründerinnen und bis heute fühlen sich beide sehr gut aufgehoben. Im Gründungsjahr begleitete der Steuerberater die SuppenGRÜN-Gründerinnen sehr intensiv. Bezahlt wurde er dafür größtenteils aus einem speziellen Förderprogramm der KfW Bank.
Weitere Fördermittel bekamen die Gründerinnen von der Agentur für Arbeit. Beide erhielten den Gründungszuschuss, der aber jetzt ausgelaufen ist.
Neben den Fördermitteln empfehlen die beiden Jungunternehmerinnen aber auch andere Förderprogramme weiter, wie beispielsweise Existenzgründerlehrgänge, Beratungen bei der IHK oder Schulungen, für die man nur einen geringen Eigenanteil zahlt. Beim Gründerstammtisch OpenCoffee Club, der jeden 3. Mittwoch im Monat in Wismar stattfindet, machte Stefanie Nowacka ihre Geschäftsidee kurz vor der Eröffnung bekannt. „Da sind viele gute Kontakte entstanden“, sagt sie rückblickend und bedauert, dass sie dafür jetzt keine Zeit mehr hat. Facebook nutzte die 30-Jährige auch schon vor der offiziellen Geschäftseröffnung, um Kunden neugierig zu machen und anzulocken – das hat wunderbar funktioniert. Mehr als 150 Kunden wurden am ersten Tag im SuppenGRÜN gezählt.
Nach und nach haben die Gründerinnen ihr Angebot weiter ausgebaut: Neben Suppen und Süßem, gibt es auch Frühstück, selbstgebackenen Kuchen, selbstgekochte Marmelade, Salate, die an heißen Tagen sehr gut gehen.
Für die Zukunft wünschen sich Mutter und Tochter, dass erst mal alles so bleibt wie es ist. „Sobald wir Zeit haben, unsere Gedanken und Ideen zu ordnen, könnte man über ein Franchise-Konzept nachdenken“, sagt Stefanie Nowacka. Interesse, besonders von Kundinnen um die 50, gibt es. „Wir werden immer wieder auf unsere Idee und die Umsetzung angesprochen!“
Grit Gehlen
Kontakt:
SuppenGRÜN GbR
Dankwartstr. 11
23966 Wismar
Telefon: 03841 – 243 0128
E-Mail: info@suppengruen-wismar.de
www: www.suppengruen-wismar.de