“Ich bekomme oft so wundervolles Feedback auf meine selbstgefertigten Produkte”

Ungewöhnliche Schätze von der Insel Rügen kann man im Online-Shop von Nadine Schröder entdecken. Der Wunsch, sich selbstständig zu machen und eigene Ideen umzusetzen entstand, als Nadine Schröder ihre eigene Hochzeit plante. Sie suchte nach einem besonderen Ringkissen und fertigte es dann selbst: aus Muscheln. Wie gut ihr Online-Shop läuft, welche Hürden sie schon meistern musste und welche Herausforderungen die 29-Jährige noch vor sich sieht, erzählt sie in diesem Interview.

Inselgedanke2

Solche und andere Ringkissen wwerden gern von Hochzeitspaaren bestellt. Foto: Nadine Schröder

Frau Schröder, Ihr Gründungsdatum ist ein Aprilscherz. Seit dem 1. April 2013 gibt es den Online-Shop Inselgedanke. Hatten Sie an dem Tag viel zu lachen?

Ich habe eigentlich immer viel zu lachen. Aber an dem Tag war natürlich die Aufregung groß. Ich hatte noch immer viele Fragen im Kopf: Was kommt jetzt auf mich zu? Wo muss ich mich melden oder melden sich Finanzamt, IHK und Co bei mir? Wie, das war es jetzt schon?
Aber gut, der Anfang war gemacht nun konnte ich richtig loslegen und der „Welt“ meine Ideen präsentieren. Kunden gab es auf meiner Website am Anfang noch wenige. Es steckte viel Arbeit dahinter sich den einzelnen Braut-Facebook Gruppen anzuschließen und die Bräute von meinen Ideen zu überzeugen. Aber es lief an, wenn auch langsam.

Ihr Online-Shop heißt Inselgedanke. Was genau bieten Sie an?

Ich muss das ein bisschen teilen. Auf der einen Seite stecke ich mein Herzblut in das Thema Hochzeit hinein und auf der anderen Seite in einzigartige Souvenirs und Schmuckstücke für die Gäste der Insel Rügen. Ich wollte einfach mal was anderes machen als die typischen Mitbringsel wie „Tasse mit Namen“ drauf.
Die Hochzeiten liebe ich besonders. Es ist der Tag im Leben eines Paares und ich darf indirekt daran teilhaben. Am Anfang hatte ich fünf Produkte zum Thema Hochzeit im Angebot. Nun umfasst das Thema Hochzeit ca. 100 Produkte. Die Ideen dafür entstehen, wenn ich beispielsweise am Strand unterwegs bin und etwas Interessantes finde und ich hole mir auch Anregungen in anderen Läden mit ähnlicher Zielgruppe.
Der zweite Bereich ist das Souvenir-Geschäft. Ich liebe es, auf Märkten mit den Gästen zu kommunizieren und geheime Tipps auszutauschen. Oft werde ich gefragt, wo man Bernstein findet und wie er aussieht. Die Touristen und das Marktgeschehen sind immer so einzigartig und ich bekomme oft so wundervolles Feedback auf meine selbstgefertigten Produkte. Das bestätigt mich und meine Arbeit ungemein.

Inselgedanke1

In diesem Outfitt geht Nadine Schröder regelmäßig auf Bernstein-Jagd. Foto: Nadine Schröder

Rückblickend finde ich es witzig wie sehr sich mein Angebot verändert hat. Ich schmunzle oft über die alten Produkt-Bilder. Meine Angebote haben sich doch stark verändert. Und auch die Anzahl der Produkte stieg immens. Topseller sind neben dem Muschel-Ringkissen  auch Die kleine Strandfee und auch Rügen im Glas, das man sich auch gern selbst füllen kann.

Im Internet gibt es tausende deutsche Online-Shops, die Geschenk- und Dekoartikel anbieten. Wie werden Kunden auf Ihren Shop aufmerksam?

Viel passiert über die sozialen Netzwerke und das sollte man heutzutage nicht unterschätzen. Denn Gastgeschenke der Insel Rügen, Seestern-Ringkissen usw. machen nicht sehr viele.
Aber auch durch die gezielte Keyword-Suche wird mein Shop gefunden.
Flyer verteilen lohnt sich leider gar nicht und auch Werbung in Zeitungen mache ich nicht. Ich bin präsent in Facebook, pflege meine Fanseite und poste möglichst jeden Tag etwas. Auf den Märkten oder wenn ich in Hotels ausstelle, gebe ich auch immer meine Karte mit dem Verweis auf den Online- Shop mit. Dadurch kommt im Nachhinein auch mal eine Bestellung rein.
Das Hauptgeschäft mache ich aber nicht im Online-Shop, sondern immer noch bei Marktverkäufen durch den persönlichen Kontakt.

Sie sind gelernte Masseurin und medizinische Bademeisterin und haben viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Von dem Aufbau und der Funktionsweise eines Online-Shops dürften Sie damals keine Ahnung gehabt haben. Wie sind Sie vorgegangen?

Haha, das habe ich damals schön auf meinen Mann abgeschoben. Denn davon habe ich tatsächlich keine Ahnung gehabt. So langsam habe ich mich eingearbeitet, obwohl ich immer noch nicht zufrieden bin und eigentlich unbedingt Zeit investieren muss in dieses Shopsystem….

