“Interessante Inhalte in gut lesbare Worte zu fassen, ist meine Passion”

Trockene Fakten in schöne Worte kleiden kann Marion Dambeck mit links. Über zwei Jahre arbeitete sie als Texterin in einer Druckerei in Friedland bei Neubrandenburg. Als Ende 2012 aus betrieblichen Gründen die Kündigung kam, machte sich die vierfache Mutter kurzerhand selbstständig. Wie der Start war und welche Herausforderungen die junge Frau noch meistern muss, erzählt Marion Dambeck in diesem Interview.

Nach dem Studium der Germanistik, Skandinavistik & Erziehungswissenschaften ging Marion Dambeck von 2003 bis 2010 in Elternzeit und arbeitete nebenher stundenweises in verschiedenen Verlagen. Von März 2010 bis März 3013 war sie Texterin bei einer Druckerei und hatte Verantwortung für alle textlichen Bereiche im Web-Auftritt und Lektorat. Foto: privat

Frau Dambeck, haben Sie den Tag Ihrer Firmeneröffnung gefeiert?

Ja, klar. Abends zusammen bei Sekt haben mein Mann und ich angestoßen und darüber gelacht, dass wir früher Namen für unsere vier Kinder aussuchten, jetzt aber für meine Firma. Die Firma ist sozusagen unser fünftes Kind. Mein Partner hat mich bis jetzt in allem bestärkt und meine Arbeit, auch in der Elternzeit zu Hause, immer als wertvoll angesehen. Eltern und Familie reagierten positiv, aber sie waren doch eher außen vor und in meine Planung, die mich voll in Anspruch nahm, eher wenig involviert. Am Anfang war ich natürlich sehr aufgeregt. Bald schon hatte ich erste Aufträge. Aber selbstständig von zu Hause aus zu arbeiten, war eine ganz neue Erfahrung. Die anfängliche Euphorie wirkte wie ein Kraftschub, jetzt bin ich froh, dass die Ferien vor der Tür stehen und ich auch ein wenig Urlaub machen kann.

Sie sind jetzt ein halbes Jahr selbstständig. Wie erfolgreich sind Sie mit Ihrem Unternehmen?

Sagen wir mal so. Ich weiß jetzt, wie der Hase läuft. Texter für den Online-Bereich gibt es wie Sand am Meer. Zudem existiert, wie überall, ein “Billigsektor”. Als Texter wird man vermutlich nicht reich. Da ich aber so gut wie keine Investitionen brauchte, konnte ich von Anfang an Geld verdienen. Meine Kunden kommen hauptsächlich aus dem Online-Bereich. Betreiber von Online-Seiten oder -shops, die immer wieder neuen, lesenswerten Content, zu deutsch Inhalt, benötigen, um im Ranking der Suchmaschinen mithalten zu können, sind bei mir genau an der richtigen Adresse.
Aber auch der anspruchsvolle Inhalt einer Landings-Page, Fachartikel oder Verkaufstexte gehören zu meinen Aufgaben. Diese Aufträge bekomme ich meist aus Portalen. Ich fungiere dann als sogenannter “Ghostwriter” und verkaufe die Texte samt den Rechten daran an meine Kunden. Insofern war meine vorherige Festanstellung reines Glück. Hier konnte ich mich ausprobieren und mein “Handwerk” verbessern, denn ich lege besonderen Wert darauf, dass meine Texte einzigartig und echt sind. Interessante Inhalte in gut lesbare Worte zu fassen, ist meine Passion. Gute Texte kommen nun mal von echten Menschen. Das sollten Unternehmen nicht irgendwelchen Programmen oder Billigportalen überlassen.
Zudem strahlt eine sprachlich gut gestaltete Internet-Seite dem Kunden gegenüber auch Seriosität aus. Das Web ist so schnelllebig. Wer gegen die Konkurrenz bestehen will, braucht Worte, die den Leser bzw. Kunden fesseln und überzeugen.

Mein Mann ist mittlerweile freier Mediengestalter. So gehen wir Projekte auch Hand in Hand an. Flyer, Folder bis hin zu ganzen Katalogen versorge ich mit dem richtigen Text und übernehme gleichzeitig das Lektorat. Das ist eine tolle Art der Zusammenarbeit und bringt uns auf einer ganz anderen Ebene näher. Das letzte gemeinsame Projekt umfasste eine komplette Konzeptentwicklung für die Gottesdienstreihe “Kirche im Kino”. Vom ersten Layout über die Umsetzung bis hin zur Pressearbeit haben wir alles selbst übernommen und gestaltet. Gerne würde ich weiterhin so arbeiten. Aber auch meine eigene Kundschaft möchte ich in Zukunft noch mehr ausbauen. Mein Wunsch ist es, Kunden zu finden, die ich länger als einen Text lang betreue, deren Unternehmen ich gut kennenlerne und die ich vom ersten Wort an bis hin zur Pressemitteilung begleite. Ich stehe gerade mit einer Grafik-Agentur in Verhandlungen, als freier Mitarbeiter alles Textliche zu betreuen. Also, es gibt noch viel zu tun.

Wie kommen Sie überhaupt zum Beruf des Texters? Gibt es berufliche Qualifikationen, die man mitbringen muss?

