“Im Gründungsjahr war ich in Mecklenburg-Vorpommern einzigartig mit meinem Angebot”

Bundesweit lodern in immer mehr Wohnzimmern sogenannte Kleinfeuerungsanlagen. Doch nicht jeder Kamin- oder Ofenbesitzer hat die Zeit, die Lust und die nötigen Maschinen zum Holz machen. Diese potentiellen Kunden hat Detlef Thoms aus Hagenow im Visier. Seit 2012 liefert er Brennholz oder spaltet vorhandenes Holz mit speziellen Maschinen vor Ort beim Kunden. Wie voll die Auftragsbücher sind und was der Jungunternehmer noch so für die Zukunft plant, erzählt er in diesem Interview.

“Nach fast drei Jahren Selbständigkeit zeichnet sich ein erster Aufwärtstrend ab.”, freut sich der Jungunternehmer. Foto: Detlef Thoms

Herr Thoms, ganz neu sind Sie auf unserer Website nicht. Wir haben Sie wenige Wochen nach Ihrem Start in die Selbstständigkeit in einem Gründer-Porträt vorgestellt. Das war im Mai 2012. Damals sagten Sie: „Ich habe eine gute Vorstellung davon, was mich als Unternehmer erwartet und auch davon, wie man es nicht machen sollte.“ Ist alles so eingetroffen wie gedacht?

Einiges ist so eingetroffen wie gedacht und einiges nicht. Zunächst zu den Dingen die eingetroffen sind. Das Interesse war und ist nach wie vor sehr stark. Das heißt jetzt aber nicht, dass das Auftragsbuch nicht mehr zugeht. Es ist immer wieder ein zäher Kampf um den Kunden. Sicherlich geht es anderen Gründern ähnlich wie mir. Der Arbeitstag endet oftmals nicht nach acht Stunden. Der körperlich schwere Teil vielleicht schon. Dann folgt ja noch der bürokratische Teil. Ich habe am Anfang gedacht, dass es irgendwann leichter werden würde. Fehlanzeige.
Beobachtet habe ich, dass viele meiner einstigen Kunden ihr eigenes Equipment angeschafft oder einen rüstigen Rentner gefunden haben. Diese Kunden werden meine Dienstleistung vorerst nicht in mehr Anspruch nehmen.
Es gibt aber auch immer mehr Kunden die ihr eigenes Equipment haben, aber keine Zeit und Kraft oder Lust haben, Holz selbst zu machen.

Wie zufrieden sind Sie im dritten Jahr Ihrer Selbstständigkeit?

Nach fast drei Jahren Selbständigkeit zeichnet sich ein erster Aufwärtstrend ab. Sowohl umsatzmäßig als auch in der persönlichen Zufriedenheit. Dass es nicht leicht wird, wurde mir im Vorfeld von vielen gesagt. Trotzdem habe ich diese Herausforderung gesucht und auch angenommen. Ich erinnere mich noch gut an den Ausspruch der Beraterin der Bürgschaftsbank: „Es hat keiner gesagt, dass es einfach wird.“.

Was für Hürden gab es zu nehmen?

Hürden gab es einige. Die größte Hürde war das Finden einer Bank. Schließlich bin ich mit meiner Dienstleistung zum damaligen Zeitpunkt ein Unikat gewesen. Daher war es für mich, aber auch für die Bank, schwierig, vergleichbare Zahlen auf den Tisch zu legen. Bei Maler, Fliesenleger oder Maurer, ohne diese Berufe abwerten zu wollen, hätten die Banken genügend Vergleichszahlen gehabt, um den Businessplan bewerten zu können. Für mich gab es das nicht.
Im Endeffekt hat die Beratung bei einem Finanzierungssprechtag der IHK in Schwerin entscheidende Tipps gebracht. Einige Bankgespräche folgten, die dann zu der ernüchternden Erkenntnis führten, dass auch ein Eigenheim keine Sicherheit darstellt.
Trotzdem hat sich eine Bank gefunden, die mein Vorhaben finanziert hat.

Im Jahr Ihrer Gründung waren Sie weit und breit konkurrenzlos. Wie sieht es heute aus?

