“Na, machst du wieder Plückefinken?”

Kleine Schätze und außergewöhnliche Unikate fertigt Melanie Schwemer. Sie hat sich im September 2013 selbstständig gemacht und näht zauberhafte Schals, Taschen, Pullis, Röcke und vieles mehr. Jedes Stück besticht durch ein einzigartiges Detail. Da verwundert es nicht, dass die Pinnwand auf Facebook voller bewundernder Kunden-Kommentare ist. Wie Melanie Schwemer die ersten Monate als Selbstständige bislang erlebt hat, erzählt sie in diesem Interview.

Melanie Schwemer ist 35 Jahre alt und wohnt mit Mann und zwei Söhnen in der Nähe von Rostock. Hand- und Bastelarbeiten sind seit jeher ihr größtes Hobby. Foto: Liane-Scholz-Fotografie.de

Frau Schwemer, Sie haben Ihren Online-Shop Plückefinken genannt. Ein auffälliger und ungewöhnlicher Name.  Wo kommt der her?

Lach, Plückefinken ist ein plattdeutscher Begriff. Er bedeutet so viel wie: kleine Schnipsel/Sachen machen.
Und kleine Plückefinken sind auch meine Produkte die ich herstelle. Jedes hat ein individuelles, außergewöhnliches Detail. Das kann ein selbst gehäkeltes Blümchen sein, eine schöne Borte oder, oder, oder…
Den Namen zu finden, war nicht schwer. Den Ausdruck kenne ich schon seit meiner Kindheit.
Immer wenn ich wieder am Basteln und Schneiden war, meinte meine Mama zu mir: „Na, machst du wieder Plückefinken?“
Ich verbinde viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit und auch ganz viel Kreativität mit Plückefinken.

Wie ist die Geschäftsidee entstanden?

Nach meiner Ausbildung als Technische Zeichnerin, habe ich nach der Ausbildung ca. 15 Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Ich war immer viel unterwegs. Schon meine Ausbildung machte ich außerhalb meiner Heimat. Danach arbeitete ich in Bremen und auf den Werften in Wismar und Rostock. Diese ständige Einsatzwechseltätigkeit war ich dann irgendwann leid.
Ich war nicht mehr glücklich in meinem Beruf. Den ganzen Tag vor dem PC, Zeichnungen und Stücklisten abarbeiten. Mir fehlte die Kreativität, etwas mit den Händen erschaffen. Menschen glücklich machen.
Kreativ war ich schon immer: Malen, Zeichnen, Handarbeiten und Basteln, das sind meine Hobbys.
Zum 34. Geburtstag schenkte ich mir selbst eine Nähmaschine. Eine sehr liebe Freundin zeigte mir einige Handgriffe und dann hat mich das Nähfieber gepackt und bis heute nicht mehr losgelassen.
Ich liebe es einfach verschiedene Stoffe zu kombinieren. Durch meine kreativen Hobbys habe ich ein ganz besonderes Gefühl entwickelt, was Farben, Formen und Muster angeht. Ich spüre einfach, was gut zueinander passt und was nicht. Oft sehe ich das Endprodukt schon vor meinem geistigen Auge.
Dadurch wird jeder Artikel einzigartig.

Nähen Sie wirklich alles selbst, was Sie verkaufen?

Ja, ich nähe alles allein. Auch meine Häkel-Applikationen mache ich selbst. Mein Motto ist „Learning by doing“ – ich habe mir alles selbst beigebracht. Zu Beispiel habe ich dazu viele Bücher gelesen, viel im Internet recherchiert und immer wieder ausprobiert. Vielleicht liegt`s mir aber auch im Blut. 
Ich kann nicht pauschal sagen, ich sitze jeden Tag drei Stunden an der Nähmaschine, weil nebenbei auch andere Dinge erledigt werden müssen. So fotografiere ich meine Produkte auch selbst und stelle sie dann in den Online-Shop.
Und wenn ein Auftrag reinkommt, hat der natürlich erst mal oberste Priorität.

Gehen schon täglich Bestellungen ein?

Nein, täglich noch nicht. Aber so zwei bis drei Anfragen die Woche gibt es.
Zusätzlich zu meiner Selbstständigkeit, habe ich noch einen Minijob. Dadurch habe ich jeden Monat ein sicheres Einkommen. Das ist mir wichtig.

Wie erfolgreich sind Sie mit Ihrem Unternehmen bisher?