Als Masseurin habe ich sechs Jahre gearbeitet. Dann kam mein Großer und kurz darauf die Kleine. Und in der Zeit zu Hause mit meinen Kindern wuchs auch meine persönlich Reife und ich traute mir zu, etwas zu wagen.
Ganz ehrlich, viel zu verlieren hatte ich auch nicht. Denn ich wollte die Kinder erst im Alter von drei Jahren in die Kita geben und wenn es mit meiner Geschäftsidee nicht geklappt hätte, wäre ich einfach in meinen Beruf zurückgekehrt.
So hatte ich keinen Druck und ich glaube, das hat geholfen, dass es bisher so super funktioniert.

Wie erfolgreich sind Sie jetzt nach bald zwei Jahren?

Erfolg – das ist so ein Wort. Erfolg ist für mich, das Erreichen selbst gesetzter Ziele. Ich setze sie von vornherein nicht so hoch an, dann kann ich Stück für Stück sehen ob mein Ziel zu erreichen ist.  Ich bin eher der Sicherheitstyp und gebe auch nur das aus was ich habe.
Bisher bin ich mit der Entwicklung sehr zufrieden. Selbst in meinen kühnsten Erwartungen hätte ich nicht damit gerechnet, dass alles so schön funktioniert.
Ich habe noch einen weiten Weg vor mir und man kann nie wissen, wie sich alles weiter entwickelt. Daher bin ich mit dem Wort Erfolg, immer ein bisschen vorsichtig.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich damals fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Viel gelernt habe ich schon während und nach meiner Ausbildung in Bonn. Mein damaliger Partner führte eine Praxis und ich habe ihm dabei viel geholfen und mir dadurch unternehmerisches Wissen angeeignet.
Als ich dann auf die Insel Rügen gezogen bin und als Angestellte arbeitete hatte ich arge Probleme. Selbstständiges Denken war nicht erwünscht, Umsatzzahlen gingen mich nichts an und daran etwas verbessern schon gar nicht. Oh, das Fügen war für mich anfangs sehr schwer.
Hilfe beim Weg in die Existenzgründung habe ich mir dann aber doch geholt.  Das ganz Know how habe ich von Joachim Tautz. Er arbeitet beim Projekt Enterprise MV, das speziell für jugendliche Gründer konzipiert wurde. Ich weiß gar nicht, was ich ohne ihn machen würde. Man kann ihm jede Frage stellen und er gibt hilfreiche Tipps. Vor allem rund ums Thema Preise, habe ich mich doch sehr schwer getan.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Nein. Mein Vorteil war, dass ich Strandgut kostenfrei sammeln konnte und mich mit Kleinstbeträgen hoch gebracht habe. Wenn ich beispielsweise etwas für zwei Euro  gekauft und für acht Euro verkauft habe, konnte ich beim nächsten Mal höherwertig einkaufen und meine Gewinnspanne erhöhen. So ging das das erste halbe Jahr. Das waren lustige Zeiten.

Haben Sie mit Ihrem Online-Shop schon den Durchbruch geschafft?

Nein, da besteht definitiv noch Potential. Und das liegt sicher auch daran, dass der Shop nicht optimal ist. Ein Online-Shop braucht wirklich seine Zeit, um anzulaufen. Und wie Sie schon sagten, es gibt tausende Shops im Netz und überall bekommt man alles zu billigen Preisen.
Allerdings stelle ich fest, dass langsam eine Wende im Denken einsetzt. Liebevolle handgemachte Produkte sind gefragt. Aber auch Do it your self-Angebote  sind  gerade angesagt. Ich muss schauen wie ich das für mich selbst nutzen kann.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Darauf zu achten, dass meine Wohnung nicht aus allen Nähten platzt! Ich weiß nicht mehr wohin mit meinen Sachen. Jedes Zimmer ist voll. Ein Ladengeschäft wäre traumhaft, aber der Wunsch ist noch mindestens zwei Jahre entfernt.
Herausforderung pur ist auch, dass man sich immer etwas Neues einfallen lassen muss. Nicht stehenbleiben, sondern immer wieder mit neuen Produkten überraschen. Das kann auch sehr anstrengend sein…

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Platz! Und sobald ich den habe, richte ich mir eine Traumwerkstatt ein.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht eine Mitarbeiterin einzustellen. Aber ich habe Zweifel, dass jemand anders genauso viel Herzblut wie ich für meine Produkte mitbringt.
Daher ist das für mich noch keine Option.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Auf jeden Fall. Facebook ist für mich sehr wichtig. Die Resonanz ist groß und die Reichweite noch größer.
Wo bekommt man schon mal 13.000 Mitglieder auf einmal erreicht, wenn man ein neues Produkt vorstellt und wo bekommt man dazu auch gleich das Feedback? Man weiß schon nach kurzer Zeit, kommt meine Idee an oder eher nicht.
Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… mich nicht unterordnen zu müssen und freies, eigenverantwortliches Denken und Handeln.

Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich alles genau so machen, denn auch aus schlechten Erfahrungen lernt man sehr viel.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… traut euch aber bleibt realistisch. Nutzt als Kombination die sozialen Netzwerke und  den persönlichen Verkauf. Und das wichtigste ist nicht nur das Produkt, sondern das Verkaufserlebnis und der freundliche Kontakt beim Verkauf.

Ihre Kontaktdaten:

Inselgedanke
Nadine Schröder

Kiefernweg 13
18586 Sellin
Deutschland
Tel: 0163 2322207
Mail: info@inselgedanke.de
www: www.inselgedanke.de
Facebook : www.facebook.com/pages/Inselgedanke/114440828763498?fref=ts
Blog: http://inselgedanke.blogspot.de/       oh um den habe ich mich aber schon ewig nicht mehr gekümmert. *Huch*

Print Friendly, PDF & Email