Verkaufsschlager Himbeerbrause, Tutower Senf und Schlagersüsstafel

An alte Zeiten wird man im Laden von Christian Hoge erinnert. Der 34-Jährige hat in Wolgast kürzlich einen Ostprodukte-Shop eröffnet. Filinchen, Pittiplatsch, Badusan oder Tempo Linsen – hier bekommen Kunden vieles, was einst in der DDR beliebt und oft auch Bückware war. Wie die Geschäftsidee entstanden ist und wie gut sie angenommen wird, erzählt Christian Hoge in diesem Interview.

Der 34-jährige Christian Hoge ist verheiratet und hat drei Kinder. Foto: Medienbüro Gäding

Herr Hoge, herzlichen Glückwunsch zur Gründung! Sie haben Ihren Laden an einem ungewöhnlichen Ort eröffnet, nämlich im Existenzgründerzentrum der Stadt Wolgast, mitten in einem Gewerbegebiet. Wie kommt das?

Ich habe schon Ende 2006 einen Online-Shop für Ostprodukte im Nebenerwerb eröffnet. Ich begann mit zehn Produkten. Zu dieser Zeit lebte ich mit meiner Familie noch in Niedersachsen. Dort war es schwer Ost-Produkte im Großhandel zu bekommen.
Als unsere zweite Tochter unterwegs war, faßten wir den Entschluss wieder in die Heimat Mecklenburg-Vorpommern zurückzugehen. Das war im August 2009.
Den Onlineshop konnte ich ja unkompliziert mitnehmen, hier weiter ausbauen und zusätzlich war ich mit einem Verkaufsstand auf Usedom und auf Ostalgie-Treffen unterwegs.
2012 habe ich dann einen regelrechten Boom erlebt: Das Lager im Keller platzte aus allen Nähten und selbst in den Wohnräumen stapelte sich die Ware. Daraufhin entschlossen meine Frau und ich, die Tätigkeit zum Hauptgewebe zu machen und ein größeres Lager zu suchen. Anfang 2013 habe ich mir dann Informationen eingeholt wie man aus dem Nebengewerbe ein Hauptgewerbe machen kann. Hilfe erhielt ich im Existenzgründerzentum Wolgast. Bei dem Gespräch hier im Hause erfuhr ich, dass noch eine freie Halle zu Verfügung steht. Genau das Richtige für meine Zwecke.
Und natürlich muss man als Existenzgründer auch auf die monatlichen Kosten schauen, die hier sehr vernünftig sind.
Dass wir die Halle nun nicht nur als Lager nutzen, sondern auch als Verkaufsraum, hat mit der Nachfrage zu tun. Die Menschen auf der Insel Usedom und hier in der Region suchten einen   Anlaufpunkt. Also beschlossen meine Frau und ich das Lager und den Verkauf zusammenzulegen. Die meisten Kunden kommen gezielt in meinen Lagerverkauf und schwelgen in Erinnerung.

Wie entstand überhaupt die die Idee, Ostprodukte zu verkaufen? Sind Sie Nostalgiker?

Als wir 2003 beruflich nach Buxtehude  in Niedersachsen gezogen sind, haben wir altbekannte Lebensmittel in den Supermärkten vermisst. Wenn wir unsere Eltern hier in Mecklenburg-Vorpommern besucht haben, musste immer ein langer Einkaufszettel abgearbeitet werden. Tutower Senf, Werder Ketschup, rote Grütze von Komet, Grabower Schaumküsse, Vita Cola  – all das vermissten nicht nur wir in Niedersachsen. Freunde, die auch aus dem Osten kamen, brachten auch immer eine lange Wunschliste. Dann hieß es immer: „Du fährst doch wieder rüber. Bringst Du mir dies und das mit?“
Selbst unsere westdeutschen Freunde kamen auf den Geschmack und wollten einiges mitgebracht haben. Dadurch kam die Idee: Wenn es uns und unseren Freunden schon so geht, geht es doch bestimmt anderen Leuten genauso!?
Im Netz entdeckte ich dann einige Ostprodukte Online-Shops. Doch das schreckte mich nicht ab, im Gegenteil: Ich habe noch nach einer freien Domain gesucht, die man benutzen kann und hatte Glück – es war noch www.ostprodukte-verkauf.de frei. Ich sicherte mir die Domain, holte mir einen kleinen Online-Shop und dann ging es los.