Im Gründungsjahr war ich in Mecklenburg-Vorpommern einzigartig mit meiner Dienstleistung des Lohnspaltens und Lohnsägens von Brennholz.
Ich habe zwar im Internet noch jemanden aus der Region Anklam gefunden, mit dem ich mich gerne ausgetauscht hätte, der aber zwei Wochen später nicht mehr auffindbar war. Jetzt bekomme ich zum Teil Anfragen aus der Region Berlin, aus Schleswig-Holstein und auch aus den östlichen Landkreisen von Mecklenburg-Vorpommern. Das Haupteinsatzgebiet beschränkt sich im Moment noch auf den Landkreis Ludwigslust-Parchim, darf sich aber gerne weiter ausdehnen. Die Frage nach Konkurrenz ist mir im Bankgespräch auch gestellt worden. Damals hatte die Bank angeblich zwei Mitbewerber innerhalb von zwei Wochen gefunden. Es stellte sich aber heraus, dass es Brennholzhändler waren und keine Dienstleister mit meiner Ausrichtung.
„Konkurrenz“ gibt es eher im privaten Bereich: Da es meine Dienstleistung ja erst seit 2012 gibt, haben viele Brennholz-Selbstwerber ihre eigene Technik längst angeschafft. Dazu gehören Spalter, Motorsäge und entsprechende Schutzausrüstung.  Das führt im Moment noch dazu, dass meine Dienstleistungen nicht so angenommen werden wie erhofft.
Übrigens, auch mit meinem zweiten Standbein, der Betriebshilfe für die Landwirtschaftliche Sozialversicherung bin ich heute noch konkurrenzlos.

Sie haben für Ihre Gründung einen hohen Kredit gebraucht und von „schweren“ Bankgesprächen erzählt. Mit welchen Argumenten haben Sie es damals letztendlich geschafft, den Kreditgeber zu überzeugen?

Ich habe zunächst ein Beratungsgespräch bei der IHK in Schwerin genutzt. Dort saßen Vertreterinnen vom Landesförderinstitut, der KfW und der Bürgschaftsbank und natürlich Mitarbeiter der IHK. Im Vorfeld dieser Gespräche sollte eine Kreditsumme angegeben werden. Ich weiß heute nicht mehr wieviel ich angegeben habe. Jedenfalls war es für diese Runde ein recht hoher Kreditbetrag. Weil ich so etwas Einzigartiges gründen wollte, fiel ich durch einige Raster der Kreditbedingungen. Der entscheidende Tipp aus dieser Runde war, meinen Businessplan mit Bildern auszustatten, um die Technik zu erklären. Der Banker, der letztendlich über dem Businessplan sitzt, kennt sich oftmals ja nicht mit der Materie aus. So kann dem Vorstellungsvermögen vielleicht etwas geholfen werden.
Da ich aus der gartenbaulichen Ecke komme, erhielt ich von einem Gärtner den Tipp, mich an die landwirtschaftliche Rentenbank bezüglich Kredit zu wenden. Dort laufen auch einige interessante Förderprogramme. Diese Förderprogramme sollte man kennen und sich gegebenenfalls auch von dort beraten lassen. Mit diesem Hintergrundwissen bin ich dann zur Bank gegangen. Ich kann für meine Gründung nur sagen, Fördermöglichkeiten wurden mir nicht aufgezeigt. Wer sich vorher nicht mit den Förderprogrammen beschäftigt, hat es im Bankgespräch nicht unbedingt leicht.
Wichtig fand ich den Businessplan, den ich selbst geschrieben habe. Bei einem Bankgespräch wurden mir einige Fragen dazu gestellt. Da ich genau wusste, worauf die Frage abzielt, konnte ich sie anhand des Businessplanes beantworten.

Hat Ihr Unternehmen schon den Durchbruch geschafft?

