„Ich nehme mir Zeit für meine Kunden.“

Anja Aulerich hat im Oktober in Kessin bei Rostock ihr eigenes Unternehmen gegründet. Sie „verwöhnt“ Füße und hat sich als Fachfußpflegerin (VFP) selbstständig gemacht. Das Angebot soll nach und nach weiter ausgebaut werden. Was der alleinerziehenden Mutter von zwei Kindern noch so vorschwebt und wie sich die ersten Monate als eigene Chefin bisher „angefühlt“ haben – auch darüber berichtet Anja Aulerich in diesem Interview.

Fachfußpflegerin Anja Aulerich hat eine abgeschlossene Ausbildung. Sie bietet neben der kosmetischen auch die medizinische Fußpflege an und darf Privatrezepte annehmen. Foto: Anja Aulerich

Frau Aulerich, so lange ist die Gründung ja noch nicht her. Wie  waren denn die ersten Tage als frisch gebackene Unternehmerin?

Die ersten Tage waren sehr aufregend und voll emotional. In die Werbung konnte ich ja vorher nicht richtig gehen, da erst eine Woche vorher feststand, dass ich wirklich dort, wo ich jetzt bin, „einziehen“ werde. Also, bis zur letzten Sekunde habe ich auf mein innerstes Gefühl vertraut und am 1. Oktober 2014 mein Studio eröffnet. Anders als geplant, aber ich war glücklich.
Der erste Tag war schon komisch. Ich kannte zwar die Damen vom Frisör und von der Kosmetik, mit denen ich jetzt unter einem Dach arbeite, aber in meinem Raum war ich auf mich gestellt.
Groß gefeiert habe ich meine Eröffnung nicht, ich werde lieber mein erstes Geschäftsjahr feiern.  Trotzdem habe ich von meiner Familie und Freunden Glückwünsche erhalten und ich hatte auch meine erste zahlende Kundin. Meine Schwiegeroma war das. Das hat mir die Aufregung genommen und ich konnte mich in Ruhe in meinem Umfeld orientieren, da es doch vom Ablauf anders funktioniert als zu Hause beim Üben.

Lief in den ersten Wochen alles wie geplant?

Die ersten Wochen waren für mich ok. Es gab gleich in der zweiten Woche Kunden. Drei an der Zahl, die nach Maniküre fragten. Das war eine neue Herausforderung für mich. Nagelfeilen und Nagellack, mit diesen Arbeiten hatte ich mich noch nicht beschäftigt. Aber ich habe die Kundenwünsche umgesetzt, gelernt und ausprobiert und nun biete ich auch Pediküre und Maniküre an.
Schwer auszuhalten sind Tage, an denen keine Kunden kommen. Diese freie Zeit nutze ich dann zum Üben, Werbung austeilen usw..

Gibt es in der Umgebung viel Konkurrenz?

Meine Konkurrenz habe ich schon bei der Erstellung meines Geschäftskonzeptes beachtet. Ich habe die Preise und die Behandlungsdauer angeschaut. Die meisten Pediküren dauern 20 Minuten. Das ist aber nicht mein Konzept eine Fußpflege in 20 Minuten durchzuführen. Ich nehme mir die Zeit für den Kunden, damit er leichten Fußes und erholt nach Hause geht. Denn Stress gibt es heutzutage überall. Deshalb dauert meine Behandlung etwa. 45 Minuten und ich habe auch ein offenes Ohr für meine Kunden.

Wie werden die Kunden auf Sie aufmerksam?

Ich profitiere von guter Mundpropaganda. Meine Kunden empfehlen mich an ihre Freunde, die Familie und an Bekannte. Unerlässlich ist Werbung in Zeitungen, bei Facebook, eine Homepage zu haben, Autowerbung, Flyer und Visitenkarten. Man muss präsent sein zu sein und auf Fragen der Kunden antworten, sich ihnen vorstellen.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich mit einem Fußpflegestudio selbstständig zu machen?