Wie erfolgreich sind Sie, was sind die Verkaufsschlager?

Was ist Erfolg? Das ist für jeden etwas anderes.
Für mich ist das eingetroffen was ich mir vorgestellt habe. Der Online-Shop und der Lagerverkauf sind zwei Standbeine, die ohne jeweils das andere nicht gehen könnten. Zu den Verkaufsschlagern zählen das Mini Netz, die Schlagersüsstafel, der Tutower Senf und die Himbeerbrause. Aber alle anderen Produkte aus Ostdeutschland werden auch gern gekauft, weil es diese in den meisten Läden nicht mehr gibt. Wie zum Beispiel Sandmann-, Ampelmann, Maulwurflizenzartikel Lebensmittel, Getränke, Spirituosen, Haushaltswaren – darunter den klassischen Hühnereierbecher, Seifen, Süßwaren, Bücher, Postkarten, Spielwaren und natürlich auch Ostalgie-Artikel.

Als Unternehmer wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Erfahrungen im Handel habe ich als Angestellter gesammelt und die wichtigsten Dinge dabei gelernt. Desweitern erhielt ich Unterstützung und Fachwissen von Freunden und natürlich von meiner Frau, die gelernte Bürokauffrau ist. Das Existenzgründerzentrum hier in Wolgast unterstützt mich bis heute.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe ein rückzahlbares Darlehen und einen Zuschuss vom Jobcenter Vorpommern-Greifswald Nord bekommen.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Vernünftig geplante Online Werbung für den Online-Shop und Werbung vor Ort. Dazu wird einen Werbeplan erstellt. Hilfe bekomme ich dabei vom Medienbüros Gäding aus Berlin. Dass wir uns kenengelernt haben war übrigens ein kurioser Zufall – der Herr Gäding hat bei mir am Verkaufsstand in Zinnowitz Hühnereierbecher gekauft und dadurch sind wir in Kontakt gekommen.

“Die meisten Kunden kommen gezielt in meinen Lagerverkauf und schwelgen in Erinnerung.” Foto: Medienbüro Gäding

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Alles unter einem Hut zu bekommen, um die Kosten im Griff zu behalten.
Dazu gehören Onlineshop, Lagerverkauf, Geschäftsführertätigkeiten und Buchhaltung.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Zurzeit geht alles noch ganz gut allein. Geplant ist, ab November meine Frau in der Buchhaltung anzustellen. Das wäre für mich schon mal eine enorme Entlastung. Alles andere wird die Zeit mit sich bringen.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ja, es gibt eine Facebook-Seite mit derzeit beachtlichen 545 Fans. Wir haben die Facebook-Seite stark während der Einrichtungsphase im Existenzgründerzentrum Wolgast genutzt und Fotos vom Umbau gepostet, vom Einräumen der Ware und so weiter. Einige unserer Kunden finden die Facebook-Seite auch hilfreich, um mit uns in Kontakt zu treten, beispielsweise um nach Versandmöglichkeiten zu fragen. Das ist ein netter Austausch mit uns und untereinander.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …für meinen Lebensunterhalt und den meiner Familie verantwortlich zu sein.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..wenn man eine Idee hat diese vernünftig durchzuplanen und alle Eventualitäten durchzuspielen. Man sollte sich fachkundigen Rat bei Freunden, Bekannten, der IHK und in Existenzgründerzentren holen. Man sollte immer die Kosten im Auge haben. Ein Satz, der sehr viel aussagt, passt ganz gut: „Kostenlos ist immer besser, als wenn man dafür bezahlen muss.“
Was aber am wichtigsten ist, ist dass die Familie hinter der Gründung steht. Und man braucht viel Eigeninitiative und den Willen, wirklich selbst und ständig zu arbeiten.

Kontakt:
Ostprodukte Verkauf
Inh. Christian Hoge
Sölvesborger Straße 2
17438 Wolgast

Tel.: +49(0)3836-261152
E-Mail: shop@ostprodukte-verkauf.de
www: www.ostprodukte-verkauf.de
Facebook und Co: www.facebook.com/ostprodukteverkauf

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