Ich bin der Meinung, auf einem guten Weg zu sein. Der Durchbruch sieht für einen Banker sicherlich anders aus. Wenn ich mir aber meine Zahlen ansehe, was ich nicht nur einmal im Monat mache, sehe ich die Gründung optimistisch. Die Resonanz auf meine Gründung spüren wir auf den Veranstaltungen, die wir nutzen um unsere Technik live vorzuführen. Dort bleiben viele Menschen fasziniert stehen und fragen auch entsprechend nach unserer Dienstleistung. Aber, wie bei vielen Dingen im Leben, es wird nichts verschenkt. Auch meine Dienstleistung nicht. Ich bin in der glücklichen Lage meinen bisherigen Job immer noch ausüben zu können. Das heißt, ich bin zeitweise immer noch als Betriebshelfer für die Landwirtschaftliche Sozialversicherung tätig. Da erstreckt sich mein Einsatzgebiet auf Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Auch dieser Teil meiner Selbstständigkeit war für die Banker Neuland. Also durfte ich auch diesen Teil meines Businessplanes erklären. Das fiel mir aber nach 18 Jahren nicht schwer. In der letzten Zeit häufen sich auch die Anfragen aus dieser Richtung wieder. Einige meiner „alten“ Betriebe haben sich daran erinnert, und sich im Krankheitsfall an die Sozialversicherung gewandt. Ohne dieses zusätzliche Standbein, könnten wir dieses Interview sicherlich nicht führen.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Ich brauche mehr Kunden.
Mein Vorteil: Meine Dienstleistung ist nicht an eine Jahreszeit gebunden. Ich darf das ganze Jahr in den Wald und Holz machen. Selbstwerber lassen die Forstämter nur im Winter in den Wald.
Aber auch Privat-Waldbesitzer nutzen meine Dienstleistung des Lohnspaltens und Lohnsägens von Brennholz.
Genrell wünsche ich mir für die Zukunft eine bessere Auslastung meiner Maschinen. Wichtig finde ich die Veranstaltungen auf denen wir uns präsentieren dürfen, wie beispielsweise auf der „Messe der Griesen Gegend“ in Lübtheen am 1.Mai oder das „Holzfest“ beim Forstamt Friedrichsmoor am ersten Sonntag im September. Viele Besucher haben schon mal etwas von Sägespaltautomaten gehört, die beide Arbeitsgänge in einer Maschine vereinen, kennen aber nicht den Unterschied zu meiner Technik.

Foto: Detlef Thoms

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Sicherlich fehlt noch etwas. Ein Mitarbeiter wäre schön, im Moment aber noch nicht finanzierbar. Das zweite Problem ist dann oftmals der spezielle Führerschein. Um meine Technik von A nach B zu bewegen, ist dieser zwingend erforderlich. Der Spalter wird mit einem Geländewagen gezogen und setzt dann die Klassen B und BE voraus und die Säge wird mit einem Traktor bewegt, also Klasse T. Viele junge Menschen haben aber nur für Pkw einen Führerschein.
Anfangs wollte ich auch einen Sägespaltautomaten haben. Der Wunsch ist auch immer noch da, nur die Auslastung fehlt. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass so ein Automat meine Technik komplettieren wird. Geld fehlt sicherlich jedem Gründer in den ersten Jahren. Bei mir ist es nicht anders. Vielleicht hätte ich die Kreditsumme etwas höher ansetzen sollen.

Sie sind bei Facebook aktiv. Lohnt sich das?

Am Anfang habe ich mich vehement gegen Facebook gewehrt. Ich habe keinen Nutzen für mich gesehen. Ich dachte, meine Zielgruppe ist zu alt für Facebook. Denn meine Kundenklientel fängt eher jenseits der 50 an. Gelernt habe ich, dass aber die Kinder dieser Kunden auf Facebook unterwehs sind und so erreiche ich meine Zioielgruppe über die Hintertür.
Irgendwann bekam ich den Spruch zu hören: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Darüber habe ich lange nachgedacht und gehandelt.

Meine Firma war schon bei Facebook vertreten. Das hat ein Bekannter übernommen, der auch meine Homepage betreut. Für die Homepage habe ich auch schon von vielen positives Feedback bekommen. Nach über einem Jahr Selbstständigkeit poste ich nun selbst. Sobald wir Fotos von den Veranstaltungen hochladen, sind die Zugriffe sehr zahlreich. Aufträge haben sich bis jetzt aber noch nicht daraus ergeben. Trotzdem glaube ich daran, mittelfristig über dieses Medium auch Kunden zu bekommen.
Nachteil: An manchen Tagen vergeht viel Zeit vor dem Rechner verloren, um die Seite in Bewegung zu halten. Ich bin für Tipps, wie man es besser machen kann, immer dankbar. Gerade die Verzweigung in verschiedenen Gruppen bindet am Anfang sehr viel Zeit. Daher werde ich mich auch aus einigen verabschieden.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …selbst darüber entscheiden zu können, welcher Auftrag angenommen wird und welcher nicht.

Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich es wieder genauso machen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… von ihrer Idee überzeugt zu sein. Nur wer von sich und seiner Geschäftsidee überzeugt ist, hat im Bankengespräch auch ein überzeugendes Auftreten. Wer sich mit dem Gedanken trägt sich selbständig zu machen, sollte die Beratungstage bei der IHK nutzen.
Ihre Kontaktdaten:

Detlef Thoms
An der B5 Nr.20
19230 Redefin
Telefon: 0170 / 313 24 26
E-Mail: info@mobiler-holzservice.de
www: www.mobiler-holzservice.de
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