Hm, das ist schwer zu beantworten, weil so lange bin ich ja noch nicht selbstständig.
Ich merke, dass meine Kinderbekleidung sehr gefragt ist. Ich bekomme oft Anfragen.
Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden verkauften Artikel in meinem DaWanda-Online-Shop.
Demnächst möchte ich meine Produkte auch auf Märkten ausstellen und verkaufen.
Dabei ist mir besonders wichtig mit den Kunden ins Gespräch kommen, um Wünsche, Meinungen und Kritikpunkte zu erfahren.
Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem  haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit?

Bevor ich den Gang zum Gewerbeamt gewagt habe, habe ich mich lange auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Ich besuchte einen Existenzgründerkurs beim Rostocker Institut „Frauen in die Wirtschaft“. Ich habe mehrere Gespräche bei der IHK zu Rostock in Anspruch genommen und natürlich viel im Internet recherchiert. Ganz besonders interessant und hilfreich für mich war das Dawanda-Seminar von AnneSvea.

Ein Dawanda-Seminar von AnneSvea  – Verraten Sie bitte mehr darüber!

DaWanda ist ja die Verkaufsplattform für Selbermacher – insbesondere Frauen, so denke ich, werden DaWanda kennen.
Auf der Suche nach einem bestimmten Stoff, habe ich AnneSvea via Facebook kennengelernt. Dabei habe ich unter anderem erfahren, dass sie Seminare über DaWanda in verschiedenen Regionen Deutschlands anbietet.
In den Seminaren erzählt sie, was DaWanda eigentlich ist, wie man einen Shop eröffnet, wie Kundenansprache funktioniert, wie man gute Fotos macht, professionelle Produktbeschreibungen und auf sich und seine Angebote aufmerksam macht.
Anne Svea ist gelernte Zahntechnikerin und hat heute über 2800 zufriedene Kunden, die ihren Shop mit fünf Sternen bewertet haben. Das ist Höchstpunktzahl und sehr beeindruckend. Sie fing im Prinzip mit einem kleinen Kissen an…
Das ganztägige Seminar fand im September in Rostock statt. Die Seminargebühren betrugen 105 Euro.  Und glauben Sie mir, das Geld war gut investiert. Mir hat dieses Seminar sehr viel gebracht. Es hat mich soweit motiviert, dass ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe.

Welche Wissenslücken gab es vor dem Start in die Selbstständigkeit?

Das waren Lücken, von denen hier schon mehrere Gründer berichtet haben: Buchhaltung und Kalkulation.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Nein, ich habe keinen Kredit oder Fördermittel beantragt. Meine Investitionen habe ich von meinem Ersparten bezahlt. Anschaffen musste ich beispielsweise die Website, die Nähmaschine, den Schreibtisch, Schneider-Utensilien – die nicht gerade billig sind – und Material zum Verarbeiten.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit ihre größten Herausforderungen?

Meine größte Herausforderung ist, alles unter einen Hut zu bekommen. Familie, meine Selbstständigkeit und den Minijob. Ganz wichtig ist es dabei, sich selbst nicht zu vergessen.

Foto privat

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?

Ja, ich habe eine Facebook -Seite. Dort zeige ich neue Produkte und gebe Termine bekannt, wo ich meine Sachen verkaufe. Einen kleinen Einblick in mein Privatleben gibt es dort auch zu sehen, aber nur wenn es auch ums Nähen geht. Zum Beispiel ein neues Kuschelkissen für meine Kinder.
Des Weiteren nutze ich noch Instagram und Pinterest. Auf Instagram poste ich Fotos meiner Produkte, die unter anderem noch im Entstehungsprozess sind.
Und Pinterest ist eine gute Inspirationsquelle für neue Ideen, aber auch um seine eigenen Produkte in den Vordergrund zu stellen.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… Unabhängigkeit, Verantwortung tragen, Spaß an der Arbeit.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,…sich gründlich vorzubereiten, nicht den Mut zu verlieren und auch an sich selbst zu denken.

Kontakt:

Melanie Schwemer
Pankelower Weg 1a
18196 Dummerstorf

Telefon: 0172 5644352
038208/80456
E-Mail: info@plueckefinken.de

www: www.plueckefinken.de
Facebook: https://www.facebook.com/plueckefinken
Instagram: http://instagram.com/plueckefinken

Mein persönlicher Tipp:

Gründerseminare bei Anne Svea: http://seminar.annesvea.de/

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