Mehr Geld für Existenzgründungen in MV

In Mecklenburg-Vorpommern wagen Jahr für Jahr über 10.000 Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit. Prozentual gesehen liegen wir noch immer hinter dem Bundesdurchschnitt. Deswegen hat der neue Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns angekündigt, die Gründungsförderung auf keinen Fall zu kürzen. Im Gegenteil: Harry Glawe „will richtig Geld in die Hand nehmen“, kündigte er kurz nach Amtsantritt im GRUENDER-MV.DE Interview an.

MVs Wirtschaftsminister Harry Glawe Foto: Wirtschaftsministerium

Herr Glawe, wie werden Existenzgründungen künftig unterstützt?

Die Gründungspolitik wird kontinuierlich weiterentwickelt. Ziel ist es, zusammen mit dem Bund die Instrumente noch zielgenauer an die Bedürfnisstrukturen der potenziellen Gründer anzupassen. Wir werden die dem Land zur Verfügung stehenden Förderinstrumentarien einsetzen, um den Schritt in die Selbstständigkeit für Gründer zu erleichtern. Ich werde auch an den Hochschulen für unternehmerisches Denken werben. Das Thema Wirtschaft und Selbstständigkeit muss noch präsenter werden.
Welche Bedeutung haben Existenzgründungen für die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern?

Existenzgründungen haben für unser Land eine sehr wichtige Bedeutung. Die beruflichen Chancen einer Existenzgründung können Menschen überzeugen, ihre Zukunft im eigenen Land zu suchen – bei uns in Mecklenburg-Vorpommern. Aufgrund der demografischen Situation ist es dringend geboten, neue Unternehmensideen zu etablieren. Die Bestandssicherung in der Wirtschaft wird ohne Existenzgründungen nicht zu schaffen sein. Bedeutsam ist es, dass wir wissensbasierte Gründungen fördern, damit die Unternehmen am Markt langfristig existieren können und ihren Mitarbeiterbestand kontinuierlich ausweiten können. Natürlich werde ich auch zukünftig regionale Konzepte unterstützen. Die  Nachhaltigkeit einer Gründungsidee sollte jedoch im Fokus eines jeden Engagements liegen. Für ein Bundesland, dass u.a. stark auf die Tourismus- und Gesundheitswirtschaft ausgerichtet ist, ist es wichtig die Servicequalität weiter zu verbessern. In diesem Bereich werden auch künftig Gründungsideen benötigt. Wir wollen in diesem Zusammenhang potenziellen Gründern dabei helfen, Märkte besser zu beurteilen und Nischen besser finden zu können.

Wie wollen Sie in Mecklenburg-Vorpommern eine bessere Gründungskultur erreichen?

Gründer und Unternehmer lade ich ein, sich beispielsweise am Mentoring-Programm des Landes zu beteiligen. Junge Gründungswillige (Mentees) bekommen mit einem erfahrenen Unternehmer (Mentor) geballten Sach- und Fachverstand an die Seite. Die Vermeidung von Anfängerfehlern sowie die kritische Hinterfragung von Geschäftsidee und Konzept gehören ebenso zu den Aufgaben eines Mentors wie die Vermittlung von unternehmerischen Kenntnissen und Fähigkeiten in der Gründungsphase.
Weitere Unterstützungsmöglichkeiten sind unter anderem der Mikrodarlehensfonds und die Bildungsschecks. Getreu dem Sprichwort „früh übt sich“ sind auch „Schülerfirmen MV“ ein effektiver Baustein, um bei jungen Menschen frühzeitig unternehmerisches Interesse zu wecken. Schülerfirmen helfen auch die Gründungskultur in unserem Land zu verbessern. Interessant ist auch, dass der reguläre Lehrplan Schülerfirmen nicht vorsieht. Die Schulen in MV sind dafür offen. Ich danke vor allem auch den Lehrern und den vielen freiwilligen Helfern. Sie widmen der Arbeit mit Schülerfirmen einen großen Teil ihrer Freizeit. Ich möchte, dass zukünftig noch mehr Unternehmer die Möglichkeit erhalten, mit jungen Menschen über Wirtschaft ins Gespräch zu kommen.

Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht das Thema Unternehmensnachfolge?

Sie spielt eine bedeutende Rolle. Wenn wir eine Unternehmensnachfolge nicht realisieren können, verlieren wir nicht nur unternehmerisches Know-how, sondern im Ergebnis auch Arbeitsplätze. Deshalb haben wir bereits 2009 mit der Gründung der Koordinierungsstelle für Unternehmensnachfolge „Brücke MV“ in Malchow reagiert. Mit dem Aufbau der Koordinierungsstelle ist  landesweit ein einheitliches Instrument geschaffen worden, das Unternehmen Unterstützung in dem Nachfolgeprozess bietet. Unternehmer, die einen Nachfolger suchen oder Interessierte, die ein Unternehmen übernehmen wollen, werden von Anfang an professionell begleitet.

Wie werden Nachfolgen konkret unterstützt?

Nachfolger erhalten alle Hilfen, die auch Existenzgründer erhalten können. Seit diesem Jahr können wir zusätzlich einen Grundkurs und zwei zusätzliche Beratertage speziell für Nachfolgeinteressierte anbieten. Weiterhin haben wir ein neues Instrument geschaffen – die Meisterprämie. Die Meisterprämie richtet sich an Handwerks- und Industriemeister, die erstmalig ein bereits bestehendes Unternehmen übernehmen und damit für sich eine Vollexistenz aufbauen. Die Meisterprämie soll bereits im Vorfeld einer Unternehmensübernahme einen Anreiz für qualifizierte Facharbeiter bieten, die anspruchsvolle Meisterausbildung mit dem Ziel einer späteren Unternehmensnachfolge zu absolvieren. Die Meisterprämie beträgt einmalig 7.500 Euro. Betriebsübernahmen gestalten sich jedoch sehr schwierig, weil oft die Problemlagen komplex sind.

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