Strömungsmechanik

Für die Masterarbeit nach Tel Aviv

Lehrstuhl für Strömungsmechanik der Uni Rostock will Zusammenarbeit mit Israel vertiefen

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Professor Sven Grundmann will die Zusammenarbeit mit der Uni Tel Aviv intensivieren.
Fotos: Universität Rostock/Thomas Rahr

Die Gesetze des Maschinenbaus sind überall gültig. Und so ist es für Studenten der Universität Rostock möglich, sich in der Welt umzusehen, und nach Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen. Einen eher ungewöhnlichen Kontakt dieser Art unternahm Master-Student Matthias Fromm. Vor einem Jahr lernte der 24-jährige gebürtige Leipziger, der auf der Insel Rügen aufwuchs und hier seine Schulzeit absolvierte, an der Uni Rostock den weltweit anerkannten Aerodynamiker Professor Avi Seifert von der Uni Tel Aviv nach einem Vortrag kennen. Zuvor war Matthias Fromm bereits beim Literaturstudium zu seiner Studienarbeit zum Thema Strömungskontrolle auf diesen Experten aufmerksam geworden.

Der Zufall spielte ihm dabei in die Hände, denn Professor Sven Grundmann, seit zwei Jahren Inhaber des Lehrstuhls für Strömungsmechanik an der Uni Rostock, ist seit seiner vorherigen Tätigkeit an der Uni Darmstadt mit dem israelischen Forscher im freundschaftlichen Austausch. Diese Konstellation macht es nun möglich, dass Matthias Fromm seine Ausbildung in Israel ergänzen kann. Eine Stippvisite von sieben Wochen führte ihn bereits in die dortigen Labore von Professor Seiferts. So wird seine Masterarbeit, die er am 13. April abgeben will und die sich mit Strömungskontrolle an einem zylindrischen Versuchskörper befasst, sowohl von Professor Seifert in Israel als auch von Professor Grundmann in Rostock betreut.

„Ein paar Brocken Hebräisch habe ich gelernt.”

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Master Student Matthias Fromm an einem zylindrischen Versuchsobjekt mit Endscheiben für Widerstandsmessungen in der Schlepprinne.

„Ein Glücksfall“, empfindet der junge Mann, der sich im fernen Israel ausschließlich auf Englisch verständigte. „Ein paar Brocken Hebräisch habe ich gelernt“, sagt er. „Die Sprache hat mein Interesse geweckt. Sie ist auch von der Grammatik her sehr interessant“. Der Aufenthalt in Israel habe viele fachliche Erkenntnisse gebracht, vor allem durch eine andere Herangehensweise an Probleme, sagt Matthias Fromm. „Die Leute agieren intuitiv, aber auch lauter und offener“. Die Rahmenbedingungen seien ähnlich wie an der Uni Rostock. „Aber die Studenten schreiben in großen Büros länger an ihrer Masterarbeit. Wenn auch an verschiedenen Themen, tauschen sie sich aus. Das bringt eine andere soziale Dynamik mit sich“, sagt der Rostocker. Er hat erfolgreich ein Hermes-Stipendium der Uni Rostock eingeworben und wird nach dem Masterabschluss erneut drei Monate in Tel Aviv arbeiten. In dieser Zeit soll sein Promotionsthema weiter präzisiert werden.

Suche nach aerodynamischen Lösungen für Flugzeuge, Fahrzeugindustrie und Zügen

Matthias Fromm hat den Wunsch, am Lehrstuhl von Prof. Grundmann zu promovieren. Sein Ziel sei es, die Partnerschaft mit der Uni in Tel Aviv neu zu beleben und zu stärken. Denn: Auch die Uni Rostock hat in der Strömungsmechanik die Nase weit vorn. Das Team von Prof. Grundmann ist eins von wenigen weltweit, das dieses Thema im Wasserschleppkanal bearbeitet und so nach aerodynamischen Lösungen für Flugzeuge, Fahrzeugindustrie und Zügen sucht.
Dazu findet Forschung auf höchstem Niveau statt. Im 40 Meter langen Schleppkanal, der drei Meter tief und fünf Meter breit ist, laufen seit einem halben Jahr komplizierte Versuche des Lehrstuhls mit einem computergesteuerten 3D-Hochleistungs-Schlepp-System, laseroptischen Bildgebungsverfahren und piezoelektrischen Kraftmessmethoden. So wird simuliert und notiert, wie sich verschiedene Einflussparameter auf die experimentellen Ergebnisse auswirken und wie möglichst realistische, vergleichbare Resultate erzielt werden können. Diese Erkenntnisse können dann wiederum verwendet werden, um Problemstellungen und Herausforderungen im Design von echten Flugzeugen und Fahrzeugen zu meistern.

„Das ist ein altes und doch immer noch aktuelles Thema“, sagt Professor Grundmann. Nach seinem internationalen Abgleich möchte Matthias Fromm, der auch im Judo, beim Segeln und Joggen nach Höchstleistungen strebt, die Uni Rostock und speziell den Maschinenbau weit nach vorne bringen.

Quelle: Universität Rostock Text: Wolfgang Thiel

04/05/2017

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