Eine direkte Ausbildung zum Texter gibt es nicht, soll heißen, die meisten Texter sind Quereinsteiger. Ich habe zwar Germanistik, Skandinavistik und Erziehungswissenschaften studiert, aber das macht noch lange keinen guten Texter. Es ist eher so, dass eine sehr gute Allgemeinbildung, das Talent Sachverhalte gut in Worte fassen zu können sowie das Interesse an Neuem aufeinandertreffen. Natürlich hilft es mir, viel zu lesen und mich gut damit auszukennen, was Sprache alles kann. Ich scherze oft darüber, dass ich mit einem inneren Rotstift durch die Welt gehe und alle Texte, die mir in die Finger kommen, auf Rechtschreibung und Stil kontrolliere. Mein Mann meint, ich sei eine bessere Deutschlehrerin.

Sie haben ja sehr schnell gegründet. Blieb überhaupt Zeit, sich fit zu machen für die Selbstständigkeit, beispielsweise mit einem Existenzgründerseminar?

Ich denke, ich habe sehr aus einem Impuls heraus gehandelt, als ich meine Firma gründete. Ein paar Infos zur Gründung fand ich im Internet, alles andere ergab sich dann mehr oder weniger. Ein Existenzgründerseminar habe ich nicht besucht, da ich eine kurze Zeit gleichzeitig angestellt und selbstständig war. Da war einfach keine freie Zeit. Ich würde aber jedem so ein Seminar empfehlen. Als Kleinunternehmer ist ja auch mein Risiko nicht so hoch, da ich bis zu einem bestimmten Umsatzbetrag steuerbefreit bin. Bis jetzt kam ich mit der Steuerklärung ganz gut zurecht. Später wird mich dann wohl der Steuerberater meines Mannes unterstützen.

Was ist der entscheidendste Faktor, damit Sie den Durchbruch schaffen? Wo liegen die Herausforderungen?

Na ja, wie schon eingangs gesagt, liegt die Kunst darin, Kunden langfristig anzubinden. Das schafft man nur mit herausragender Qualität. Nur dann ist der Kunde auch bereit, das nötigte Geld für die Dienstleistung aufzubringen. Ich habe dieses Problem immer wieder auch in meiner Zeit in der Druckerei beobachtet. Billig, billig, billig – so wenig Kosten wir möglich. Dass darunter aber die Leistung und natürlich auch der Markt an sich leidet, ist völlig klar. Ich habe die große Hoffnung, dass diesbezüglich ein Umdenken eintritt. Auch mein Mann und ich versuchen vermehrt darauf zu achten, unsere Kunden an regionale Firmen wie z. B. Druckereien oder Web-Designer weiterzureichen. Somit sind für mich die entscheidenden Faktoren zum Erfolg Verbindlichkeit, Qualität und eine gesunde Portion Lokalpatriotismus.

Sie haben vier Kinder und einen Mann, der seit Juni auch selbstständig ist. Wie bringen Sie all das unter einen Hut?

Ja, das ist eine gute Frage. Manchmal ist es das reine Chaos. Ich musste erst in die Rolle der Selbstständigen hineinwachsen. Früher passte das Rollenmodell: Vater arbeitet voll – Mutter arbeitet nur teilweise und hütet die Kinder. Das hört sich altbacken an, aber die Jahre zu Hause waren für uns als Familie sehr wertvoll. Eine gewisse Wertschätzung dem Partner gegenüber, der ja auch zu Hause mit den Kindern viel Arbeit hat, ist unerlässlich. Auch jetzt versuchen wir unsere Arbeit als gleichwertig anzusehen, auch wenn ich weniger verdiene als mein Mann. Wir wechseln uns in der Betreuung unserer Kinder ab. Das funktioniert gut, denn unsere Kinder besuchen nur die Schule bzw. die Kita und sind dann nachmittags zu Hause oder haben ihre Veranstaltungen. So hält der eine dem anderen den Rücken frei. Trotzdem ist es manchmal ein Kraftakt. Auch wenn das auf einige befremdlich wirken mag. Wir sind beide gläubig und gehören zu einer freien evangelischen Gemeinde in Neubrandenburg. Der Glaube, dass Gott uns versorgt, gibt uns viel Kraft und wir durften dies auch immer wieder erleben. Zum Beispiel können wir jetzt ein Haus beziehen, wo wir auch dann unser gemeinsames Büro haben werden. Somit ist doch Gott eine gewisse Konstante in unserem Leben. Es bleibt aber auch für uns spannend, wie sich alles entwickeln wird.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Nein, ich nutze weder geschäftlich noch privat solche Social-Media-Kanäle. Ich weiß zwar, dass ohne eine gekonnte Präsentation im Netz heutzutage nichts mehr geht, aber ich fürchte die Blase der sozialen Netzwerke wird bald platzen. Zudem habe ich lieber persönlichen Kontakt mit Kunden, Freunden und Bekannten. Trotzdem planen mein Mann und ich eine gemeinsame Webseite, um uns passend darzustellen und Kunden einen Einblick in unsere Arbeit zu gewähren. Aber auch das kostet Geld, und wir wollen nicht irgendwas. Irgendwas machen schon zu viele.
Wir ziehen im August in ein 300 Jahre altes Dielenhaus. Hier soll unser Büro und somit auch unsere Basis entstehen. Das Haus als unsere Plattform zu betrachten und uns auch mit dem Haus entsprechend zu präsentieren, ist für uns viel interessanter.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig zu sein bedeutet für mich…nicht reich zu werden, dafür aber alle Freiheiten genießen zu können.

Würde ich noch mal neu starten, dann…würde ich alles genauso machen.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich…neben guter Beratung auf ihr Bauchgefühl zu hören.

Kontakt:
Marion Dambeck
Am Pferdemarkt 62
17098 Friedland
(ab September 2013: Wollweberstr. 90, 17098 Friedland)
Telefon: 0174/ 90 89 693
E-Mail: dambeck_ptp@gmx.de
www:  dambeck-presse.de

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