Ich war jahrelang im Bildungsgeschäft tätig und hatte immer befristete Arbeitsverträge. Jedes Jahr wieder gab es großes zittern, ob man einen neuen Vertrag erhält. Dazu kam, dass ich mich immer drei  Monate vor Ablauf des alten Vertrages arbeitssuchend melden musste. Keine schöne Sache, da auch die Anträge für Hort und Kindergarten immer neu gestellt werden mussten.
Eines Nachts habe ich von Fischen geträumt. Das war im Mai 2014. Mein Sohn machte morgens den Fernseher an und es ging um Knabberfische. Unglaublich, aber ich habe den Wink wahrgenommen. Die sogenannten Knabberfische – Kangalfisch und Gara Rufa –  knabbern verstorbene Hautschuppen ab und helfen bei Neurodermitis. Sie können auch bei dementen Patienten eingesetzt werden oder bei Kindern mit ADHS. Das ist meine zweite Geschäftsidee, die ich baldmöglich auch hier in geeigneten Räumen umsetzten will.
Ich habe mich damals gleich um Schulungen gekümmert und habe bis Ende September Geld investiert und  fünf Prüfungen abgelegt. Den Sachkundenachweis für die Fische und für die Ausbildung zur Fachfußpflegerin (VFP).  Alle Prüfungen habe ich beim ersten Mal bestanden. Darauf bin ich sehr stolz und das erreichte hat Mut gemacht an der Geschäftsidee festzuhalten!
Meine Kinder mussten in dieser Zeit zwar etwas zurückstecken, aber die beiden waren so begeistert von meinem Vorhaben, dass es keine Probleme gab und gibt. Selbstständigkeit und Kinder funktioniert, wenn gegenseitiges Vertrauen vorhanden ist und man sich gut organisiert. Ich bereue meinen Schritt in keinem Fall.

Welche Rechtsform haben Sie für Ihr Unternehmen gewählt und warum?

Ich habe ein Einzelunternehmen.

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Also, ich hatte schon oft verrückte Ideen, einige gut andere weniger gut. Ich bin Betriebswirtin, aber habe die Erfahrung gemacht, wenn es um einen selbst geht, hat man vor Aufregung fast alles vergessen. Also habe ich mein Konzept geschrieben und zusätzlich Hilfe bei einem Unternehmensberater gesucht. Dafür habe ich eine IHK-Förderung beantragt und den Bildungsscheck Beratung und Begleitung bekommen. Eine Unternehmensberatung empfehle ich jedem Existenzgründer. Allein schon deshalb, weil die Unternehmensberatung einem viele, viele Sachen abnimmt und einem den Rücken freihält für andere wichtige Dinge. In dieser Zeit konnte ich beispielsweise planen wie mein Studio aussehen soll, Flyer gestalten und meine Preise berechnen.

Schwer auszuhalten sind für Anja Aulerich die Tage, an denen keine Kunden kommen. Diese freie Zeit nutzt sie dann zum Üben, für Werbung austeilen usw.. Foto: Anja Aulerich

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe bei der Agentur für Arbeit den Existenzgründungszuschuss beantragt und bekommen. Es ging alles unkompliziert. Ich hätte weitere Fördermittel beantragen können, brauchte es aber nicht.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Unternehmen den Durchbruch schafft?

Ich brauche Durchhaltevermögen, muss immer freundlich und vertrauensvoll mit meinen Kunden umgehen. Und ich darf die Werbung nicht vernachlässigen.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Meine größte Herausforderung wird sein, mein Heilpraktiker-Studium wieder aufzunehmen und abzuschließen und endlich die Knabberfische zu holen. Das bedeutet auch, endlich geeignete Räumlichkeiten zu finden, wo ich auch laut Gesundheits- und Veterinäramt auch arbeiten darf. Eine potenzielle Mitarbeiterin habe ich schon, die darauf wartet endlich loslegen zu können.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ich nutze Facebook, da dort sehr viele Menschen unterwegs sind angesprochen werden. Es ist wichtig, gesehen zu werden.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich, …… Freiheit, Glück,
Zufriedenheit und verantwortlich sein für mein Tun und Handeln.

Würde ich noch mal neu starten, dann…würde ich alles noch einmal so machen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…..traut euch, nur dann werden Träume wahr.

Kontakt:
Die FussKosmetik
Anja Aulerich
Neubrandenburger Straße 8
18196 Kessin

Tel: 0176 – 97921979
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